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Montag,13.02.: Heute benötigte es keinen Wecker, um die Federn zu verlassen. Einige Minuten, bevor ich planmäßig aufwachen wollte, polterte es bereits in meinem Zimmer. Ich öffnete die Augen und sah, dass einige Betten schon leer waren und ein reger Betrieb herrschte. Das um 7 Uhr! Ich dachte,ich sei um Urlaub,da möchte ich doch wohl um etwas Ruhe bitten! Nach der Körperhygiene verließ ich den Backpacker, um mich wieder auf die liquide Seite des Lebens zu befördern und musste hierfür meine Mastercard benutzen. 1000 Rand in Bar vom Automaten, ich hoffe sehr, dass hier keine horrenden Kosten anfallen. Mir blieb noch knapp eine halbe Stunde, bis der angekündigte Transfer anstand, so sollte ich es schaffen, etwas zu beißen zu bekommen, und da Frühstück im Preis pro Nacht enthalten ist, zog es mich zurück in meine Unterkunft. Leider durchkreuzte die Organisation mit dem Namen African Eagle mein Vorhaben und erschien eine Viertelstunde früher. Hungrig und auf die Best of Cape Tour gespannt, setzte ich mich in den Van, in dem bereits ein Engländer mit seiner Ehefrau saß, beide deutlich über 50. Unsere zwei Tourguides, der Schwarze Joe und der Weiße Mitch, waren humorvolle und sehr informative Menschen, die bereits auf dem Weg zum nächsten Hotel, wo weitere Teilnehmer abgeholt werden sollten, mit einigen durchaus interessanten Infos punkten konnten. Zwar würden diese Infos eher unter die Rubrik „Unnützes Wissen" fallen, jedoch sind das meist auch ebenjene Fakten, die man sich am besten merkt. Die weiteren Herrschaften waren ein Mann und drei Frauen, ebenfalls im Alter von 60+ für mich steinalt, die meinem ersten Eindruck nach aus China kamen. Als sie während der Fahrt zu unserem ersten Halt anfingen französisch zu sprechen, war ich zunächst höchst amüsiert. Es lag zwar kein deutlich asiatischer Akzent in der Aussprache, jedoch fragte ich mich, was der Quatsch soll. Am Weingut Zevenwacht realisierte ich erst, dass wir doch tatsächlich mit der Weinverkostung beginnen würden und das auf meinen leeren Magen. Mir schwante Übles! In einem gut erhaltenen Landhaus auf einem Hügel, umringt von mir unbekannten, sehr schönen Pflanzen und Sträuchern, nahmen wir zu siebt, an einem mit Weingläsern eingedeckten Tisch, Platz. Eine andere Gruppe war mitten im Genuss des hier hergestellten Weines, man sah die leicht rötlichen Wangen und meine Angst, der Trunkenheit entgegenzulaufen, wurde noch größer. Zu unserem Tisch kam eine junge Frau geschritten, in der Hand einen Korb mit überlebenswichtigem Inhalt - Kekse und Käse. Jeder bekam eine Tüte Kekse und für den gesamten Tisch wurden vier große Stücken Käse offeriert ,je zwei Stücken eines drei und sechs Monate alten, ebenfalls in eigenen Räumlichkeiten produzierten Käses. Doch wollte ich kein Flegel sein und einfach so aufs Mampfen übergehen, so wartete ich den ersten Wein ab. Hier muss ich hinzufügen: Ich weiß einiges über verschiedene Weine, ich weiß, was mit holzig, würzig, trocken,mild und dem restlichen Schmu gemeint ist, aber ich bin definitiv kein Weinkenner. Fängt jemand an, in meiner Gegenwart ein Weinglas zu schwingen, sich das Glas 3 mm vor das Auge ins Licht zu halten, am Glas zu riechen, nach einem winzigen Schlückchen mit den Lippen im Zusammenspiel mit der Zunge sehr unappetitlich zu schmatzen oder den Mund durchzuspülen, denke ich mir meinen Teil. Oftmals lautet der Teil ungefähr: Ist klar, du Spinner.
Doch diesen Gedanken ließ ich heute mal unausgesprochen, denn ich befand mich auf einem Weingut, auf dem zweifelsohne auch mal Kenner unterwegs sind. Der erste Wein war ein weißer von 2009, ziemlich mild und problemlos verträglich. Da mein Magen anfing, Beatbox zu machen (Beatbox ist „Musik" mit dem Mund, kompliziert zu erklären), riss ich meine Kekstüte auf und verschlang, mit einer Hingabe für jeden einzelnen trockenen Krümel, dieses 3x5cm winzige Gebäck. Ich schaute in die Runde und sah den zunächst für einen Chinesen gehaltenen Mann, nennen wir ihn Mao, mit seinem Weinglas in der Hand. Er tat genau das, was ich aufgelistet habe und für recht belustigend befinde, wobei ich natürlich nichts gegen einen Geruchstest einzuwenden habe. Im Gespräch mit den Engländern quer über unsere hölzerne vierbeinige Ablage, lauschte ich dem Asiaten und des Rätsels Lösung kam ans Tageslicht. Die vierköpfige Gruppe stammt von Mauritius, er selber sei passionierter Weintrinker. Auch der zweite Wein war ein Weißer,da die gesamte Mannschaft anfing, am Wein zu riechen, tat ich es ihr gleich, wohl wissend, dass ich nicht den Hauch eines Geruchs vernehmen würde. Meinen defekten Geruchssinn erwähnte ich gar nicht erst, sondern spielte den vom Odeur faszinierten Deutschen, nippte am Glas und stürzte mich ein weiteres Mal auf die Kekse. Zu jedem servierten Wein gab es eine Erklärung seitens der Dame, die ihn brachte. Pinotage hier, Mont du Toit da und irgendwo auch mal Chardonnay oder Shiraz, in Verbindung mit diversen Informationen über Dinge,die hier nicht zur Sache tun. Weitere zwei Weingläser, diesmal rote Trauben, und endlich konnte ich mir den Käse auf der Zunge zergehen lassen. Welch ein Gaumenschmaus, welch ein faszinierendes Erzeugnis, welch ein phänomenaler Sattmacher! Ganz so klasse war es dann doch nicht, aber immerhin ein wenig Speise... Dem Weingenuss folgte ein Rundgang durch die Räumlichkeiten, zu denen ein Fasslager zählt, oder auch die Produktionshalle mit riesigen Maschinen und ein Testlabor. Die Ernte und anschließende Anlieferung der Beeren verpassten wir um einige Stunden, da momentan jede Nacht ab 2 Uhr bis in den frühen Morgen hinein geerntet wird. Es ging hinaus auf ein Feld, vom dem aus man nahezu das ganze Gebiet überblicken konnte, wobei meine vier Freunde aus Mauritius etwas problematisch dastanden, da sie recht kleingewachsen waren und nur in eine Richtung über die Sträucher hinaus zu schauen vermochten. Das Weingut verlassend, betrachtete ich die weitreichende Landschaft und erfreute mich ihrer Schönheit. Eine Ansammlung von Weinbergen, normalen Bergen, großen Bergen, kleinen Bergen, Bergen mit vielen Pflanzen, Bergen mit wenigen Bäumen, Bergen mit Bergen obendrauf, Bergen neben Bergen...- viele Berge!! Wir fuhren in die Stadt Stellenbosch, in der viele Studenten beheimatet sind, Wein zu keiner Mahlzeit fehlen darf und Touristen täglich Brot sind. Um meiner Schreiblust nachzukommen, kaufte ich mir einige Postkarten und beschrieb diese sogleich, beklebte sie mit Briefmarken und ab in den Postkasten des ortsansässigen Post Office. Unsere Fahrt ging weiter, diesmal auf der anderen Seite der steinigen Erhebungen, entlang des Atlantischen Ozeans ins nächste Dorf. Hier in Muizenberg stehen die recht berühmten bunten Strandhäuser, direkt am Sandstrand, von dem aus man des öfteren weiße Haie im Wasser sehen kann, die den Surfern das Leben schwermachen. Ein wenig Freizeit, in der ich mir endlich einen überteuerten Burger kaufen konnte und mich zu Fuß aufmachte, um die Gegend zu erkunden. Einige Fotos als Erinnerung, jedoch keines am Strand mit den bunten Holzhäusern, und wir fuhren fort, unser Ziel weiter im Blick, das Kap der guten Hoffnung. Doch bevor es so weit war, hielten wir ein weiteres Mal und mir war nicht ganz klar, aus welchem Grund dies geschah. Ich sah den Ozean, wie vorher auch, viele Autos und Touristen, somit nichts neues. Allerdings vergaß ich, dass Südafrika Pinguine am Strand beherbergt, am Boulders Beach. Das war es also! Für 4,50 € Eintritt in den Nationalpark, oder eher den Abschnitt, denn wir zahlten auch später noch für die Zufahrt zum Kap, ging es entspannten Schrittes zum Sand, wo sich uns ein spektakuläres Bild bot: Von vermutlich 300 Pinguinen bewegten sich zwei, der Rest verharrte bewegungslos in teilweise seltsamsten Positionen. Einige standen wie zum Absprung von einer Klippe bereit, den Kopf jedoch schräg haltend und die winzigen Flügel gespreizt, andere nach vorne gebeugt, als würden sie beschämt zu Boden gucken. Bereits genannte Ausnahmen watschelten gemütlich ihres Weges, wobei einer der beiden nach kurzem innehielt und anfing, ein großes Loch zu buddeln und den Sand einen halben Meter hoch in die Luft zu befördern. Sowas muss man gesehen haben, sehr amüsant! Beim Umschauen von der Plattform über den Pinguinen, konnte man vereinzelt welche in den Büschen am Hang erkennen, oder hatte sie neben dem Steg vom Parkplatz zum Strand direkt hinter der Abzäunung. Nachdem auch hier die Zeit vorbei war, ging es schließlich zum südwestlichsten Punkt des Südafrikanischen Kontinents. Eine Straße, direkt am Hang, führte uns die traumhafte und atemberaubende Strecke dorthin entlang, ein Stück glänzender Natur. Dann war es soweit: Eine Menschenansammlung, wie man sie in der Mönckebergstraße zum 23. Dezember hat, Reisebusse links und rechts, Hunderte von Fotoapparaten. Und mittendrin, ich im Kampf durch das Getümmel, hin zum Schild, ich sehe es, umringt von Touris, ein bisschen Platz und schon stehe ich dahinter. Cape of Good Hope, 18' 28' 26'' Ost und 34' 21' 25'' Süd, ein Foto für meine ganz persönliche Ewigkeit. Mit meinen Wanderstiefeln traute ich mich näher ans Wasser, das Geröll emporkletternd erhaschte ich einen Blick auf den tosenden Ozean, der irgendwo in der Ferne in den Indischen übergeht. Unser Besuch am Kap war noch nicht vorbei, es wartete noch der Leuchtturm, den es für mich jungen Hüpfer ganz klar zu Fuß aufzusuchen galt. Doch nicht vom Kap, das wären einige Kilometer zu viel, sondern erneut von einem Parkplatz für unzählige Busse und andere Vehikel. 15 Minuten anstrengender Steigung in der sengenden Hitze der gnadenlosen Sonne überstand ich mehr oder minder mit einem Herzschlag von nicht weniger als 220 Schlägen pro Minute. Es lohnte sich allemal, denn von hier oben sah man etwas schier Unfassbares. Zur Rechten der Indische Ozean, tiefblau, ruhig und sanft. Zur Linken der Atlantische, tosend und Wellen schlagend, hellblau, reflektierend. Und mittendurch der Kontinent, auf einer Breite von vielleicht einem bis zwei Kilometern, in Form eines Berges. Es ging zurück Richtung Kapstadt, entlang einer Küstenstraße auf einem Plateau, Baboons (gefährliche Affen) liefen neben dem Auto her, wir Tour-Teilnehmer genossen die letzten Aussichten auf die Natur dieses Landes und kamen nach über einer Stunde Fahrt an meinem Backpacker an.
Ein weiteres Telefonat nach Deutschland, bezüglich meiner Kreditkarte, kostete mich mal eben schlappe 40€, für weniger als 5 Minuten, wohlgemerkt! Ein Mahl mit Alex, ein bisschen Kontakt nach Deutschland via Skype und dem blauen Netzwerk „f", und ein sehr großes Fragezeichen, ob meine Kreditkarte in Johannesburg eventuell dupliziert und mein Konto leergeräumt wurde, oder ein technischer Fehler der Grund für das Aussetzen der Karte verantwortlich war. Morgen bin ich schlauer, nach dem Aufstehen werde ich mein Glück versuchen und bei der zuständigen Behörde anrufen. Mein Duschgel ist übrigens ausgelaufen, ca ¾ des duften Zeugs haben sich in meinem Fleece-Pullover breitgemacht und sind alles andere als leicht rauszuwaschen. Dies bemerkte ich auch erst, als ich meine Tasche packte, um ein neues Zimmer zu beziehen, welches von zwei Däninnen bewohnt wurde und einiges mehr an Komfort zu bieten hatte, als mein erstes Zimmer. Kann passieren, auf Reisen gibt es Verluste.. Wenn es doch nur bei diesem Shampoo geblieben wäre... Sleep well!
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