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Am Montag, zu Beginn unserer 3. Woche in Salta, war das Ersatzteil aus Buenos Aires immer noch nicht angekommen. Wir übelegten uns, das Ding selbst in der Capital Federal abzuholen. Dann aber, am Dienstag-Morgen verkündete Martin, dass es nun hier sei. Sie versuchen nun, die richtige der drei Varianten einzubauen. Am Abend kam dann der Bescheid, dass alles passt und sie nun noch eine Probefahrt durchführen. Wir packten euphorisch unsere sieben Sachen und am nächsten Morgen liessen wir uns zur Garage chauffieren. Doch die Garage war zu! Luc rief Martin an, der erklärte, er sei gerade beim Repuesto-Händler und käme gleich. Wir setzten uns in den Sand und warteten und warteten. Inzwischen kam ein Angestellter angeradelt. Er schaute etwas ungläubig, als er hörte, sein Chef sei beim Repuesto-Händler. Es verging noch einige Zeit, bis Martin dann endlich vorfuhr. Er sah aus wie frisch aus dem Bett... Alles sei okay mit dem Auto. Olé! Als er Paji anliess russte und spuckte er. Der ist wohl schon längere Zeit nicht mehr angelassen worden, anscheinend war wohl doch nichts mit Probefahrt am Vorabend. Die fand dafür jetzt statt und zu Dritt kurvten wir durch die Stadt. Alles war okay, auch wenn es etwas Umgewöhnung braucht, da die Positionen des Ganghebels etwas anders eingestellt war. Paji bekam noch zwei stärkere Lichter (100/80W) damit wir auch bei Nacht mal was sehen, Luft in die Pneus und einen frisch gereinigten Luftfilter. Dann wurde Martin bezahlt und wir fuhren zurück ins Hostel, holten unsere Taschen und es ging endlich los!
Wir schlugen den Weg Richtung San Antonio de los Cobres ein. Jazzy hatte unterdessen einen kleineren Nervenzusammenbruch, weil trotz Vollbremsung eine schwarze Katze genau vor unsere Reifen rannte (so gehen wir mit schlechten Ohmen um, wir fahren einfach drüber). Mit sowas hatten wir eigentlich schon lange gerechnet. Eigentlich war es unmöglich, die Katze nicht getroffen zu haben, wir sahen, wie sie unter unserem Auto verschwand. Doch danach war sie nirgends mehr zu sehen. Wir hofften, dass sie Glück hatte und sich unverletzt davon gemacht hat, am Pneu kleben kann sie ja nicht... Kurz darauf passierten wir eine Polizeikontrolle. Zwei Beamten studierten etwa 10 Minuten lang unsere Passe und fanden es ziemlich amüsant, dass wir immer zwischen Chile und Argentinien pendelten. Dann setzten sie wieder eine ernste Miene auf und taten so, als ob sie etwas bestimmtes suchen. Wir lenkten sie ab, indem wir sie nach dem Strassenzustand am Paso Sico fragten. Das kam ihnen wohl recht, dass sie nun ohne ihr Gesicht zu verlieren, die Kontrolle beenden konnten und uns ganz engagiert beraten konnten. Zum Abschied strahlten beide und wünschten uns eine gute Reise. Wir beschlossen, vor San Antonio de los Cobres auf ca. 3'700 m zu übernachten, fanden ein schönes Plätzchen und waren stolz darauf, endlich mal früh bei Tageslicht unser Lager einrichten zu können. Die Stühle waren bereits ausgepackt als uns plötzlich auffiel, dass eine Tasche fehlte. Darin waren Lebensmittel, ohne die wir gut auskommen könnten, aber auch alle Reiseführer, alle Karten und sonstiger Kleinkram. Mist! Das heisst wohl: nochmals zurück nach Salta!
Auf dem Rückweg wurden wir natürlich nochmals an der Polizeikontrolle angehalten. Als der Beamte uns wiedererkannte staunte er zuerst und lachte dann, als er unsere Erklärung hörte. Hasta mañana, meinte er zum Abschied. Als wir die Tasche im Auto verstauten hatten, fuhren wir wieder aus der Stadt und übernachteten dort auf einem Campingplatz. Wir waren die einzigen Gäste und wurden von zwei Welpen und zwei ausgewachsenen Hunden unterhalten. Am nächsten Tag mussten wir natürlich wieder an der Polizeikontrolle durch. Der diensthabende Polizist nahm es noch genauer als seine Kollegen am Vortag und bat uns rechts ran zu fahren. Mit Luc's Pass und den Fahrzeugdokumenten verschwand er. Nach einiger Zeit kam er wieder und konnte leider auch nichts bemängeln. Also, weiter geht's...! Wir fuhren an diesem Tag noch bis San Pedro de Atacama und durften noch drei Mal Zeuge südamerikanischer Beamtentätigkeit sein. Zuerst das „auschecken" am Paso Sico auf der argentinischen Seite: zwei Grenzbeamten benötigten unglaublich lange Zeit, unsere Daten aus den Pässen in zwei grosse Bücher abzuschreiben. Als es dann um die Fahrzeugdaten ging, wurde es noch komplizierter und sie begannen zu diskutieren. Der Fahrzeugausweis, der bis dahin ungefaltet und wie neu daherkam, wurde hin- und hergereicht, gefaltet und gebückt (damit es beim Abschreiben etwas leichter geht). Wir mussten uns schon etwas beherrschen, blieben aber ruhig. Als alles abgeschrieben war, informierten sie uns, dass sie nun den Zollbeamten für die Ausfuhr des Autos holen. 5 Minuten später erschien dieser. Im Trainer und mit verwuschelten Haaren. Er kam direkt aus dem Bett. Wir mussten den Schalter wechseln und er studierte den Fahrzeugausweis und die temporäre Einfuhrbewilligung. Normalerweise muss dieses Formular bei der Ausreise nur wieder abgegeben werden und damit hat es sich. Dies ist ihm wohl nach einiger Zeit und nach Abschluss der Aufwachphase auch wieder eingefallen und er gab uns den Fahrzeugausweis zurück und behielt das Formular bei sich. Dann ging es auf ziemlich schlechter Strasse weiter über die chilenische Grenze. Wider Erwarten, befand sich dort auch ein Grenzhäuschen. Wir dachten, dass alle Tramités in San Pedro de Atacama erledigt werden. Sie erklärten uns dann, dass einer von drei Tramitéschritten hier erledigt wird. Aber zuerst müssen sie unsere Daten in einem Buch notieren. Also nochmals warten, während sich der eine Beamte lauthals mit einem gewissen Carlito über Funk unterhält. Als er mit Carlito fertig war, kümmerte er sich um uns und wir durften ihm ins Nachbarhäuschen folgen, wo er uns ausgiebig das Einreiseformular erklärte. Er unterbrach auch dann nicht, als wir ihm sagten, dass wir das Formular bereits kennen und schon x-mal ausgefüllt haben. Er lächelte dafür schadenfreudig, als Luc in der letzten Zeile eine falsche Angabe machte. Nein, nein, durchstreichen geht nicht, alles nochmals neu ausfüllen! Nach der SAG-Kontrolle, bei der er uns nur einen Apfel (unseren sogenannten „Opferapfel") abnehmen konnte, ging es endlich weiter. Als wir in San Pedro ankamen, waren noch die restlichen zwei Tramitéschritte zu erledigen. Die Details ersparen wir uns hier...
Auf dem Camping richteten wir uns auf dem Parkplatz ein und bemerkten, dass wir Gesellschaft von Berner und Deutschen Campern hatten. Die Deutschen hatten wir bereits einmal getroffen. Sie befinden sich auf einer 3-jährigen Weltreise mit einem VW-Bus. Diesem wurde hier in San Pedro kurz vorher ein Reifen aufgestochen. Scheint ein sympathisches Dorf zu sein... Und schon gesellte sich Kurt zu unserem Grüppchen. Haben wir's doch noch geschafft, ihn zu treffen. Zusammen kochten wir unser Nachtessen und wurden, trotz einigen Flaschen Wein, schon ungewöhnlich früh durch die Kälte ins Bett getrieben. Tja, dem typischen Wüstenklima kann sich niemand entziehen. Tagsüber heiß und nachts eiskalt. Durch das frühe zu Bett gehen sollten wir eigentlich am Folgetag ausgeschlafen sein. Wenn da nicht die abgehärteten Chilenen wären, die bis morgens um 7 Uhr feierten...
Eigentlich gibt es in der Gegend von San Pedro de Atacama sehr viel zu sehen. Wir starteten aber damit, unters Auto zu schauen und bemerkten, dass Getriebeöl leckte. Was hat das schon wieder zu bedeuten? Zum Glück war Hobby-Mech Kurt vor Ort. Ein Erdwall diente als Bock und Kurt richtete sich für die nächsten Stunden unter dem Auto ein, während die Sonne brannte und der Staub durch die Gassen wirbelte. Schlussendlich kamen wir zum Schluss: der Simmerring wurde beim Ein- und Ausbau beschädigt und leckt jetzt. Der nächste Ort, wo realistischerweise ein solches Teil besorgt werden kann, ist Iquique. Kurt erklärte sich selbstlos und spontan bereit, mit nach Iquique zu kommen und uns die neue Dichtung einzubauen. Bei ihm wussten wir wenigstens, dass danach nicht noch mehr kaputt ist als zuvor, also stimmten wir erfreut zu. Den angebrochenen Nachmittag nutzte Jazzy für einen kurzen Rundgang im Dorf, welches ihr sehr stark ans sehr touristische Humahuaca erinnerte und uns deshalb nicht sehr sympathisch war. Kurt und Lucas lagen noch etwas unter dem Auto um die Kardanwelle zu schmieren was man sonst noch mit einer Fettpresse schmieren kann. Vor Sonnenuntergang fuhren wir an den Salar de Atacama um die Flamingos im Abendrot zu sehen. Zwar liessen sich nur einige wenige aus der Nähe betrachten, aber die Abendstimmung machte dies wett. Die Berge leuchteten rot und spiegelten sich in den Lagunen, die von den bizarren Salzformationen umgeben waren. Nur schon allein dafür lohnte sich der Besuch dieser Gegend!
Auf den gut 80 km bis zur Lagune und zurück, war soweit festzustellen kein Getriebeöl mehr ausgetreten. Wir waren somit guter Dinge, die Fahrt nach Iquique ohne Getriebeschaden zu überstehen. Beruhigt gingen wir mit Kurt zusammen Nachtessen, welches erstaunlich gut, kreativ und günstig war.
Gegen Sonntagmittag waren wir abreisefertig und machten uns mit Kurt auf den Weg nach Iquique. Nach der Hälfte der Strecke erreichten wir den Pazifik. Es war schön, wieder Meer zu sehen und die Mischung von Salz-Fisch-Luft einzuatmen. Als an der Grenze der Region Antofagasta und Tarapaca eine „obligatorische Polizeikontrolle" inkl. Aduana auftauchte, waren wir etwas verwirrt, fuhren dann aber selbstbewusst durch. Es stand niemand an der Strasse, der uns daran hindern wollte und ausserdem hatten wir ja bereits in San Pedro die Tramités erledigt. Später stellten wir fest, dass alle Autos, die einmal vor uns waren, sich wieder von hinten näherten, weil sie eben an dieser Kontrolle gehalten haben. Allenfalls hatte das etwas mit der Zollfreizone zu tun, die wir nun betreten haben. Nun ja, wir sind eben Touristen und wissen nicht alles. Das kann (zumindest in Chile) als gute Entschuldigung herhalten...
Bei der Fahrt am Pazifik entlang, beeindruckte uns, wie die Berge steil ins Meer abfielen. Man fühlte sich ganz klein neben diesen Giganten. Sie sind jedoch nicht wie allgemein zu erwarten felsige Klippen, nein diese sind passend zur Wüstengegend rundherum wie grosse Schuttberge. Die Strasse führte mal tiefer mal höher diesen Steilwänden entlang. Auffällig war, dass überall Abfall lag. Und dies so verstreut über die ganze Fläche, dass dies nicht einfach Rauswürfe aus einem fahrenden Auto sein können. Häuser gab es keine in der Nähe. Als wir später auch Kleidungsstücke und unbebaute Hausfundamente sahen, vermuteten wir, dass wohl der Tsunami im 2010 auch hier gewütet hat. (Dies entpuppte sich später als Irrtum, da es auf 3000 m.ü.M. noch genau gleich aussah) Wir fanden ein Plätzchen am Strand, das nicht ganz so viele rostige Dosen beherbergte und übernachteten da.
Am nächsten Tag erreichten wir Iquique. Zusammen mit Arica ist dies eine der Surfdestinationen in Chile. Die Wassertemperatur ist das ganze Jahr mit 22 Grad relativ angenehm. Dieses Jahr aber ist sie aufgrund der „La niña" spürbar kühler. Im Zentrum reihen sich Hochhäuser der Küste entlang und den Berg hoch befinden sich die ärmeren Quartiere in farbigen „Holzverschlägen". Unser Ziel ist ZOFRI, die Zollfreizone, wo sich auch die Mitsubishi-Vertretung befindet. Einmal mehr können sie uns aber auch nicht weiterhelfen. Das Teil müsse in Santiago bestellt werden, was ca. 5 Tage dauern könnte. Wir reagierten inzwischen gleichgültig, da wir (allerdings nur durch einen Hinweis unseres Mechaniker @ Home genannt the unforgetable P) bereits eine neue Diagnose gestellt hatten: der Simmerring war gar nicht undicht. Es wurde nur zuviel Getriebeöl eingefüllt, das natürlich dann hinausgedrückt wurde. Auf der ganzen Fahrt bis Iquique hat Paji nämlich keinen einzigen Tropfen mehr verloren, was für diese Theorie spricht. Zum Glück sah Kurt diesen Trip als interessanten Abstecher und nicht als völligen Leerlauf an. Wir deckten uns zur Feier des Tages mit Wein und viel Fleisch ein. Zuvor hatten wir nämlich einen schönen Platz zum Campen gefunden, mir unverbauter Meersicht und Swimmingpool. Dort hatten wir auch die ganze Infrastruktur für uns alleine und nutzten deshalb auch den Grill voll und ganz aus. Leider mussten wir feststellen, dass das chilenische Fleisch dem argentinischen nicht ganz ebenbürtig ist. Danach wurden wir vom Gebrüll unserer Nachbarn, den Seelöwen, in den Schlaf gewiegt.
Es hiess nun, von Kurt Abschied zu nehmen. Da sein „Auftrag" nun erledigt war, schlug er wieder seinen ursprünglich geplanten Weg ein. Einige Stunden später trafen wir ihn jedoch nochmals in der Salpeterstadt Humberstone. Wir hatten uns alle spontan und unabhängig voneinander entschieden, einen Abstecher dorthin zu machen. Und dies lohnte sich auch. Wie eine Filmkulisse wirkt die Stadt. Im hinteren Bereich der Anlagen war alles ziemlich verrostet und zerfallen. Scherben, Schrauben, Drähte und anderes lag dort rum. Man könnte meinen, dass dies in den vergangenen 80 Jahren jemand hätte wegräumen können. Aber genau das, verleiht dem Ort etwas Echtes und Abenteuerliches. Diverse rostige Lokomotiven sind zu bestaunen und sogar ein Sulzer-Dieselgenerator haben wir entdeckt. Die Stadt, in dem die Arbeiter mit ihren Familien wohnten, ist zum Teil noch sehr gut erhalten. Die Wohnhäuser, die Häuser der Betriebsleiter, das Theater, das Schwimmbad, das Spital, der Markt, alles kann besichtigt werden. Wir kamen zum Schluss, dass das Leben hier in dieser Einöde doch ziemlich angenehm gewesen sein muss. Zumindest solange, wie chilenischer Salpeter noch gefragt war...
Unsere letzte Nacht in Chile wollten wir nochmals am Meer verbringen. Wir wählten dafür Caleta Camarones aus und wurden mit einem fantastischen Sonnenuntergang belohnt, denn wir mutterseelenallein in unseren Campingstühlen genossen. Das Schauspiel ging am nächsten Morgen weiter, als wir fasziniert riesige Schwärme von Kormoranen beobachten konnten, die alle miteinander, wie auf Kommando, ins Meer stürzten und mit oder ohne Fisch wieder hochkamen. Dazwischen beteiligten sich auch Seelöwen an der Jagd, deren Köpfe immer wieder mitten im Vogelgetümmel auftauchten.
Bevor wir nach Peru wechseln wollten wir in Arica erst unseren platten Pneu flicken lassen. Er war aber schon so beschädigt, dass keine Reparatur mehr möglich war. Da gerade Siesta war und auch kein gescheiter Pneuhändler zu finden war, konnten wir auch keinen Ersatz kaufen. Wir hatten es etwas eilig und wollten endlich die nahe peruanische Grenze überschreiten. Gesagt, getan! Chiles Grenzen waren schnell überwunden, bis auf das eine Formular, dass wir bisher noch nicht angetroffen hatten: Relaciones de Vehiculos y Pasajeros! Was genau der Sinn und Zweck dieses Papiers war blieb uns bis zum Schluss ein Rätsel, jedoch mussten wir das ganze in 4-facher Ausführung „KAUFEN" und das letzte Doppel gaben wir erst beim Verlassen des peruanischen Zolls ab.
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Brenda Nur in ihren Anfangstagen, sagt die Queen of Arab Hip-Hop, habe sie auf Englisch gerappt. abDer Krieg von 2006, als die Israeli Beirut barmordiebten, veranlasste mich, in meine Muttersprache zu wechseln. Ich