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Es regnet, es regnet die Sailah wir nass…
Heute - am 10. Tag meines Jemen Abenteuers - wird es wieder einmal Zeit Euch zu berichten. Hier in Sana'a ist nun die Regenzeit angebrochen. Ein bis zwei Mal am Tag bricht der Himmel auf und ein kräftiger Schauer ergreift die Stadt. In Deutschland fühlt man sich durch derlei Ereignisse nicht wirklich beinträchtig… feste Schuhe und ein Regenschirm… ab ins Auto oder in die nächste U-Bahn und vergessen ist das kalte Nass. Hier jedoch wird allein die Überquerung einer Straße zu einer wirklichen Herausforderung. Selbst kleine Gassen entwickeln sich zu „reißenden" Flüssen aus einer braunen Brühe durch die man lieber nicht waten möchte. Da wir direkt an der Sailah wohnen - eine Art Trockenflussbett, welches normalerweise als Hauptverkehrsstraße genutzt wird und bei Regen sehr schnell volläuft - konnten wir in den letzten Tagen ein wahres Spektakel beobachten (siehe Fotos und Video). Für die Jemeniten in unserem Viertel scheint die Ankunft des Regens eine wunderbare Abwechslung vom Alltag darzustellen. Viele Leute, überraschenderweise auch viele Frauen kamen aus ihren Häusern und sammelten sich entlang der Sailah. Sie tranken Tee, spazierten entlang des „Flusses" und genossen - vielleicht ähnlich wie wir - die Ruhe durch die Abwesenheit des sonst so lebendigen Verkehrs. Die meisten der jemenitischen Kinder konnten nicht widerstehen… sie schwammen und spielten mit großer Begeisterung und Ausgelassenheit in dem braunen Wasser. Ihre riesige Freude über diesen aufregenden und seltenen Spielplatz war geradezu ansteckend. Wobei sich auf ein Bad unsererseits gerade noch so verzichten ließ. ;-) Auch die Luft hier in Sana'a ist nach so einem Regenschauer natürlich viel angenehmer und zumindest für ein Weile hat man nicht mehr das Gefühl nur Staub ein und aus zu Atmen. Dennoch bleiben die Fahrt zur Arbeit und zurück, wie auch kleinere Besorgungen und Einkäufe, währende oder nach dem Regen, eher anstrengende Erlebnisse.
Wo ich gerade bei anstrengenden Erlebnissen bin möchte ich Euch auch die Geschichte von meinem Weg allein zur Arbeit nicht vorenthalten. An den ersten paar Tagen bin ich immer gemeinsam mit meiner Mitbewohnerin und Kollegin Heba zum Sammeltaxistand gelaufen und dann zur Arbeit gefahren. Man muss wissen, sie ist Ägypterin und kann sich dementsprechend auch großartig auf Arabisch verständigen. Zu meinem Schreck musste sie bereits am Montag aus arbeitstechnischen Gründen nach Aden fliegen, was also hieß ich musste den Weg allein finden. Nun muss man sich vorstellen, dass es hier erstmal für europäischen alles ziemlich ähnlich aussieht, was heißt, allein der Weg zum Sammeltaxistand erschien mir furchtbar kompliziert. Doch auch hier hat mich - Gott sei Dank - mein guter Orientierungssinn nicht im Stich gelassen. Zum Sammeltaxifahrer sagte ich wie von Heba gelernt „Hadda Madina" und los ging es. Nun gab es eine weitere Herausforderung, da man dem Fahrer nämlich auch sagen muss, wann er anhalten soll… und tatsächlich ich habe es geschafft, am Montag kam ich pünktlich, heil und sehr stolz ;-) auf der Arbeit an. Doch, zu früh gefreut am Dienstag, als ich schon viel selbstsicherer und entspannter an die Sache ranging, landete ich natürlich irgendwo im nirgendwo. Da stand ich nun wirklich sinnbildlich in der Pampa und der Fahrer sagte auf Arabisch etwas, das sicherlich „die Fahrt ist hier zu Ende" heißen sollte. Was also tun? Ich nahm die Beine in die Hand und los ging es wieder in Richtung Stadt. Nach ca. einem Kilometer traf ich auf eine westlich gekleidete Inderin, die leider auch überhaupt kein Arabisch sprach, mich aber partout nicht allein lassen wollte. Sie sagte zu mir: „ Oh darling, we are all strangers here and we all feel the same, I can't leave you alone". Also fragten wir uns gemeinsam durch und landeten, nach sicherlich vielen Umwegen und einer dreiviertel Stunde später als von mir geplant, bei der GTZ. Die Inderin war froh und ich auf jeden Fall auch… wir verabschiedeten uns und waren beide sichtlich erleichtert. So kann es also gehen… selbst zur Arbeit kommen ist ein kleines Abenteuer. Langsam aber sicher erscheinen einige Dinge jedoch schon etwas vertrauter als noch vor einer Woche und ich denke mit der Zeit und vor allem einem Zuwachs an arabischer Sprache meinerseits wird sicher vieles einfacher. Apropos Arabisch… am Montag war meine erste Stunde und ich kann Euch sagen, dass es sicher einfacheres gibt. Auf dem Programm stand erst einmal Buchstaben schreiben und sprechen üben und dann auch miteinander zu Worten verbinden. Ich kam mir vor wie in der ersten Klasse und jetzt übe ich seit Montag in einem Heft die Buchstaben zu schreiben… aber jeder hat mal klein angefangen, oder? Auf jeden Fall ist meine Lehrerin ganz toll. Eine wirklich liebe und sehr aufgeweckte Jemenitin, mit der der Unterricht wirklich Spaß macht. Bei jeder richtigen Antwort freut sie sich so sehr, dass man denken könnte ich hätte einen Preis gewonnen. Sie will uns auch auf jeden Fall zu einer Hochzeit mitnehmen und uns ein richtig gutes Hamam zeigen sowie jemanden fragen, der uns mit diesem tollen Naqsh bemalt. Bin schon mal sehr gespannt.
An dieser Stelle werde ich mich jetzt auch wieder von Euch verabschieden. Mein Bettchen ruft ganz laut nach mir. Bis zum nächsten Mal, Eure Madeleine
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