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Hallo zusammen!
Endlich hab ich wieder ein bisschen Zeit zum Schreiben. Es ist schon wieder Freitag und meine Arbeit im OP ist für heute getan. Die Zeit hier vergeht rasend schnell!
Seit meinem letzten Eintrag hab ich schon wieder vieles erlebt. Vor einer Woche hatte ich freitags frei, weil hier das Ende des Ramadan gefeiert wurde und doch ein hoher Anteil der Leute hier dem Islam angehören. Wir waren also zur muslimischen Familie einer Mitarbeiterin eingeladen, wo auch noch zwei Familienmitglieder Geburtstag hatten. Wir assen viel und gut (an Amra: wenn die Hose nicht mehr passt dann eher, weil sie zu eng wird!), hatten Kindergeburtstagsparty, Kaffezeremonie und noch ein bisschen Beten nach Mekka zu gleich. War sehr schön und lustig und natürlich auch sehr interessant, all dies mal aus nächster Nähe zu erleben.
Am Samstag war dann Neujahr, wo wir am Abend bei der (christlichen) Familie eines weiteren Mitarbeiters eigeladen waren. Wieder viel Essen und Trinken und das Leben einer äthiopischen Familie der eher etwas gehobeneren Gesellschaftsklasse kennenlernen. War auch ein toller Abend! Da man hier aber nie lange zu Besuch bleibt, weil man nach 21.00h nicht mehr durch die dunkeln Strassen laufen sollte, wurden wir dann auch zeitig nach Hause gebracht. Kam uns gerade gelegen, da wir nachhher noch von einheimischen Freunden mit ihrem Truck (anders kommt man bei Regen nur schlecht durch die Strasse zu unserem Haus) abgeholt wurden, um in einem äthiopischen Restaurant Neujahr zu feiern. War sehr lustig und ich hatte das erste mal Kontakt mit dem äthiopischen Tanzstil. :-) Nicht wie für uns gewohnt mit den Hüften, sondern mit den Schultern bewegt man sich hier zur Musik. Für uns Farenjis sehr sehr schwierig, dafür sehr amüsant für die Einheimischen!
Auf dem Nachhauseweg wo wir zu fünft in der Fahrerkabine des Trucks sassen, wurde ich dann irgendwann gefragt, ob ich Auto fahren könne. Erstaunt über meine Antwort waren die Männer noch erstaunter, als ich anbot, nach Hause zu fahren. Nach einigen Satzwechseln die ich nicht verstand, führ unser Driver rechts ran und ich rutschte hinter das Lenkrad. Das war vielleicht ein Gaudi! Staunende Männer, Pferde die mitten auf der Strasse standen und keine Anstalten machten zur Seite zu gehen, die Polizei die uns überholt hat und das schlimmste waren aber die Bremsen! Hier muss man sehr früh bremsen, wenn man weiss wo man anhalten oder abbiegen will. In der Schweiz wären diese Bremsen bestimmt nicht mehr zugelassen! Aber wir sind natürlich heil heimgekommen und haben in dieser Nacht sehr gut geschlafen nach diesem lustigen Abend.
Am Sonntag machten wir dann einen relaxed Day. Da das Wetter nicht so beständig war, verschoben wir unsere Ausflugspläne. Hoffe dann, dass morgen die Sonne den ganzen Tag scheint! Dann wollen wir uns nämlich "Fahhräder" mieten und zu einem nahegelegenen Wasserfall radeln. :-)
Im Op ist alles etwas mühsam. Die Leute kommen nicht so richtig in die Gänge und halten lieber auf den Gängen oder im Aufenthaltsraum ihre Schwätzchen, anstatt ans speditive Arbeiten zu denken.. Trotzdem hab ich zu vielen schon einen guten Draht gefunden und mag sie sehr. Die OP's selber sind sehr interessant. Hier sieht man wirklich viel Kuriositäten. Und ich bin stolz auf Stephi, wie sie hier ohne BV ganz tolle Osteosynthesen macht. Die postoperativen Röntgenbilder von der Philosplatte am Montag hat mich echt total begeistert!
Diese Woche habe ich damit begonnen, zwischen dem OP-Programm ambulant externe Fixateure vor dem OP-Eingang zu entfernen. Daran muss ich mich noch gewöhnen. Ich machs eigentlich gern, aber da das natürlich alles ohne auch nur die geringste Betäubung gemacht wird, schreien die Kinder wie am Spiess, wenn ich ihnen die Pins aus dem Knochen schraube. Und die Wunde wird danach mit purem Alkohol desinfiziert. Autsch! Das geht mir so in die Knochen, wenn ich ihnen solche Schmerzen zufügen muss, dass ich meistens mehr schwitze als die Patienten... Aber sehr erstaunlich wie hart die Leute hier sind und was sie alles tapfer aushalten! Auch schon die Kinder! Schreien sich zwar in den schrillsten tönen die Seele aus dem Leib, aber halten brav hin.
Unser Nachbarsgockel (den ich schon mal in einem Blog erwähnt habe, wegen der Nachtruhestörung) hat sich unserem Backofen schon gefährlich genähert. Am Mittwoch als Stephi und ich in der Küche schnippelten und das Nachtessen für eingeladene Gäste zubereiteten, sass das Tier plötzlich vor dem Küchenfenster und wollte hinein. Das grosse Küchenmesser schien ihn nicht zu beeindrucken! Nach Grillhähnchen war mir aber nicht, weil ich schon feine selbtgemachte Bruschette und die Sauce für die Pasta vorbereitet hatte. Also warf ich den Ausreisser zurück über den Zaun zum Nachbarn. (Das feine Nachtessen gabs dann aber schlussendlich auch nicht, weil genau als der Besuch kam und wir mit dem Kochen und Backen beginnen wollten, der Strom einmal mehr ausfiel.. GRRR!!!!)
So, hoffe in der Schweiz ist alles in Ordnung und ihr habt einen goldenen September, wie ich es euch gewünscht hatte?
Liebe Grüsse aus Jimma
Patricia
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