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Tja, leider hat die Sonnenenergie nicht lange gehalten. Eine halbe Stunde nach der letzten Pause ziehen schon wieder dicke Wolken den Berg hinauf, genau mit mir. Auf dem Bocca a le Porte (2.220m) ist schon wieder alles wolkenverhangen und neblig trüb. Hier beginnt die Kletterpartie. Die Landschaft erinnert mich an die Dolomiten, steil aufragende, kerzenartige Felsen reihen sich so schön aneinander, als hätte der Felsenkommandant sie antreten lassen.
Die Kletterei ist nicht weiter kompliziert und so komme ich gut durch. Im Gegensatz zum Cirque de la Solitude ist in der Breche de Capitellu heute kein Mensch, ich kann mich also austoben. Was ich natürlich umgehend tue. Kaum bin ich auf der anderen Seite angekommen, scheint es als wolle mir jemand sagen was Wind wirklich ist. Nach der Breche de Capitellu geht es wunderschön über eine Grat zum Bocca a Soglia. Solche Grate liebe ich, es ist ein ungemein befreiendes Gefühl über einen schmalen Grat zu wandern und links und rechts geht es jeweils ein paar hundert Meter steil hinab. Leider pfeift der Wind so stark genau über diesen Grat, dass ich trotz Fleece, Regenjacke, Mütze und langer Hosenbeine fast das Gefühl hab meine Finger nicht mehr zu spüren. Im Februar waren wir im Allgäu bei -28°C den ganzen Tag am Schneehschuhwandern. Dort hatte ich ungefähr gleichviel an und hab weniger gefroren. Dieser verdammte Wind.
Eigentlich wollte ich hier oben Pause machen, aber daraus wird wohl nichts. Ich kann mich kaum halten. Schade denn der Blick ist wieder einmal überwältigend. Zu meiner Linken geht es steile 500m hinab zum Lac de Capitellu und direkt daneben liegt der Lac de Melo, zur Rechten fällt es ebenso steil in ein namenloses Tal ab. Der Weg zum Refuge führt nun auf langsam fallend auf die andere Seite des Bocca a Soglia. Zwischendurch setzt sich immer mal wieder die Sonne durch, so dass ich ständig am An- und Ausziehen bin. Im Refuge angekommen dominiert mal wieder der Wind und die Sonne scheint aufgegeben zu haben. Wieder ist es bitter kalt und der Wind raubt mir den letzten Nerv. Ich suche mir trotz Wind einen wunderschönen Zeltplatz von dem aus ich durch 2 Täler bis zum Meer blicken kann. Die Kälte macht sich bemerkbar, beim Gardien kaufe ich einen abgepackten Marmorkuchen, den ich innerhalb von 5 min verschlinge. 2 Müsli-Riegel müssen ebenfalls dran glauben, erst dann ist mein Magen damit einverstanden, dass erst so um 8:00 Uhr gekocht wird. Nachher gehe ich noch hoch zu dem Engländer mit seiner Tochter, er hatte mich heute morgen nach ein paar schönen Stränden gefragt, da sie beide wohl genug von den korsischen Bergen gesehen haben, wollen sie noch ein paar Tage relaxen. Keine schlechte Idee! Aber nicht für mich, durchhalten ist angesagt.
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Andrea Hi Steffi, werde schon süchtig nach deinen Berichten. Du solltest ein Buch schreiben. Bin stolz auf dich! Gruß Andrea