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Philipps und Davids Reise nach Tante Sania
Mpendwa rafiki zetu!
Unsere zweite Woche in Tansania ist bald vorbei, und langsam wird es
Zeit fuer einen kleinen Zwischenbericht.
Zuerst das wichtigste: unsere Vitalparameter sind so weit stabil,
keine Durchfaelle oder Fieberschuebe - aber was nicht ist, ne…?
Die ersten Tage nach unserem 30-stuendigen Flugmarathon mit
Uebernachtung am Dubai Airport (die wir nur mithilfe des Irish Pub
ueberlebt haben) haben wir in Dar es Salaam verbracht, wo wir uns erst
mal etwas akklimatisiert haben und ganz in Ruhe unsere Weiterreise
nach Karatu geplant haben.
Letzten Freitag sind wir dann in einer 15 Stunden Bus-Aktion hier nach
Karatu gefahren. Karatu liegt ganz im Nordosten Tansanias, zwischen
Lake Manyara und Viktoriasee. Es ist ein relative kleines Staedtchen,
das vor allem durch den roten Staub besticht, der hier alles, aber
wirklich alles bedeckt und unseren Klamotten und Schleimhaeuten einen
roten Schimmer verleiht. Dafuer ist das Klima hier sehr viel
angenehmer als an der Kueste. Karatu liegt auf 1500m und tagsueber
sind es meist so 25Grad, nachts gehts so bis auf 10 runter, das ist
echt angenehm zum schlafen.
Wir sind hier bei "Mama Suzy" untergebracht, einer Tansanin, die in
ihrem Garten 4 Haeuser stehen hat, die sie an Touris oder Studenten
vermietet. Die Unterbringung ist echt gut, aber das braucht amn
irgendwie auch, wenn man den ganzen Tag nur hier im Staub unterwegs
ist =) Wir teilen uns unser Haus mit zwei Medizinstudentinnen aus
Wuerzburg, die auch im Krankenhaus arbeiten. Wir verstehen uns echt
gut und leben wie in einer kleinen WG. Ausserdem ist noch ein
Mediziner-Paerchen aus Muenchen da. Aber die machen eher so ihr Ding…
Seit Montag sind wir jetzt im Krankenhaus und unsere Gefuehle sind
relative gemischt. Einerseits ist es echt interessant und auch krass,
was wir hier zu sehen bekommen, aber andererseits ist die Betreuung
schlecht, bzw. nicht vorhanden. Das bedeutet, dass wir uns immer
selber darum kuemmern muessen, was wir als naechstes machen oder wo
wir hingehen, wir koennten auch den ganzen Tag nur Tee trinken oder
gar nicht kommen.
Unser Tagesablauf sieht so aus, dass wir morgens um 7.00
losmarschieren und uns vom Krankenhaus Jeep abholen lassen, der jeden
Morgen die Mitarbeiter zum Krankenhaus faehrt, das ca. 5km ausserhalb
liegt. Das Auto hat eigentlich Platz fuer ungefaehr 12 Leute, wird
aber meist so mit 16-18 beladen - grosser Spass =)
Um 8.00 gibts dann erst mal eine Stunde Kirche, wo viel gesungen und
gebetet wird (natuerlich auf Suaheli), jeden Tag geleitet von einem
anderen Mitarbeiter. Es gibt hier so einen kleinen (ca. 150cm)
Anaesthesisten, der sich in seiner Freizeit wohl ein Taschengeld als
Hassprediger verdient, und uns diese Woche zwei mal mit einer
30minuetigen Predigt beglueckt hat, bei der man nur hoffen konnte, das
man nicht Ziel seines Zorns ist… Danach bleiben die Aerzte und die
Clinical Officers (so ne Art Hilfs-Aerzte mit einer dreijaehrigen
Ausbildung) sitzen und es gibt eine Morgenbesprechung, in der die
Aufnahmen der Nacht vorgestellt werden und es regelmaessig lange
Diskussionen ueber entweder medizinische (gebe ich ASS bei Asthma…?)
oder ethische Fragen (sollte man eine Frau, die versucht ihr Kind zu
toeten, der Polizei uebergeben…?) gibt. Wenn das alles geklaert wurde,
ist erst mal Fruehstueckspause. Die Aerzte haben die Eigenschaft, sich
relativ schnell in Luft aufzuloesen, so dass wir uns danach erst mal
auf die Suche nach einem Arzt machen, dem wir uns anschliessen
koennen.
Es gibt hier einen Male Ward, einen Female Ward, einen Pediatric Ward
und einen Obstetrics Ward. Auf jeden Ward gibt es morgens eine Ward
Round, die etwa einer Visite entspricht. Wenn wir Glueck haben und an
einen guten Arzt geraten, bekommen wir dann auch viel erklaert und
sehen echt krasse Sachen. Es gibt auf jedem Ward zwei grosse Zimmer,
in denen jeweils so 12-15 Patienten liegen. Dazu gibt es noch kleine
2er Zimmer, wo Leute z.B. zum Sterben liegen.
Das Verhaeltnis von Arzt zu Patient ist hier gelinde gesagt anders als
in Deutschland. Die Patienten haben ein absolut blindes Vertrauen, bzw
Erfurcht vor den Aerzten und erfahren meist gar nichts ueber ihre
Diagnosen und Therapien. Da es hier ausser einem alten Roentgengeraet
und einem Ultraschall, das aber keiner bedienen kann, keine Bildgebung
und nur eingeschraenkt Labor gibt, werden die meisten Diagnosen per
Blick und Anamnese gestellt. Und da jeder Arzt hier gleichzeitig
Internist, Chirurg, Urologe, Paediater, Gynaekologe und Neurologe ist,
wird vieles wirklich einfach auf Verdacht behandelt. Viele Patienten
haben TBC, Malaria oder Amoebeninfektionen
aber auch so Sachen wie Herzinsuffizienz, Asthma und Diabetes. Da die
Auswahl an Medis aber auch sehr beschraenkt ist, wird bei der
Behandlung auch viel improvisiert.
Selber machen koennnen wir leider so gut wie nichts, ausser mal
Auskultieren oder auf einem Bauch rumdruecken.
Ausserdem gibts zwei OPs, in denen allerhand Eingriffe durchgefuehrt
werden. Die hygienischen Bedingungen sind abolut unvorstellbar. Das
Operationsgebiet wird zwar meist relativ steril gehalten, aber im OP
stehen die Fenster offen und die Viehcher fliegen rein, jeder kann
einfach reinmarschieren und mal draufglotzen, und die Operateure
fassen mit ihren sterilen Handschuhen aus so ziemlich alles an.
Wir haben schon ein paar interessante Sachen gesehen, z.B. eine Sectio
und eine Ausschabung, eine Prostata/Blasen-OP und mehrere kleine
Sachen. Das Krasseste sind hier die Hautnaehte - anscheinend ist es
den Leuten ziemlich egal, mit was fuer Narben die Patienten hinterher
rumlaufen, und die Faeden sind auch d*** wie Schnuersenkel... Naechste
Woche gehen wir auf die Gyn und werden hoffentlich unser erstes Baby
auf die Welt bringen!
Leider ist es wie gesagt den Aerzten relativ egal was wir machen und
es gibt fuer 6 deutsche Studenten auch nicht so viel zu sehen. Aber
daran koennen wir ja jetzt nichts aendern, deshalb versuchen wir
einfach das beste daraus zu machen.
Um 14.30 ist dann Schluss und wir fahren mit dem Jeep zurueck nach
Karatu. Den Rest des Tages verbringen wir meist mit Kochen, ausruhen,
Bier trinken und Doppelkopf spielen. Und natuerlich Waesche waschen,
obwohl es fast unmloeglich ist, den roten Scheiss aus den Klamotten zu
bekommen. Ach ja - und wir gehen diszipliniert wie wir sind jeden 2.
Tag Joggen, damit wir fit sind wir unsere Kili-Tour!
Naechstes Wochenende gehen wir wahrscheinlich mit den anderen
Deutschen fuer 2 Tage auf Safari in die Serengeti und den
ngorongoro-Krater - danach werden wir euch mit mehr Bildern versorgen.
Auf www.offexploring.com/phil-david haben wir schon mal ein paar
Bilder von hier hochgeladen - falls ihr mal einen Eindruck davon
bekommen wollt, wo wir uns rumtreiben.
So, fuer alle, die es bis hier her geschafft haben: Danke fuer die
Aufmerksamkeit =)
Wir hoffen euch gehts allen gut und freuen uns natuerlich ueber
wohlwollende Antworten!
Viele Gruesse - kwa heri!
Philipp & David
Unsere zweite Woche in Tansania ist bald vorbei, und langsam wird es
Zeit fuer einen kleinen Zwischenbericht.
Zuerst das wichtigste: unsere Vitalparameter sind so weit stabil,
keine Durchfaelle oder Fieberschuebe - aber was nicht ist, ne…?
Die ersten Tage nach unserem 30-stuendigen Flugmarathon mit
Uebernachtung am Dubai Airport (die wir nur mithilfe des Irish Pub
ueberlebt haben) haben wir in Dar es Salaam verbracht, wo wir uns erst
mal etwas akklimatisiert haben und ganz in Ruhe unsere Weiterreise
nach Karatu geplant haben.
Letzten Freitag sind wir dann in einer 15 Stunden Bus-Aktion hier nach
Karatu gefahren. Karatu liegt ganz im Nordosten Tansanias, zwischen
Lake Manyara und Viktoriasee. Es ist ein relative kleines Staedtchen,
das vor allem durch den roten Staub besticht, der hier alles, aber
wirklich alles bedeckt und unseren Klamotten und Schleimhaeuten einen
roten Schimmer verleiht. Dafuer ist das Klima hier sehr viel
angenehmer als an der Kueste. Karatu liegt auf 1500m und tagsueber
sind es meist so 25Grad, nachts gehts so bis auf 10 runter, das ist
echt angenehm zum schlafen.
Wir sind hier bei "Mama Suzy" untergebracht, einer Tansanin, die in
ihrem Garten 4 Haeuser stehen hat, die sie an Touris oder Studenten
vermietet. Die Unterbringung ist echt gut, aber das braucht amn
irgendwie auch, wenn man den ganzen Tag nur hier im Staub unterwegs
ist =) Wir teilen uns unser Haus mit zwei Medizinstudentinnen aus
Wuerzburg, die auch im Krankenhaus arbeiten. Wir verstehen uns echt
gut und leben wie in einer kleinen WG. Ausserdem ist noch ein
Mediziner-Paerchen aus Muenchen da. Aber die machen eher so ihr Ding…
Seit Montag sind wir jetzt im Krankenhaus und unsere Gefuehle sind
relative gemischt. Einerseits ist es echt interessant und auch krass,
was wir hier zu sehen bekommen, aber andererseits ist die Betreuung
schlecht, bzw. nicht vorhanden. Das bedeutet, dass wir uns immer
selber darum kuemmern muessen, was wir als naechstes machen oder wo
wir hingehen, wir koennten auch den ganzen Tag nur Tee trinken oder
gar nicht kommen.
Unser Tagesablauf sieht so aus, dass wir morgens um 7.00
losmarschieren und uns vom Krankenhaus Jeep abholen lassen, der jeden
Morgen die Mitarbeiter zum Krankenhaus faehrt, das ca. 5km ausserhalb
liegt. Das Auto hat eigentlich Platz fuer ungefaehr 12 Leute, wird
aber meist so mit 16-18 beladen - grosser Spass =)
Um 8.00 gibts dann erst mal eine Stunde Kirche, wo viel gesungen und
gebetet wird (natuerlich auf Suaheli), jeden Tag geleitet von einem
anderen Mitarbeiter. Es gibt hier so einen kleinen (ca. 150cm)
Anaesthesisten, der sich in seiner Freizeit wohl ein Taschengeld als
Hassprediger verdient, und uns diese Woche zwei mal mit einer
30minuetigen Predigt beglueckt hat, bei der man nur hoffen konnte, das
man nicht Ziel seines Zorns ist… Danach bleiben die Aerzte und die
Clinical Officers (so ne Art Hilfs-Aerzte mit einer dreijaehrigen
Ausbildung) sitzen und es gibt eine Morgenbesprechung, in der die
Aufnahmen der Nacht vorgestellt werden und es regelmaessig lange
Diskussionen ueber entweder medizinische (gebe ich ASS bei Asthma…?)
oder ethische Fragen (sollte man eine Frau, die versucht ihr Kind zu
toeten, der Polizei uebergeben…?) gibt. Wenn das alles geklaert wurde,
ist erst mal Fruehstueckspause. Die Aerzte haben die Eigenschaft, sich
relativ schnell in Luft aufzuloesen, so dass wir uns danach erst mal
auf die Suche nach einem Arzt machen, dem wir uns anschliessen
koennen.
Es gibt hier einen Male Ward, einen Female Ward, einen Pediatric Ward
und einen Obstetrics Ward. Auf jeden Ward gibt es morgens eine Ward
Round, die etwa einer Visite entspricht. Wenn wir Glueck haben und an
einen guten Arzt geraten, bekommen wir dann auch viel erklaert und
sehen echt krasse Sachen. Es gibt auf jedem Ward zwei grosse Zimmer,
in denen jeweils so 12-15 Patienten liegen. Dazu gibt es noch kleine
2er Zimmer, wo Leute z.B. zum Sterben liegen.
Das Verhaeltnis von Arzt zu Patient ist hier gelinde gesagt anders als
in Deutschland. Die Patienten haben ein absolut blindes Vertrauen, bzw
Erfurcht vor den Aerzten und erfahren meist gar nichts ueber ihre
Diagnosen und Therapien. Da es hier ausser einem alten Roentgengeraet
und einem Ultraschall, das aber keiner bedienen kann, keine Bildgebung
und nur eingeschraenkt Labor gibt, werden die meisten Diagnosen per
Blick und Anamnese gestellt. Und da jeder Arzt hier gleichzeitig
Internist, Chirurg, Urologe, Paediater, Gynaekologe und Neurologe ist,
wird vieles wirklich einfach auf Verdacht behandelt. Viele Patienten
haben TBC, Malaria oder Amoebeninfektionen
aber auch so Sachen wie Herzinsuffizienz, Asthma und Diabetes. Da die
Auswahl an Medis aber auch sehr beschraenkt ist, wird bei der
Behandlung auch viel improvisiert.
Selber machen koennnen wir leider so gut wie nichts, ausser mal
Auskultieren oder auf einem Bauch rumdruecken.
Ausserdem gibts zwei OPs, in denen allerhand Eingriffe durchgefuehrt
werden. Die hygienischen Bedingungen sind abolut unvorstellbar. Das
Operationsgebiet wird zwar meist relativ steril gehalten, aber im OP
stehen die Fenster offen und die Viehcher fliegen rein, jeder kann
einfach reinmarschieren und mal draufglotzen, und die Operateure
fassen mit ihren sterilen Handschuhen aus so ziemlich alles an.
Wir haben schon ein paar interessante Sachen gesehen, z.B. eine Sectio
und eine Ausschabung, eine Prostata/Blasen-OP und mehrere kleine
Sachen. Das Krasseste sind hier die Hautnaehte - anscheinend ist es
den Leuten ziemlich egal, mit was fuer Narben die Patienten hinterher
rumlaufen, und die Faeden sind auch d*** wie Schnuersenkel... Naechste
Woche gehen wir auf die Gyn und werden hoffentlich unser erstes Baby
auf die Welt bringen!
Leider ist es wie gesagt den Aerzten relativ egal was wir machen und
es gibt fuer 6 deutsche Studenten auch nicht so viel zu sehen. Aber
daran koennen wir ja jetzt nichts aendern, deshalb versuchen wir
einfach das beste daraus zu machen.
Um 14.30 ist dann Schluss und wir fahren mit dem Jeep zurueck nach
Karatu. Den Rest des Tages verbringen wir meist mit Kochen, ausruhen,
Bier trinken und Doppelkopf spielen. Und natuerlich Waesche waschen,
obwohl es fast unmloeglich ist, den roten Scheiss aus den Klamotten zu
bekommen. Ach ja - und wir gehen diszipliniert wie wir sind jeden 2.
Tag Joggen, damit wir fit sind wir unsere Kili-Tour!
Naechstes Wochenende gehen wir wahrscheinlich mit den anderen
Deutschen fuer 2 Tage auf Safari in die Serengeti und den
ngorongoro-Krater - danach werden wir euch mit mehr Bildern versorgen.
Auf www.offexploring.com/phil-david haben wir schon mal ein paar
Bilder von hier hochgeladen - falls ihr mal einen Eindruck davon
bekommen wollt, wo wir uns rumtreiben.
So, fuer alle, die es bis hier her geschafft haben: Danke fuer die
Aufmerksamkeit =)
Wir hoffen euch gehts allen gut und freuen uns natuerlich ueber
wohlwollende Antworten!
Viele Gruesse - kwa heri!
Philipp & David
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