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Grüeziwohl Liebi Schwiiiz :)
Das letzte Mal habe ich mich ein bisschen kurz gehalten mit Erklärungen, da der Rest scho ziemlich viel war;)
Vielleicht habt ihr euch gefragt, warum ich mit meinem Gastvater in Quito immer mit Chauffeur und Polizist (Bodyguard) unterwegs war? Mein Gastvater ist ein hoher Politiker in Ecuador und da es ziemliche Streitigkeiten gibt, zwischen Anhängern des Präsidenten und Gegnern, ist es sicherer, mit einem Polizisten unterwegs zu sein.
Meine letzten Tage in Ecuador verbrachte ich mit meiner Gastfamilie in ihrem Strandhaus! Wir sind dorthin gegangen, da die Grossmutter krank ist und ihr die frische Meerluft gut tut. Wir blieben dort Sonntag und Montag, am Dienstag reiste ich von Portoviejo los, nach Guayaquil, wo ich bei einer Kollegin wohnte. Am Dienstagabend gingen wir in den Ausgang und bereits am Mittwoch ging meine Reise weiter, zur letzten Station, Peru, Satipo. Nach einigen Komplikationen mit dem Bus, fuhr ich während 28h direkt nach Lima, nur mit Halt bei der Grenze. In Lima kam mich der Pfarrer von Satipo abholen und wir fuhren direkt in das Dorf, weitere 10h entfernt von Lima.
Freitagmorgens um 9.00 Uhr kamen wir dann schlussendlich in Satipo an. Direkt gingen wir zu meiner Unterkunft, welches auch gleichzeitig der Kindergarten von 18 Kindern ist. Kinder, die aus armen Verhältnissen stammen, aus sehr armen. Als ich den Innenhof betrat, kamen sofort alle Kinder zu mir gerannt und streckten mir ihre Hände zu, alle mit einem riesigen Lächeln auf dem Gesicht. Nachdem ich mich in meinem Zimmer ein wenig eingerichtet hatte, ging ich mit den Kindern Mittagessen. Was ich nicht erwartet hatte: Einige Kinder wollten nicht essen! :O Wir mussten sie überreden, ihre Portion zu Essen oder im schlimmsten Fall, wenn die Eltern sie abholen kamen, mussten die Eltern helfen, zu füttern!
Bevor ich euch aber hier weiter von meinen Erlebnissen erzähle, möchte ich euch Sopita vorstellen.
Sopita ist eine Wohltätigkeitsorganisation von einer Peruanerin, die in der Schweiz, genauer in Nänikon wohnt. Zusammen mit einigen Freunden, schaut sie, dass alles gut läuft im Projekt. Die Organisation hat ursprünglich nur mit einem Mittagstisch angefangen, daher Sopita (=kleine Suppe). Nun gibt es Kindergarten, Mittagstisch und Aufgabenhilfe für viele Kinder Satipo's. Für mehr Infos hilft euch die Webseite: http://www.sopita.ch/de/Wir.html
Am Samstag war dann die sogenannte Faena angesagt. Mit Faena meinen sie hier, ein Projekt mit den Eltern. Dieses Mal war Reis ernten angesagt! Morgens um 7.00 Uhr verliessen wir Satipo, und fuhren aufs Land hinaus, wo Sopita ein wenig Land hat, um ein wenig Essen anzupflanzen. Von allen Kindern kam ein Elternteil oder Bruder helfen, auch die Lehrerin war anwesend. Zuerst regnete es noch ein wenig, doch dann schmissen wir Salz in die warme Asche der Küche und es hörte auf. Dann begann die harte Arbeit. Mit den mitgebrachten Messern, begannen wir die Reisstauden abzuschneiden. Sie wurden in Säcken gesammelt oder die längeren haufenweise zu einer Plastikplane gebracht. Bei der Plastikplane wurden die Reiskörner abgeschlagen, indem die Stauden über einen Ast geschlagen wurden. Die Körner fielen somit auf den Plastik, wo sie später vom Abfall getrennt wurden und in den grossen Säcken gesammelt wurden. Insgesamt haben wir 9 Säcke voll mit Reis an je ca. 40kg Reis geerntet. Dieser trocknet Momentan noch auf dem Dach und kommt diese Woche dann in die Mühle, wo die Kernen geschält werden. Bis um 3 Uhr nachmittags hatten wir geerntet und dann sind wir alle totmüde nach Hause gefahren. Mein Zuhause hier ist wie gesagt beim Kindergarten. Ich wohne dort mit Irma, einer 42-jähriger Frau, die verantwortlich ist vor Ort, dass alles funktioniert. Nachdem wir uns ordentlich erholt hatten, fuhren wir mit einem kleinen Bus am Sonntag in ein Nachbarsdorf, Masamari. Wir drehten dort ein paar Runden, hörten den Komikern auf dem Hauptplatz zu, zur Sicherheit nur aus der Ferne, da sie auf Ausländer komisch anspielen könnten, und fuhren wieder zurück. Wir mussten nämlich noch einen Tisch bringen, wo am Montag der Mittagstisch für Kinder sein wird, die nicht bei uns im Kindergarten sind. Wir kamen bei der Familie an, die uns den Ort zur Verfügung stellt, eine arme Familie, die in einem Haus aus Holzbrettern wohnen. Die Dusche ist im Freien, hinter weiteren Brettern und man duscht sich, indem man sich ein paar Eimer Wasser über den Kopf leert. Zwei junge Kätzchen waren auch da, aber ziemlich mager sind sie. Wir stellten den Tisch unter ein kleines Vordach und fuhren mit dem lokalen Taxi nach Hause. Langsam habe ich gemerkt, in dieser Stadt gibt es praktisch keine Autos, nur Motorräder und sogenannte Motocarros, auch bekannt als Tuktuks (Motorrad mit hinten zwei Rädern). Sonntagabend ist Einkaufsabend: Alles, was wir bereits kaufen konnten für die nächste Woche an Essen wurde eingekauft. Schwer beladen mit Gemüse, Früchten, Kräutern etc. kamen wir nach Hause. Nachdem alles verstaut wurde gab es Abendessen und schnell ab in die Heia :D
Am Montagmorgen ging es dann endlich los, mein erster "Arbeitstag". Die Kinder kamen ab 7.30 Uhr eingetrudelt. Um 8.00 gab es dann Frühstück für alle: Milch mit Haferflocken und Brötchen. Als alle fertig gegessen hatten gab es das morgenliche Gebet und dann ging es ab ins Klassenzimmer. Immer in Dreiergruppen kamen sie zu mir in den Unterricht. Ich versuchte ihnen zu erklären, warum es wichtig ist, dass sie Englisch lernen müssen. Das ist gar nicht so einfach, denn diese Kinder wissen zum Teil nicht einmal, dass es andere Sprachen als Spanisch und Quetschua gibt. Nachdem die einen oder anderen Wirbelwinde sich ausgetobt hatten, schaffte ich es doch, innerhalb von einer Woche den Kindern ein paar Wörter beizubringen, auch wenn sie sie noch lustig aussprechen :) Nach dem Englischunterricht gab es um 10.30 Uhr immer Znüni, eine Frucht und ein frischer Saft meistens. Nach dem Mittagessen ging es für mich Schlag auf Schlag weiter. Wir fuhren nach Natalio Sanchez mit unseren riesigen Pfannen, wo andere Kinder auf ihr Essen warteten. Alle Kinder sind auf einer Liste notiert, damit nicht irgendwelche Kinder kommen können. Die Eltern bezahlen ca. 3.50CHF fürs Einschreiben und dann monatlich 2 CHF. Dafür bekommen die Kinder 5 mal die Woche ein gutes Mittagessen:) Nachdem alle gekommen waren, begann ich mit Englischunterricht für die Primarschüler. Zwei Kinder wussten bereits etwas, der eine wusste "Good morning" und das eine Mädchen wusste "Oh my god" :D War ziemlich lustig.
Am Dienstag waren dann die Sekschüler dran. Die meissten von ihnen hatten bereits 4-5 Jahre Englischunterricht gehabt, doch sie wussten nicht einmal, wie man How are you sagt, also begann ich auch bei ihnen ziemlich bei den Basics, doch kann ich viel schneller vorwärts machen. Die ganze Woche verging wie im Flug, am Nachmittag spielte ich mit dem Hund, las in meinem Buch, knüpfte Bändeli oder spielte Gitarre. Am Samstag war dann wieder etwas Neues angekündigt: Die Übergabe der Uniformen an die neuen Schüler. Sie kamen mit ihren Müttern, einige brachten auch Geschwisterte mit. Die Schuluniform wurde übergeben und wir machten viele Fotos mit ihnen.
Sonntag ist Ausgangtag. So war es auch an diesem Sonntag. Die Mutter von zwei Schülern hatte uns eingeladen, mit ihnen zu ihrer Mutter zu fahren, die viele Früchte angepflanzt hat und wo sie auch Fische züchten. Wir fuhren also am Nachmittag mit ihnen dort hin, ein kleines, armes Dorf mit Namen Via Toledo. Sie zeigten uns ihre Fischzucht und wir gingen einige Früchte ernten. War extrem lecker :D Im Anschluss luden sie uns noch zum Fisch essen ein. Während sie kochten, spielte ich mit den Kindern Fussball und Volley. Wir machten auch noch einen kurzen Spaziergang in den Dschungel hinein :) Es erstaunt mich immer wieder, wie grosszügig die Leute hier sind. Sogar die unterste Schicht lädt dich noch zum Essen ein, die Mutter eines anderen Schülers hat mir auch eine Tasche geschenkt, die sie selbst gemacht hat! Der Fisch war sehr lecker und ich hatte diesen wundervollen Sonntag sehr genossen! Todmüde ging ich am Abend schlafen, um wieder bereit zu sein um am nächsten Tag zu unterrichten.
Diese Woche waren alle Kinder ein wenig krank,...zweimal brachte ich ein Mädchen in mein Bett, damit es ausruht, bis die Eltern es abholen kommen. Auch mich und Irma hat die Grippewelle ein wenig erwischt, warscheinlich hat es auch mit dem abrupten Klimawechsel zu tun, am Tag ist es nämlich extrem heiss und in der Nacht ziemlich kühl. Am Mittwochabend verliess mich dann Irma, da sie mit ihrer Mutter zum Arzt musste, sie wohnt aber 20h von Satipo entfernt. Daher kam mich Guillermo abholen und momentan bin ich noch bis Sonntag bei ihm. Er bringt mich jeden Morgen mit seinem Motorrad zum Kindergarten und holt mich am Nachmittag wieder ab. Er ist mega nett und hier habe ich mehr oder weniger guten Internetanschluss, daher konnte ich euch schreiben :) Leider hat mich gestern der Stromausfall daran gehindert, weiter zu schreiben, doch jetzt lade ich dies schnell hoch, bevor er evt wieder ausfällt! ;)
In 4 Wochen bin ich zuhause! Ich freue mich schon ziemlich auf euch!
Macheds guet und bis bald
Amina
- comments
Evelyne Presa Liebe Amina schön von dir zu hören, du hast ja viel erlebt. Dein Bericht aus Satipo berührt mich sehr da ich für Gilma schon oft Texte für das Sopitafest geschrieben habe, dieses Jahr kannst du direkt aus dem Projekt berichten, wie schön, ich wünsche dir einen guten Abschluss deiner Reise und hoffe du kommst auch gut an hier zu Hause. Es ist sicher nicht einfach wieder zu landen aber ich weiss dass du sehnsüchtig erwartet wirst.
Bernadette Liebe Amina, ich schaue alle paar Tage, wie es wohl weiter geht bei sopito... Liebe Grüsse Bernadette