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Am Freitag kamen meine Mama und mein Bruder Folke für ein verlängertes Wochenende zu besuch. Beide waren jeweils schon mal in Barcelona und waren also nicht nur zur Stadtbesichtigung gekommen. Daher schien es lohnenswert einen Ausflug zu machen, damit alle etwas Neues entdecken können. Und es hat sich gelohnt!
Aber nun mal von Anfang an. Jeder für sich brach in den frühen Morgenstunden auf um pünktlich am Flughafen in Girona zu sein. Mit gemietetem Auto ging es dann zur ersten Etappe nach Girona. Die kleine Stadt besticht durch einen alten Stadtkern mit Kathedrale, Kloster und Stadtmauern. Die kleine Universität ist auch dort untergebracht. Man fühlt sich um einige Jahrhunderte zurückversetzt. Es ist ruhig, der Bauarbeiter hat Zeit für einen lockeren Spruch, hier lässt es sich aushalten unter runden Arkaden seinen Kaffee gemütlich vor sich abkühlen zu lassen. Witzig ist ein hoch oben auf der Mauer neben einem Wachturm eingelassener Stein zum Rasten. Der Stein hat in der Mitte ein Loch. So konnten die Bürger sicher gehen, dass der Wächter für die Notdurft nicht die Mauer runter nach Hause läuft und die Stadt in diesen Minuten überfallen wird. Und wie große Teile der Gebäude war auch das Loch noch intakt.
Am Mittag sind wir dann aufgebrochen zum östlichsten Punkt des spanischen Festlands, zum Cap de Creus. Auf dem Weg dorthin lud eine bildhübsche junge Verkäuferin in einem Supermarkt dazu ein vom besten Schinken des Ladens zu probieren. Nein, nicht von ihrem, sondern von den ausgestellten. In den Supermärkten hier gibt es immer eine Fischtheke und eine Theke für Schinken, wo die Scheiben frisch abgeschnitten werden. Da kann das Kilo schon mal 70€ kosten. Ein bisschen Charme brachte für jeden von uns eine Kostprobe der 3 ausgestellten Schinken ein. Über den sehr guten Geschmack des Iberico waren wir uns sofort einig, er sollte an unserem Picknick teilnehmen. Das Picknick fand eine knappe Autostunde weit entfernt am Cap de Creus statt. Die Ausläufer der Pyrinäen laufen hier ins Mittelmeer. Die Küste ist zerklüftet, es ist nicht steinig, sondern felsig, einen Sandstrand sucht man vergebens. Es gibt nur eine einzige Straße. Das Wasser braust an die Felsen und verursacht eine deutlich hörbare Lautstärke. Hier weiß man, warum es Costa Brava heißt - brava kommt von wild oder wütend, bedeutet nicht lieb und brav. Das Picknick war aber sehr lecker, auch wegen dem Schinken natürlich. Auf der Wanderung durch die Felsen entdeckten wir sogar wilde Petersilie - so klein ist die Welt. Klein ist auch das nicht weit entfernte Mittermeerdörfchen Cadaques. Viele weiße Häuser, ein nur 150m langer Strand und ein paar Jollen am Strand machen die mediterrane Idylle perfekt. Es gibt sogar eine Attraktion direkt am Eingang des Städtchens, eine Freiheitsstatue. Diese hat aber eine Fackel mehr als die in New York, ist vom Meer aus aber nicht sichtbar. Ein kleiner Spaziergang führte zur Casa Dalí. Das frühere Sommerhaus vom Künstler Salvador Dalí, der zum Beispiel die verflossenen Uhren gemalt hat, ist heute ein Musuem. Es hat zwei Köpfe und 2 Eier auf dem Dach - nun ja, Künstler eben. Auf dem Rückweg weiter ins Landesinnere wollten die beiden Gäste Oliven von einer Plantage probieren. Allerdings sollte keine Minute nach dem Halt zum Olivenstibitzen erneut angehalten werden. Der Geschmack war so wenig überzeugend, dass alles wieder ausgespuckt wurde.
Der nächste Tag sollte mit einem Flomarktbesuch in Figueres, dem Geburtsort von Salvador Dalí, beginnen und von einer geschätzt 10 minütigen Stadtbesichtigung zum Teatre-Museu Dalí führen. Nun was soll ich da sagen. Es hängt ziemlich viel Blödsinn hinter den Mauern. Einiges fasziniert, einiges ist totaler Blödsinn, aber das sollte jeder für sich herausfinden. Am wohl interessantesten war das Gemälde mit einer nackten Frau von hinten und dem Gesicht von Abraham Lincoln. Man sieht bei genauer Betrachtung nur die nackte Frau. Wenn man aber ein Foto macht, sieht man viel mehr den amerikanischen Gründervater und nicht die nackte Frau. Ich hoffe, es kann jeder mal bei den Bildern zu Nordkatalonien selbst herausfinden. Ein Besuch ist, wenn man schon mal in der Gegend ist, doch zu empfehlen auch für Kunstbanausen. Ein offene Einstellung und Sinn für Surrealismus sind allerdings Grundvoraussetzung. Nach soviel Überfluss an Unwirklichkeit ging es dann weiter in den Naturschutzpark Vulkane der Garrotxa nahe Olot. Dort gab es vor 11.500 Jahren den letzten Ausbruch. Die Gegend ist durch die Naturspiele mit fruchtbarem Boden gesegnet. Es ist sehr grün dort, so wie in Deutschland und nicht wie im restlichen Spanien, wo eher braun von der Dürre den Farbton angibt. Die Formen der Landschaft sind weich und fließend, ganz anders als am Cap de Creus. Als dann der erste Parkplatz kam hätten wir schon 5 Vulkane gesehen haben sollen. Allerdings sind die kleinen Burschen nicht nur schon lange außer Betrieb, sondern auch ziemlich klein - wir haben keinen gesehen. Trotz des Vorwissens über die Größen haben wir etwas frustriert eine Kutschfahrt mitgemacht in der Hoffnung, dass doch die Pferde wissen, wo es Vulkane gibt. Außer einem hellen Wald mit wieder diesen sanften geschwungenen Böden gab es aber nichts zu sehen. Der größte Vulkan sollte dann aber für die anderen entschädigen. Und er tat. Ein etwa 160m hoher Vulkan forderte eine gute Wanderung die äußere Kraterwand hoch, aber dafür war er schön rund und hatte eine kleine Kapelle in mitten der Caldera. Folke und ich haben dann noch ein kleines Picknick im Vulkankrater gemacht. Klingt doch nach Abenteuer!
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