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Nach dem wir während gut einem Monat relativ günstig mit Bus, Motorrad, Zug, Flugzeug etc. gereist sind, unzählige verschiedene Hotelzimmer bewohnt, diverse Duschstandarts mitbekommen, viel Abgas geschluckt, die Ohren voll Lärm und in den verschiedensten Währungen bezahlt haben, gönnen wir uns nun für eine Woche etwas Luxus.
Dieser Luxus ist geradezu ein Paradies und heisst Tauchen auf Sipadan! Sipadan ist eine kleine malaysische Insel, die zur grossen Borneoinsel gehört. Rund um die Sipadaninsel befinden sich hervorragende Tauchspots, deshalb ist die Insel heute geschützt. Man findet weder eine Unterkunft noch ein Restaurant. Nur ein paar Tische, Bänke und Toiletten für die Taucher, die dort Pause machen.
Wir sind auf der Nachbarsinsel einquartiert, dem Mabul Island. Hier wohnen wir in einem wunderschönen Bungalow mit Sicht aufs türkisblaue Meer, einer Openairdusche, jedem Service, den man sich vorstellen kann, einem wunderschönen Pool und einem geheizten Wirlpool, einer tollen Tauchbasis etc. Das Resort ist sehr sauber und perfekt organisiert, das Portemonnaie können wir im Bungalow lassen, alles (was wir noch nicht im Voraus bezahlt haben) wird aufgeschrieben und am Schluss bezahlt. Die Schuhe brauchen wir nicht, vom frühen Morgen bis spät abends sind wir barfuss unterwegs. Wir sind jedoch nur in der „2. Klasse" einquartiert. Die „1. Klasse" bewohnt die Wasserbungalows auf der anderen Seite der Insel, dafür haben sie einen längeren Weg zum Pool. Die Angestellten aus dem Resort und aus der Tauchbasis sind extrem nett und hilfsbereit.
Im Moment begleitet uns das Ende der Regenzeit noch ein bisschen. Das hat für uns aber mehr Vorteile als Nachteile: Das Resort ist fast leer, es sind im Moment nur ungefähr 20 Touristen da. Für das Tauchen bei der Sipadaninsel braucht es jeweils ein Permit. Unserem Resort stehen pro Tag 14 Permits zur Verfügung. Das heisst, dass man in der Hochsaison vielleicht nur einen Tag pro Woche bei Sipadan tauchen kann (oder auch gar nicht) und sich ansonsten rund um die Insel Mabul vergnügt (was auch sehr schön ist - aber anders). Da momentan nicht Hochsaison ist, haben wir Glück und können fast jeden Tag bei Sipadan tauchen. Und die Tauchbedingungen sind trotzdem perfekt. Das Wetter ist nicht wie im Bilderbuch, es ist meistens bewölkt, manchmal etwas sonnig und meistens regnet es so einmal pro Tag (kurz aber heftig). Trotzdem ist es tropisch warm, die Temperatur ungefähr 25° - 30°, das Wasser 29°. Nach dem Besuch der Grossstädte in Vietnam geniessen wir es sehr, dass es hier mal richtig ruhig und nicht mit Touristen überlaufen ist.
Am ersten Tag holt uns ein Fahrer des Resorts in Tawau ab, wo wir übernachtet haben. Nach der Fahrt mit dem Auto und dem Schiff, empfängt uns ein Tauchguide des Mabul Resorts. Die erste Frage ist, ob wir heute tauchen wollen. Na klar, dafür sind wir hier! Nach einigen Informationen und administrativen Angelegenheiten packen wir unsere Sachen und machen den ersten Einführungs-Tauchgang am Hausriff. Kaum sind wir im Wasser, kommen uns wunderschöne Fische entgegen, alles sieht toll aus, wir betauchen auch Wracks und künstliche Riffe. Am Nachmittag geht's mit dem Schiff zum Tauchspot „Paradies 1" bei Mabul. Nach einer kurzen Zeit unter Wasser, weist uns der Guide auf dieses und jenes hin. Während wir ein kleines Meerestier genauer betrachten, schlägt Karin plötzlich etwas auf den Arm. Hallo Schildkröte?! Dicht an mir schwimmt eine riesengrosse Schildkröte vorbei. Wow, unglaublich! Während des ganzen Tauchgangs sehen wir mehrere Schildkröten, „Nemo"-Fische, Büffelköpfe, Tintenfische und und und… Eine unglaubliche Anzahl Meerestiere auf einem Haufen.
Am nächsten Tag gehören wir schon zu den 14, die zur Sipadaninsel dürfen. Unser Boot fährt um 5.30 Uhr los, wir machen 4 Tauchgänge an diesem Tag. Nachdem wir unsere Namen im Buch hinterlegt haben, geht's ins Wasser. Die wunderschönen Korallenriffe sind extrem spektakulär. Hier findet man so ziemlich jedes Lebewesen, das es unter Wasser gibt (von Walhaien mal abgesehen), unglaublich! Am Abend nach unseren ersten vier Tauchgängen bei Sipadan können wir uns glücklich schätzen: Wir haben viele Schildkröten gesehen, viele Haie, Feuerfische und sogar einen riesengrossen Baracudaschwarm. Ja, uns wurde nicht zuviel versprochen, die Region hier ist und bleibt wohl einer der schönsten Tauchorte der Welt.
Am nächsten Tag haben wir gleich nochmal die Sipadan-Ehre. Diesmal fährt das Boot erst um 8 Uhr los und wir machen „nur" 3 Tauchgänge. Auf dem Boot fühlen wir uns immer wie Könige. Nicht mal die Flossen müssen wir selber anziehen, dafür stehen uns die Mitarbeiter des Resorts zur Verfügung. Unglaublich, wie aufmerksam sie sind. Die heutigen Tauchgänge erleben wir wieder als absolut fantastisch: Wir sehen einzelne Haie und einige Haie in der Gruppe, beobachten die Schlangen, die die Köpfe aus dem Boden strecken, staunen den Schildkröten nach, tauchen bei einem Höhleneingang, was sehr spektakulär aussieht und zum Abschluss des Tages überrascht uns ein riesengrosser Makrelenfischschwarm. Dieser Anblick ist unglaublich. So viele gleiche Fische auf einmal und wir mitten drin. Wow, das ist mal ein Tagesabschluss und ein Bild, das im Kopf bleibt.
Auch am vierten Tag sind wir Glückspilze, wieder geht's nach Sipadan. Nach dem ersten Tauchgang können wir uns kaum erholen, unglaublich, was uns wieder geboten wurde! Schildkröten, viele kleine Tiere, dreimal einen Baracudaschwarm, ein Tunfisch, einige Haie und das alles in einer ziemlich starken Strömung. Am Ende des Tauchgangs wird die Strömung ziemlich beindruckend. Michael bleibt etwas zurück, um ein paar Haie zu fotografieren. Die Gruppe ist schnell ausser Sicht, was bei dieser starken Strömung kein Problem ist. Wie ein Düsenjet fliegen wir knapp übers Riff und bei dem Tempo ist die Gruppe auch schnell wieder beieinander. An der Oberfläche ist zudem ziemlich Wellengang, so dass unser Guide ein wenig verzweifelt guckt. Wir andern kriegen das Grinsen nach so einem coolen Tauchgang kaum mehr aus dem Gesicht. Unvergesslich! Der zweite und der dritte Tauchgang waren eher unspektakulär, an die Haie und Schildkröten hat man sich inzwischen gewöhnt. Trotzdem freut man sich natürlich doch noch sehr, wenn sie sich zeigen.
Auch die nächsten zwei Tage können wir nach Sipadan. Ein echter Glücksfall (im Sommer gibt es hier wohl fast Revolten, weil alle nach Sipadan wollen und in vierzehn Tagen höchstens einmal dürfen). Zudem ist die Sicht echt gut (20 m). Wir geniessen das Riff, das hier von der Oberfläche fast senkrecht bis auf 600 m abfällt. Es gibt Höhlen in die wir tauchen, Überhänge unter denen sich viel Interessantes versteckt und Rinnen in denen Haie faulenzen. Einmal sehen wir sogar Grauhaie und Adlerrochen.
Vor allem Michael versucht sich mit Unterwasserfotografie. Eine echte Herausforderung. Position halten, in der Strömung stehen, Kamera einstellen, Licht positionieren, kein Staub aufwirbeln, das Riff nicht beschädigen…. Und dann ist der Fisch natürlich längst weg! Und dabei sollte man sich ja auch nicht umbringen. Also Luft checken, Nullzeit nicht vergessen etc. Es macht aber super Spass, und ein paar Glückstreffer sind auch dabei.
Nach ein paar Tagen haben wir uns mit einem Paar angefreundet. Thomas und Susanne kommen aus Hamburg und sind uns sehr sympathisch. Sie kommen seit zehn Jahren zu unterschiedlichen Jahreszeiten auf die Insel und haben schon hunderte von Tauchgängen. So verbringen wir schöne Stunden zwischen den Tauchgängen mit Diskutieren und Lachen.
Ein Nachttauchgang bietet uns eine schöne Abwechslung, macht aber das Fotografieren nicht einfacher.
Am letzten Tag drehen wir noch einen Runde am Hausriff und dann geht's schweren Herzens wieder zurück nach Tawau.
Aber schon jetzt überwiegt die Freude auf den nächsten Abschnitt unserer Reise: unsere Rundreise durch Sabah (Borneo).
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