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...es ist wieder soweit, ich bin auf grosser Fahrt! Dieses Mal ist die Reise leider etwas kuerzer und es geht in ein Land, das auf meiner Favoritenliste eher weit unten steht, die USA.
Ich habe drei Wochen Zeit um von San Francisco nach San Diego zu kommen, mit einem gemieteten Auto. Das erste Wochenende in der Quelle sozialer und digitaler (R)Evolution, in San Francisco, war das Auto noch nicht da, so dass in Bussen oder alten Strassenbahnen der Flair der Menschen aufgenommen werden konnte; Dunkelhaeutige mit Ihrem extrovertiertem Sprechen, schlafende Asiaten und eine bildhuebsche, aufgeschlossene junge Frau waren einige Hoehepunkte. Per Pedes macht es mindestens so viel Spass, wenn man etwas entschleunigt ueber kleine geheime Wege gehen oder auf grossen Meilen flanieren kann. Fuer die weiteren Stationen sollte es nun ein Auto geben. Das eigene Auto macht vieles sehr flexibel hier in Kalifornien. Andersherum ist es leider auch notwendig, da im nicht-urbanen die oeffentliche Moeglichkeit fehlt. Damit fehlt auch eine wichtige Moeglichkeit der Kontaktaufnahme zu Einwohnern. Mein Fazit zur Reise mit dem Auto moechte ich aber erst am Ende der Reise ziehen.
Der Flug ueber den Teich war nicht so interessant. Monotone Siedlungen rund um die Grossstadt Atlanta waren ernuechternd (auch ohne den kostenpflichtigen Alkoholteil an Bord). Dafuer war der wolkenfreie Flug nach San Francisco umso ereignisreicher. Die Rocky Mountains, die Salzwuesten, die Sierra Nevada und dann sogar die zukuenftigen Ziele Yosemite und Lake Tahoe konnte ich aus der Vogelperspektive entdecken!
San Francisco begruesste mich mit einem wunderschoenen bunten Mondaufgang in die Nacht. Nach dem ich ausser Steffen noch andere Reisende am Flughafen getroffen habe, sind wir ins Zentrum der Stadt. Der Geruch dort war anders, verwirrend aber unbeschreiblich. Hinter zwei Damen herlaufend, war sie daraufhin von Parfum geschwaengert, hoch schwanger. Der erste Tag diente zur Erkundung der Stadt zu Fuss. Durch eine renovierte Markthalle und an der Hafenpromenade entlang stellte ich fest, dass es viele Extreme gibt: Sehr viele Joggende, aber auch einige fette Menschen, auch Kinder. Der Trend zu "Organic Food", also oekologisch nachhaltig angebautem Essen residiert gleich in der Naehe zur Fast-Fat-Food-Kette. Chinatown, in denen weder Verkaeufer noch Preisschilder englisch sprechen, ist lebendig gegenueber den Amerikanern, die ihr Gesicht in die iPhones stecken und ihre Anwesenden ignorieren. Riesige Autos, deren Hoehe eine extra Einstiegsstufe und viel Treibstoff notwendig machen, und sehr viele Hybrid-Autos, die leise ueber teilweise steilen Asphalt gleiten. Soweit der persoenliche Eindruck. Die Sonne gab neben dem Sonnenbrand auch viel Grund zur Freude: Die Golden Gate Bridge in ganzem orangenen Stolz, die Bucht um San Francisco und eine Insel als ein einziges Gefaengnis: Alcatraz.
Das Erziehungshaus ist den Witterungen schutzlos ausgeliefert. Es ist kalt, der Wind zieht ausserordentlich unangenehm durch den kleinen Aussenhof. Die teilweise Ruine ist seit 50 Jahren geschlossen und mit einer gut gemachten Audio-Tour zu besuchen. Es ist ein elendiger Ort fuer jeden Insassen, so nah am Puls der Zeit der lebendigen Stadt, weggesperrt ohne Fluchtweg. (Der empfehlenswerte Film Shawshank Redemption auf dem Hinflug war -ungeahnt- eine wunderbare Vorbereitung darauf).
Auf das Chinatown war ich nicht vorbereitet. Kein Englisch, lebendige Schildkroeten im Verkaufsraum und eine Frisch-Fisch-Toetung auf dem Buergersteig. Dafuer ist es guenstiger als im Rest der Stadt. Dort kostet ein Bier in einer Bar ohne Besonderes locker 7 USD. Das ist unangenehm. Dafuer ist die Brauereifuehrung bei Anchor Steam ein Hit. Die Probierglaeser werden bis zur guten Laune mit Abwechslung nachgefuellt. Die Hopfenkammer ist unvorstellbar herrlich im Geruch, ein Genuss! Es werden nur Dolden, keine Pallets verwendet - so himmlisch, dass erst eine Aufforderung wieder zum Hinausgehen leitet.
(Hier kommt eine geruchliche Pause zum Durchatmen!)
Das zweite Ziel heisst Yosemite. Nach dem Walmart, dessen Konzept mir wie bei allen Maerkten nicht gefaellt, geht es in den Nationalpark, der gluecklicherweise wieder offen ist, auf den Zeltplatz um am naechsten Tag die grosse Wanderung zu beginnen. Nach guten 12 km gelangen wir knapp unter den 1400 m Aufstieg an zwei herunterhaenge Stahlseile, die wir zum schweren steilen ca. 100 m Aufstieg nutzen. Der Abstieg ist lebensgefaehrlich, wie wir erst spaeter selbst herausfinden sollen und ueberleben. Die Aussicht war unvergleichlich bei den sommerlichen Sonnenstrahlen. Die Granitfelsen in der Sierra Nevada bilden ein einzigartiges Panorama, wo auch des Waldbrandes Spuren zu bestaunen sind. Nach dem Abgang ins Tal waren kaltes Bier und schmackhaftes Grillgut unter Einfluss der Erschoepfung umso genussvoller vor der schlagartig einsetzenden Tiefschalfphase.
Entspannung brachte etwas Zeit am grossen Lake Tahoe, wo wir kleine Wanderungen unternahmen, bunte laichende Fische und sogar einen Bieber schwimmen sahen. Daneben gab es aber auch Gluecksspiel im Angebot, gleich an der Grenze zum anderen Bundesstaat, wo wir ein riesiges Buffett testeten, an dem spaeter die US-amerikanische Arroganz beim Resteentsorgungskonzept (massenhaftes Wegwerfen von Essen) zum Vorschein kam.
Zum Vorschein kam auf der weiteren Route wieder die Golden Gate Bridge. Die Ueberfahrt war weniger eindrucksvoll als die schiere Groesse der Bruecke und die Muehe, welche die Errichtung in den windigen Umstaenden gemacht haben muss. Es gibt viel zu staunen in Kalifornien. So wie auf dem malerischen Highway an der Pazifikkueste entlang nach Sueden...
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