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"You seek Inspiration? Go to India."
Varanasi - Die heilige Stadt.
Ich sitze vor meinem Computer und weiß nicht, wo und wie ich anfangen soll. "Varanasi - ash to ash, dust to dust." Wer nicht genau weiß, was an Varanasi besonders ist, dem kann ich einen kurzen Einblick verschaffen. Hindus glauben, von dem unendlichen Kreislauf der Wiedergeburt erlöst werden zu können, wenn sie in der heiligen Stadt, in der der Gott Shiva sich einst niedergelassen haben soll, sterben und bestattet werden können. Alles was Shiva berüht hat, ist rein. So auch der Fluss Ganges, die heilige Mutter. Dementsprechend werden pro Jahr etwa 30 000 Menschen an dem Fluss eingeäschert. Kinder, Schwangere, Leprakranke und durch einen Kobrabiss Verstorbene gelten als rein und werden ohne Verbrennung im Ganges bestattet. Alle anderen werden an den sogenannten Burning Ghats, Verbrennungsstätten am Fluss, eingeäschert, die Asche danach in den Fluss gestreut. 30000 Menschen pro Jahr, das sind etwa 82 am Tag. Drei pro Stunde. Die Verstorbenen werden durch die oftmals nur 2 m breiten Gassen getragen, aufgebahrt, geschmückt mit Blumen und Tüchern. Oft auf Augenhöhe. Geruch von Weihrauch und ätherischen Ölen. Verse (übersetzt Brahma ist wahrhaftig) werden von den Tragenden gesungen, bis sie am Fluss ankommen. Ständig. Wenn man aus dem Gueshouse guckt, wenn man beim Essen sitzt. Wenn man auf dem Bazaar schlendert.
Am Burning Ghat - etwa 1 Std nach unsere Ankunft. (ca. 09.00 morgens)
Männer schleppen Berge von Holz durch die Gassen. An der Stätte, mit Blick auf die Glut, schwebt sofort die Frage im Kopf, was ist Holz im Feuer, was Mensch. Überreste von Knochen (bei Frauen die Hüften, bei Männern das Brustbein) bleiben oft zurück, weil diese Knochen besonders stark sind, sagt man uns. Sie sind durchaus noch gut erkennbar. Geräusch von springenden Schädeln. Dann habe die Seele den Körper verlassen und sei frei. Der Anblick einer Frau vor der Verbrennung, während der Waschung am Ghanges. Ein Arbeiter am Ghat sagt uns: Bitte, dies ist kein trauriger Ort. Für Hindus, großes Glück.
Unglaublich viele Vögel über dem Fluss.
Auf dem Rückweg, der nächste Trauerzug.
Ich persönlich glaube, dass man sich seiner Spiritualität schon sehr verschließen muss, um die Besonderheit dieser Stadt nicht zu spüren. Glaubt man der Theorie, dass Christus einige der "fehlenden Jahre" in der Bibel in Varanasi verbracht hat, tritt man wohl auf Stein, der älter ist als 2000 Jahre. Zuletzt hatte ich das in Jerusalem. Zwei Orte, beide heilig, aber nur einer davon hinterlässt in mir Spuren.
Ein 17-Jähriger erklärt sich praktisch freiwillig dazu bereit, uns unentgeltlich durch die Stadt zu führen. An die besten Ecken bringt er uns, durch Berge von Müll, abgerutschter Erde und Kuhfladen führt er uns durch den Irrgarten Varanasi, zu Tempeln mit wunderbarem Blick über den Ganges, kleine Restaurants wo man Touristen noch vergeblich sucht, zum besten Dhal, Chapati und Lassi der Stadt. Letzteres schlürfen wir seufzend mit vielen Ahs und Ohs in einem schmuddeligem Loch praktisch in einer Hauswand am Straßenrand vor uns hin.
Auf meine Frage, wo man günstig indische Kleidung von guter Qualität kaufen kann, führt er uns zu einem Seidenhändler in der "Mogul Town". Mit einem aufwändigem "Salam Alykum" werden wir von dem Besitzer begrüßt und mit einer großen Geste dazu aufgefordert, auf dem gepolstertem Boden Platz zu nehmen. "Here - no tourist. I usually make business only with big customer. Wedding Sari. No tourist buy usually. But if you want, I show you my silk. Best quality of course." Of course.
Ein Stoff nach dem anderen wird vor uns ausgebreitet. Schals aus Paschmina und Rohseide, handgewebete Stoffe für Saris und Panjabis in jeder erdenklichen Farbe und Musterung türmen sich vor uns. "You want Chai, Madame?" Natürlich, gerne. Nach der einen oder anderen Tasse haben sich Prinzessin Merle und Prinzessin Alex dann für ihre Seidenrobe entschieden, und es wird maßgenommen für unser ganz persönliches Mitbringsel aus der Seidenhauptstadt, ein Panjabi. In Creme und Lila. Ach was bin ich gern ein Mädchen.
So hatte uns das Schillern und Glitzern der Stoffe ein wenig von den erdrückenden Bildern des Vormittags abgelenkt und wir waren wieder fröhlich. Am Abend erlebten wir eine unglaubliche Zeremonie am Ganges, zu Ehren des heiligen Flusses. Kerzen, Räucherstäbchen, Gesang am Fluß.. Magie, Inspiration. Sonst nichts.
Am nächsten Morgen ging es um 5 Uhr auf den Ganges zum Sonnenaufgang. Vor uns die Stadt, wie aus einem anderen Jahrhundert, mit den Gläubigen an den Stufen zum Fluss, badend, waschend, das Wasser trinkend, in dem jeden Tag an die hundert Menschen bestattet werden.
Am Abend wieder ab in den Nachtzug nach Agra. Bei Sonnenaufgang bin ich aufgewacht, pünktlich fünf Minuten bevor der Zug ankam. Es hat aber gerade noch gereicht, um aus dem Zugfenster das Flußufer, ein paar Affen, und dirket dahinter das Taj Mahal in den orange-lilanen Himmel ragen zu sehen. 1001 Nacht...
Morgen gehen wir es dann richtig besuchen, und freuen uns schon wie die Schneekönige. Bald darauf gehts weiter nach Jaipur.
Indien..... gib mir mehr davon!
Und wieder ein paar Fotos...
Liebe Grüße :)
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