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Manchmal muss ich an Abende denken, an denen ich hinter verschlossenen Türen ganz laut die Musik einer bestimmten Boyband aufgedreht hab und so dermaßen unkoordiniert meine Gliedmaßen um mich geschmissen habe, dass ich einfach wusste wie bescheuert ich aussehe und wie dermaßen laut und schief ich singe. Wenn dann jemand rein kam und mich dann mit diesem wissenden Lächeln angeschaut hat oder unser Nachbar demonstrativ die Fenster geschlossen hat, war mir die ganze Aktion natürlich peinlich, aber dieses Gefühl etwas total bescheuertes zu machen und war (und ist) einfach belebend. Und an alles was ich denken muss in diesem Moment, in dem ich alle diese Wörter in die Tasten haue, ist meine Mama wie sie unten im Gemüsegarten steht und gießt und mir in unüberhörbarer Lautstärke entgegenschreit ich soll bloß die Balkontür zu machen. Oder der Blick von meinem Bruder, wenn er mit mir im Auto sitzt und einfach am liebsten im Boden versinken würde, weil seine große Schwester einfach so peinlich ist, wenn sie sinkt. Oder an meine Schwester, wenn sie mir nur von der Seite einen Halt die Klappe Blick zuwirft, wenn ich sie und ein paar ihrer Freunde von einer Party abhole.
Was das mit unserem ganzen Australientrip zutun hat? Nicht sonderlich viel (soweit reicht mein literarisches Geschick dann doch wieder nicht:)) aber auf der anderen Seite auch unglaublich viel. Dass es ein Gefühl gibt, das man am liebsten rausschreien würde, weil man nicht weis wie man anders damit umgehen soll, hätt ich nicht für möglich gehalten. Manchmal Schrei ich dann Jojo an (was in 80% der Fälle nicht soooooo gut ankommt;)), manchmal steht man nur mitten in der Innenstadt und atmet den wunderbar romantischen Duft der Abgase der Autos ein oder schließt einfach am Hafen von Brisbane die Augen und riecht den salzigen Geruch des Meeres.
Einer der witzigsten Teile unserer bisherigen Reise liegt hinter uns und hat uns so wahnsinnig glücklich gemacht. Als wir mit unserer Gruppe auf Fraser Island (der größten Sandinsel der Welt) waren und die ersten zwei Tage in unserem Mädelsauto verbracht haben. Die wunderschönen Strände und die Süßwasserflüsse raubten uns jedes Mal wieder den Atem. Die abendlichen Trinkspiele ("Whats the name of the game?") ließen uns glücklich in die Betten fallen, wo uns Andis One Direction, Backsteet Boys oder Frozen Musik in den Schlaf wog. Auch das Abschiedsessen war der absolute Wahnsinn. Wir grüßen alle, die dabei waren und Spaß mit uns hatten.
Danach gings dann weiter nach Rainbow Beach - zusammen mit Steven, wo wir sandboarden wollten. Die Betonung liegt auf "wollten"! Von den 2 Stunden Leihzeit, verbrachten wir erst mal die Hälfte damit zu Fuß nach der Sanddüne zu suchen, die man im Nachhinein in 2 Minuten mit dem Auto hätte erreichen können. Um dann 40 Minuten lang verzweifelt mit Wachs und Sand und Gewicht und Schwung zu versuchen das Board zum Rutschen zu bringen. Unerklärlicher Weise hat das Ganze nicht funktioniert. Danach gings weiter nach Noosa, wo wir 3Tage in einem Bushcamp verbrachten und dort den liebevollsten schwulen Holländer aller Zeiten kennen gelernt haben und einen ganzen Abend damit verbracht haben im leicht angetrunken Zustand mit einem angehenden Psychologe über die Abgründe der menschlichen Psyche zu diskutieren. In Brisbane lief die Sache dann nicht ganz so rund wie wirs gerne gehabt hätten, Steven unser Travelmate ließ uns einfach stehen für Frankreich (wir wussten leider schon immer wieso wir dieses Volk nicht mögen!) und wir beschlossen erstmal eine Woche länger in Brisbane zu bleiben. Diese Woche wurde uns zum Verhängnis. Von 9 Abenden in dieser Stadt waren wir 7 feiern. Wir trafen witzige Leute, charmante Leute, komische Leute und eine alte Schulfreundin, die sich schon in Brisbane verliebt hatte, Louisa (Lul;)). Diese Woche war im Nachhinein eine der Besten unserer gesamten Zeit in Australien. Und wie das Schicksal es so wollte, bot uns eine unserer Zimmergenossinnen in mitten herrlicher Lästerei über Steven eine Mitfahrgelegenheit bis nach Sydney an. Am Montag verabschiedeten wir uns dann reumütig von Brisbane und führen nach Coolangatta, wo wir die wirklichen Surfer trafen und mit Essen überschüttet wurden. Und in diesem Moment sitze ich in Byron Bay, schaue auf den Pool, die Palmen und den blauen Himmel. Und mich überkommt wieder einmal dieses Gefühl vor Glück schreien zu müssen. Dass es bald Weihnachten ist, können wir beide schon erst recht kaum fassen, während wir in der Sonne liegen und an unserem Teint arbeiten und wenn ich daran denke, dass ihr gerade alle zu Hause sitzt und friert, würde ich am liebsten gleich wieder anfangen vor Glück laut zu singen.
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