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Die letzten Stunden…
Nun ist es also soweit. Die Zeit des Abschieds ist gekommen. Auch wenn ich mich natürlich darauf freue, bald wieder daheim zu sein, wirklich leicht ist es nicht. Alles hat in irgendeiner Form einen "Das-letzte-Mal"-Charakter. Ob es der Spaziergang durchs Zentrum ist, die Fahrt mit dem mehr als überfüllten und klapprigen Bus oder das landestypische Essen. Und die schwersten Abschiede kommen wohl erst noch.
Meine Sachen sind gepackt, es fehlt nun kaum mehr was. In gerade einmal sechs Stunden geht mein Flieger - zuerst von Arequipa nach Lima, dann um Mitternacht weiter nach Atlanta und von dort nach sieben Stunden Aufenthalt nach Frankfurt. Um 7:50 Uhr am Donnerstag deutscher Zeit werde ich dann also wieder auf deutschem Boden angelangt sein. Glücklicherweise werde ich nicht alleine fliegen. Dem reinen Zufall ist es zu verdanken, dass Stephi, die ich ja schon in den ersten Wochen in Cusco kennengelernt habe und mit der ich eigentlich vorhatte, durch Südamerika zu reisen, den extakt selben Flug hat. Zu erzählen gibt es sicher viel.
Die letzten beiden Wochen nach dem La Paz-Trip habe ich mit Ann Liz in Arequipa verbracht, ohne besondere Aktivitäten. Noch einmal waren wir Meerschweinchen essen. In einem Vorort Arequipas gibt es ein wirklich rustikales Restaurant in toller Umgebung. Es ist nur die Köchin da, ihr Esel, einige gackernde Hühner und kleffende Hunde. Man darf sich da sogar seine "Opfer" vorher selbst aussuchen - also garantiert alles frisch zubereitet. Wer sich davon überzeugen will, es gibt auch Vorher-Nachher-Bilder. Arme Viecher. Aber lecker, wirklich richtig lecker waren sie, die Kleinen. Den kleinen hundeförmigen Knochen, der zwischen den Ohren versteckt sein und Glück bringen soll, haben wir allerdings wieder nicht gefunden. Und das, obwohl wir das Tier nach dem Essen wieder ordentlich zerlegt haben. Ich glaube, man muss schon peruanischer Hochlandbewohner sein, um zu wissen, wie man an dieses Stück Knochen kommt.
Ansonsten haben wir die freie Zeit (Ann war viel in der Uni) hauptsächlich dazu genutzt, durch die Stadt zu spazieren, im Kino waren wir zwei Mal und am vergangenen Wochenende haben wir uns eine Vorstellung von dem Musical "Cats" angesehen, das aber doch eher amüsant war. Geklappt hat nämlich rein gar nichts, die Choreographien waren doch recht wenig übereinstimmend. So passierte es schonmal, dass zwei Tänzer sich gegenseitig behinderten und fast zum Fall brachten oder Perücken ziemlich schnell vom Kopf fielen. Dazu kam ein Hauptdarsteller, dem man seine homosexuelle Neigung überdeutlich ansah, was durchaus zu einigem Gelächter über die schwule Katze führte. Ein Grossteil des Publikums (wir nicht) ist dann in der Pause auch gegangen.
Kulinarische habe ich in den letzten beiden Wochen auch neue Massstäbe setzen können. Nachdem ich ja schon Weissbier entdeckt hatte und Nutella musste ich der Familie nun natürlich auch einmal Sauerkraut mit Karoffelbrei und Bratwürsten unterjubeln. Nach anfänglicher Skepsis, was das Sauerkraut angeht, hat es dann doch allen geschmeckt und alle gaben zu, dass die deutsche Küche (und vor allem die Brauereien) doch einiges zu bieten hat.
Nach mehr als neun Monaten ist nun der Moment des Abschieds also gekommen. Ich werde Südamerika, vor allem Peru, sehr vermissen. Derzeit kann ich mir kaum vorstellen, wieder in Bussen zu fahren, in denen es nur den Fahrer gibt und der Kerl fehlt, der das Fahrtziel in einem eintönigen Ryhtmus in die Gegend brüllt. Ich werde vermissen, dass jedes zweite Auto hier ein kleines, klappriges, gelbes Taxi ist, das entweder viel zu schnell unterwegs ist oder kaum mehr unterwegs ist. Ich werde die Inka-Kola vermissen, dieses herrlich süsse Gesöff, das Granola mit Jogurt zum Frühstück und die tollen Suppen, die es zu den Ein-Euro-Menüs gibt.
Kurz gesagt: Ich werde Peru vermissen. Aber ich werde wiederkommen!
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