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So, ich habe inzwischen das Hostel verlassen, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Ich bin im Uebrigen allein in einem 8er Dorm. Habe ich auch noch nie gehabt. Gerade ist scheinbar alles andere als Hauptsaison.
Argentinien vs. Bolivien:
Die Anden in der Umgebung stehen denen in Bolivien in keinster Weise nach. Ganz im Gegenteil. Sie sind unwahrscheinlich farbenfroh, es ist wieder gruener.
Hier begegnet einem wieder viel Werbung und der Konsum ist auf einem deutlich hoeheren Niveau. Hier kommt es wieder vor, dass Autos freiwillig vor Zebrastreifen halten. Der Verkehr ist geordneter, die Autos neuer, viel mehr Privatautos und weniger Smog, da die Autos nicht kurz vor dem Zusammenfall stehen.
Vieles erinnert stark an Spanien. Zum Glueck fehlen hier nicht die von mir heiss geliebten, grossen Markthallen mit frischen Fruechten + Saft, Gemuese, guenstigen Gerichten, den Artesanias und dem ueblichen Krimskrams...
Anstelle von Mate de Coca trinke ich nun den leckereren, klassischen Yerba Mate Tee. Es gibt wieder mehr Supermaerkte und die Ausstattung ist wesentlich vielfaeltiger. Statt umgerechnet um die 15 EUR fuer eine 12-stuendige Busfahrt zahle ich nun 60 EUR bei dem guenstigsten Busunternehmen. Dafuer sind die Busse gewartet und die Strassen sind ihrem Namen wuerdig. Nun nicht mehr "Nonnentrachten", sondern vielmehr "Cheerleader-Kostueme" werden hier als Schuluniformen getragen. Weniger Bettler sind in den Strassen vorhanden, weniger Armut. Ich kann zum ersten Mal bedenkenlos Wasser ohne Filter aus dem Hahn trinken (juhuu, weniger Plastikmuell). Ich muss keine Kilometer zurueck legen, um einen oeffentlichen Muelleimer zu finden.
Der Akzent/ einige Woerter ist/ sind wieder anders. Oh man, wann beherrsche ich diese Sprache nur? Ja, ich will, ich will. Muss mich mehr hiner die Lehrbuecher klemmen.
Wenn man mich fragen wuerde, welche "Lebensbedingungen" ich bevorzuge, koennte ich keine 100%ige Antwort geben. Die fortgeschrittenere "Zivilisation" hat seine Vorzuege (gut ausgebautes Internet ist nur einer davon).
Ich denke, alles hat seinen Preis. Wird sich Bolivien in wenigen Jahren der westlichen Welt noch mehr angleichen? Wo bleiben dann unsere Traditionen, der jeweils individuelle Charakter eines jeden Landes, wenn wir alle nach dem selben Konsum und der Moderne streben?
Hier bleiben Trachten im alltaeglichen Leben aus. Die Kleidung kommt aus China und ist europaeisch. Die Menschen sind zwar, nach meinem Geschmack, sehr attraktiv, aber weniger interessant, als ein Sonnen gegerbtes, rundes Gesicht mit geheimnisvollen Augen.
Wahrscheinlich wuerde ich Argentinien zum dauerhaften Leben bevorzugen. Einfach weil ich hier weniger auffalle. Ich gehoere mehr oder weniger dazu. Und langfristig will doch jeder "dazugehoeren". Waere der Mensch anders gestrikt, wuerde all seine Vorurteile gegenueber der Andersartigkeit ueberwinden, dann wuerde ich mich bestimmt in Bolivien pudelwohl fuehlen. Mir liegt das einfache Leben dort. Aber da wir alle mehr oder weniger Vorurteile haben und nicht offen und freundlich auf jeden Menschen zugehen, erschwert es das Leben. Dieser Teufelskreislauf mag wohl nicht voellig unbegruendigt sein. Dennoch wuenschte ich mir manchmal mehr Offenheit und weniger Furcht.
Mama hat mich heute gefrgt, ob ich noch nicht mal ein bisschen Heimweh haette, wenn daheim all meine Lieben anlaesslich eines Geburtstages zusammen kaemen. Das muss ich verneinen. Klar liebe ich es Zeit mit Famlie/ Partner/ Freunden zu verbringen. Doch weiss ich doch, dass das Wiedersehen nicht allzu fern ist. Zudem genieße ich den Moment so sehr, dass ich mir nicht wünschen muss zu Hause zu sein. Ich will einfach künftig mehr das schätzen, was ich gerade habe und nicht jammern, weil ich etwas anderes ersehne. Ich lerne gerade innerhalb kuerzester Zeit so viel fuer mein Leben und hoffe, dass ich das erworbene Wissen/ die Faehigkeiten nach der Reise auch mit nach Hause nehmen werde. Dennoch ist mir der Kontakt zu meinen Liebsten natuerlich wichtig. Ich moechte wissen, was in ihrem Leben vorgeht und ob es ihnen gut geht. So lang dies der Fall ist, besteht kein Grund Heimweh zu haben. Jemanden ab und zu zu vermissen ist jedoch voellig normal und bleibt selbstverstaendlich auch bei mir nicht aus.
So, genug Gesuelze und Bla Bla fuer heute.....
Hasta luego mis amigos
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Michael Spannende Gedankengaenge!!! Viva Argentina.