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So, und warum hab ich DAS jetzt bitte nicht vorher gewusst?!? Lisboa ist ja viel schöner als Madrid! Viel wärmer, viel kleiner, viel gemütlicher, más tranquila…einfach viel mehr toll! Und Meer haben sie auch noch. Da kann man schon ein bisschen neidisch werden in fröstel Deutschland. Aber es gibt Hoffnung…zumindest wenn es nach meinem englischen Mitbewohner Charlo (wir haben den Namen ein bisschen espanifiziert) geht. Man stelle sich folgende Konversation vor:Charlo: Sag mal, habt ihr eigentlich Meer in Deutschland?Ich: Ööööhhh…ja.Charlo: Welches? Das Mittelmeer????!!!??? Mhmmm…so was in der Art habe ich auch erstmal gedacht und glaube ich auch gesagt. Naja, gestern hat er Geburtstag gehabt, der Gute, und ist jetzt stolzer Besitzer einer 140 x 100 Europa Karte…wir haben sicherhaltshalber Madrid und seine Heimatstadt London mit Fähnchen markiert und eine extra Legende hinzugefügt: grün, braun, gelb = Land; blau = Wasser…Geographie scheint aber ein generelles Inselvolk-Problem zu sein, denn gestern hat sein ebenfalls britischer Freund Berlin nach Bayern verlegt…dazu möchte ich besser keinen Kommentar abgeben. Aber zurück zu Lissabon, Hauptstadt Portugals (für alle Engländer, Inselbewohner oder sonstige Erdkunde-Legastheniker: das ist das kleine Land ganz unten links am Meer (Atlantik diesmal) neben dem Großen, fast Runden). Zuallererst ist festzuhalten: Lissabon besteht aus Dufthügeln!...den Satz erstmal wirken lassen…so, genug, ich erkläre mich. Dufthügel, weil die Stadt zum einen unheimlich bergig ist, also wahrscheinlich das Venedig der Treppen und ultrasteilen Gässchen, und zum anderen so unheimlich lecker nach allem Möglichen riecht. Wir waren ja nur knapp 5 Tage da, aber ich meine, mindestens achtmal irgendwelchen Gerüchen nachgejagt zu sein. Hatte schon Angst, dass das Grenouille’sche Züge annimmt (ui, das ist eine komplizierte Literaturanspielung für Könner…). Besonders die Treppen haben uns aber manchmal ganz schön Schwierigkeiten bereitet. Nicht weil wir alle so faule Säcke sind und uns mehr als 10 Stufen völlig außer Atem bringen, sondern weil wir mit Mathias unterwegs waren und der sitzt im Rollstuhl. Aber Kinder, was der mit dem Rollstuhl anstellen kann, ist bewundernswert! Wir waren übrigens diesmal sehr international: Froni und Roman aus der Schweiz, Mathias aus Österreich, Elmar, Dirk und ich als deutsche Fraktion, Alessia aus dem Pastaland Italien, Fran gebürtiger Spanier und Douglas aus Brasilien (praktisch, weil gleichzeitig unser privater Dolmetscher). So sind wir dann durch die Stadt gezogen und haben versucht, uns möglichst viel anzuschauen. Das ist natürlich in einer so inhomogenen Neunergruppe mission impossible, also habe ich mich bei Zeiten abgesetzt, um ein bisschen alleine auszukundschaften. Beste Sachen, die man sich in Lissabon anschauen muss: - castillo (schöne Aussicht und gewisser Aktion-Faktor beim Erklimmen der Burgzinnen) - Belém, Stadtviertel etwas außerhalb. Ein Muss: Pasteis de Belém (belemische Puddingkuchen) - Convento del Carmo mit dem Elevador de Santa Justa (am Besten kurz vor Sonnenuntergang) Bei dem Fahrstuhl sollte man vorher einige entscheidende Kleinigkeiten beachten: die Schlange vor dem Fahrstuhl ist nicht die selbe Schlange für den Ticketverkauf, wenn man Besitzer einer Metrokarte ist, muss man gar kein Ticket kaufen, Convento kostet extra und um auf die Aussichtsplattform zu gelangen, muss man nicht mit dem Fahrstuhl fahren…tja, hinterher ist man immer schlauer. - Expo-Park: Lissabon war 1998 Herberge der Expo und zu diesem Zweck wurde ein komplett neues Stadtviertel erbaut, inklusive Vasco da Gama Brücke, Vasco da Gama Einkaufszentrum, Vasco da Gama Turm und original Schweizer Seilbahn….horizontal, 2 km. Dazu gibt es ein ziemlich großes Oceanário, das aber eher unter die Kategorie „bereichert mein Leben nur geringfügig“ fällt. Des Weiteren sollte man natürlich auch wertvolle Kulturbereicherung holen. Zum Beispiel bei einem Besuch eines Fado-Restaurants. Rauberklärung von Wikipedia: „Fado (portugiesisch Schicksal; v. lat. fatum = Schicksal, göttlicher Wille) ist ein portugiesischer Musikstil und Vortragsgenre, der vor allem in den Städten Lissabon und Coimbra beheimatet ist. Werke dieses Stils handeln meist von unglücklicher Liebe, sozialen Missständen, vergangenen Zeiten oder der Sehnsucht nach besseren Zeiten, und vor allem von der saudade“…mhmm…ist bestimmt interessant, aber einfach auch zu teuer…ich glaube, da fahre ich lieber noch mal mit meiner Mama und lasse mich einladen…Außerdem bin ich fast zwei Stunden über einen lisbonner Friedhof gewandelt. Das ist ganz schön faszinierend, auch wenn man nicht zur Grufti-Szene gehört. Wahnsinn, dass man durch die Glasfenster in den Türen die Särge anschauen kann…manche Familiengruften waren sogar schon so alt, dass die Eingänge völlig verrottet waren und offen standen…habe mich manchmal ganz schon gegruselt. Vor allem, nachdem ich mich nach 10 min innerem Dialog über Moral und Gewissen doch dazu entschlossen hatte, Fotos zu schießen (ich meine, man kann sich auf RTL II Live-Geburten anschauen, warum dann nicht Gräber fotografieren…?). Kaum war das erste Bild geschossen, zog sich der Himmel zu, es fing an zu stürmen und eine Stimme sprach von oben herab: „sin flash por favor!“…nein, aber im Ernst, ich habe mich schon manchmal gefragt, ob da jetzt eigentlich jemand etwas in den Gruften gesucht hat oder ob nicht vielleicht einer wieder rausgekommen ist…. Ein weiterer, in meinem Fall ausgesprochen angenehmer, Vorteil des Alleine-Sightseeings ist, dass man schneller neue Bekanntschaften schließt. Meine Mama ist ja da ganz groß drinn (dios mío…ich widme hiermit diesen Text meiner Mutter als Hauptdarstellerin…) und ich glaube, so langsam trete ich in ihre, von so vielen Bekanntschaften ziemlich ausgelatschten, Fußstapfen. Auf jeden Fall habe ich jetzt neue Freunde in Sevilla, falls jemand mal hin möchte…Manuel, Carlos und ihre Freunde waren sogar so nett, mir mein Küchlein und die heiße Schokolade zu spendieren, dafür muss ich in Berlin bei Gelegenheit eine Currywurst ausgeben…Que más…vielleicht noch ein Reisetipp: obwohl die Weihnachtsbeleuchtung wirklich einsame Spitze ist, empfehle ich den Frühling als optimalste Reisezeit…ich glaube, es reicht zu erwähnen, dass ich die gesamten 5 Tage keine trockenen Füße hatte. So, amigos…ausführliche Berichterstattung wenn erwünscht zwischen dem 21.12 und 09.01, da habe ich Heimaturlaub und werde mich mal ein bisschen von dem Weißbrot erholen (Scherze in Verbindung mit meinem Nachnamen sind in diesem Zusammenhang verboten!). Hasta prontísimo!
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