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So, nur mehr 10 Tage, dann betreten wir wieder österreichischen Boden. Damit ich die Frage, ob wir wirklich in China sind vom letzten Eintrag noch einmal aufgreife: wir können es noch immer nicht begreifen. Einmal abgesehen davon, dass Shanghai so gar nicht China ist (wie wir Europäer uns das vorstellen) und uns heute ein Chinese, der perfekt Deutsch konnte darin bestätigte (Shanghai unterscheidet sich von einer amerikanischen Stadt nur insofern, als dass hier weniger Leute mit einer Waffe herumlaufen, sagte er), so suchen wir auch in Xian nach chinesischen Elementen. Die Altstadt mit der Stadtmauer ist vielleicht noch recht traditionell, aber alles außerhalb ist wie jede andre Großstadt auch. Außerdem tun wir uns etwas schwer, die Eindrücke um uns herum noch alle aufzunehmen. Doch vorerst, wie die Reise hierher war:
Wir fuhren ca 17 Stunden mit dem Zug, der so ruhig fuhr, dass wir wirklich toll schlafen konnten. Wir hatten ein 6er Abteil, die jedoch offen waren, jede 6er Gruppe hatte einen Fernseher, also teilten wir ein "Schlafzimmer" mit etwa 60 anderen Reisenden. Wir waren die einzigen Nicht-Chinesen. Wir schlugen uns tapfer. Wir aßen Instant-Nudel-Suppen, die megagroß waren und wo eigentlich nur das Feste, also keine Flüssigkeit, gegessen wird. Das heiße Wasser wird zur Verfügung gestellt. Wir benutzten die Toilette, wo man beim Türeaufmachen schon mitten im Loch stand (alles schon gewohnt) und quetschten uns in die Liegen, die zu kurz und zu eng waren. Vielleicht hat es für uns deswegen so wenig gerüttelt während der Fahrt. Wir kamen in Xiang mit 1.000 anderen Mitreisenden an (ungelogen, der Zug ist so lang). Stellt euch den Bahnhof in Villach vor, wenn man die Treppen runter und in Richtung Bahnsteig 1 geht. So eine lange und breite Unterführung, mit so vielen Menschen, dass es nur in chinesischer Trippelgeschwindigkeit vorangeht. Dann kamen wir raus. Und sahen Dutzende Schilder auf Chinesisch und Hunderte Wartende. Dazwischen der Name von Brigitte. Wir wurden vom Hostel abgeholt.
Eigentlich wollten wir es uns gemütlich machen, doch irgendwie fuhren wir am gleichen Tag noch zur Terrakotta Armee, das 8. Weltwunder (so steht es zumind. im Internet; von den neuen sieben Weltwundern haben wir schon das Taj Mahal gesehen, die chinesische Mauer steht dann in Peking noch bevor). Vorerest sind wir jedoch mit dem Bus 45 Minuten in die falsche Richtung gefahren. Zu dem Thema wie fit wir noch sind. Beim Heimfahren dachten wir, das wir den zweiten Bus doch nicht nehmen müssen, wir bewegen uns einmal ein bisschen. Tja, was der Bus in 8 Minuten geschafft hätte, haben wir halt in 2 Stunden hinter uns gebracht. Heute waren wir im muslimischen Viertel. Ich bin stolz auf meine Schwester, sie hat gehandelt wie eine Böse, von 320 auf 90 rmb für einen Rucksack. Die umstehenden Verkäufer haben ihr hinterher anerkennende Blicke zugeworfen (aus dem Internet wussten wir, auf wieviel die Händler für bestimmte Produkte heruntergehen und versuchten es nochmal zu unterbieten; unsere kleineren, für den "Alltag" benötigten Rucksäcke wurden leider in Mitleidenschaft gezogen; wir erstanden tolle, hoch qualitative North Face Rucksäcke, *räusper*). Wir probierten chinesisches Essen, sahen Unmengen an Innereien, Tierhäute, Gebeine, Hufen und als die Reisnudeln, die ich aß, dicker und größer als normalerweise waren, kam mir der Gedanke, dass es Schweinefett ist. Boah, das war genug. Und falls jemand meint, wie können wir chinesisches Essen nicht so toll finden: da ist ein gewaltiger Unterschied zwischen chinesischem Chinesisch und europäischen Chinesisch. Sehr groß ist der.
Was gibt es noch zu sagen? Es sind sehr wenige "weiße" Touristen hier, wie wir schon erwartet hatten. Man kann hier alles anziehen, was man will, irgendwie gibt es keinen bestimmten Modestil. Plateauschuhe scheinen hier noch immer, schon wieder oder gerade erst modern zu sein. Wir haben noch wirklich kein Deo gefunden (soll hier keiner benutzen). Die Chinesen sind gar nicht so mit dem Nichtanstellen. Es werden oft Reihen gebildet (vor dem Bus, zu Mittag vor den Restaurants), aber wenn zum Beispiel eine Tür aufgemacht wird, dann wird gelaufen und geschubst und getreten. Alt und jung, groß und klein. Wir machen mit. Es ist hier normal, wir passen uns nur an. Apropos klein: die Kinder, die eigentlich noch Windeln brauchen würden, bekommen keine. Dafür gibt es Hosen, die halt zwischen den Beinen einen Schlitz haben. So gut wie nackt sind sie halt. Nicht erst einmal machten wir uns Sorgen, dass der kleine Junge neben uns etwas loswerden wollte. Im Zug ist es passiert. Wir konnten es zum Glück von der Ferne beobachten. Warum die das so machen? Ja, die Windeln sind recht teuer, sie wissen eh ca. wie lange das Kind nicht muss, dann wird sich halt irgendwohin gestellt. So sollen Kinder schon mit einem Jahr sauber sein.
Wenn etwas übergeben oder entgegengenommen wird, sollte das mit beiden Händen erfolgen. Immer und überall sieht man Smartphones oder iPads, mit Büchern sind wir hier Raritäten. Elektrogeräte sind hier gleich teuer oder sogar teurer. Die Chinesen lieben rote Bohnen, die egal ob in Eis, Nudeln oder Kuchen nicht fehlen dürfen. Dumplings sind eine Spezialität, sie schauen aus wie Ktn. Nudeln. "Ranteln" können wir besser und schöner (Danke, Oma, für die Lektion!).
Noch ein andres Thema, über das sich jeder Rucksacktourist Gedanken macht: wie sauber sind die Betten? In letzter Zeit hatte alles recht normal ausgesehen, wir dachten nicht daran, unsren Schlafsack auszupacken. Aber es ist doch passiert. Anscheinend hat es irgendwo Ungeziefer gegeben, unsere Arme und Beine schauen danach aus und jucken auch dementsprechend. Leider, wird aber hoffentlich wohl vergehen.
Wie schaut es hier aus, wenn man durch die Straßen geht? Es wird geschoben und gedrängt, Nichts für Aphephosmophobiker (Menschen mit Berührungsangst). Radfahrer, Mopeds, Taxis, Unmengen an Bussen und immer mehr schicke Autos. Die Fahrbahnen sind bis zu vier oder fünf Spuren breit, aber es geht sich immer alles aus. Beim Überqueren sollte man seine Geschwindigkeit und Richtung beibehalten, dann passiert eigentlich nix (nichts im Vergleich zu Indien). Irgendwie hat man das Gefühl, dass hier nur gearbeitet oder gegessen oder geshoppt wird. Es reihen sich hier Essenstände an Tischen mit ein paar Uhren und Taschen darauf, daneben ist der Eingang zum Gucci-Laden, Familien, Touristen, Geschäftsleute, aufgetakelte Mädchen, wo man sich immer wieder fragt, ob die überhaupt schon alleine in die Stadt dürfen eilen durch die Straßen. Es wird gebrüllt, gerotzt und gespuckt, es tönt die Musik aus den Radios, beim Vorbeigehen an den offenen Türen der Läden kommt einem das Frösteln von den eisigen Klimaanlagen. Im Bus oder Zug versteht man im wahrsten Sinne nur Chinesisch. Obwohl in der Volksschule Englisch gelehrt wird, sucht man diejenigen, denen etwas davon hängen geblieben ist. Irgendwie kommt man aber immer weiter. Wir haben gezeichnet, Geräusche vorgemacht, haben unsere besten Gesichtsausdrücke eingesetzt, es ist irgendwie eine andauernde Charade. Wer nach China will, aber nicht der Gruppentourist sein möchte, braucht Geduld, Verständnis und Lust auf Abenteuer. Es macht Spaß, ist ermüdend, aber wir möchten es nicht missen! Die meiste Zeit haben wir keine Ahnung, was sich um uns herum abspielt.
Wir machen uns schon Gedanken um unsre Heimfahrt/Flug. Die beginnt am 10.9. gegen 18 Uhr in Peking und endet am 12.9. um maximal 23 Uhr in Villach. 16 Stunden reine Flugzeit und etwa 20 Stunden im Zug. Wir sind anscheinend wirklich am andren Ende der Welt ...
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Max und Rosl Wir freuen uns schon sehr das ihr wieder nach Hause kommt :)Wünsche euch noch eine schöne Woche! Eure Eltern