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Mittlerweile sind Felix und ich eine Woche lang unterwegs und haben nach Puerto Iguazu auch Paraguay hinter uns gelassen.
Wir sind froh 3 Tage (inkl. Busfahrt) in das zweit ärmste Land Südamerikas (nach Bolivien) gereist zu sein, da Paraguay einen doch ein ganz anderes Bild von Südamerika vermittelt, als Argentinien, Chile und vermutlich auch Uruguay (das werden wir in Kürze feststellen).
In Paraguay ist die indigene Kultur zwar weniger präsent, als z.B. in Bolivien, aber dennoch kann man auch nach nur wenigen Tagen sagen, dass dieses Land weniger westlich ist, als Argentinien.
Bevor ich mich Paraguay widme, verdient unser Aufenthalt in Misiones, Argentinien noch ein paar Zeilen: Auf der Busfahrt veränderte sich allmählich die Kulisse. Die Wiesenlandschaft verwandelte sich in dichte, sattgrüne Wälder.
Wir haben zwei Tage hintereinander vom netten, feucht-schwülen Örtchen Puerto Iguazu aus einen Ausflug in den Iguazu National Park zu den Wasserfällen gemacht. Den zweiten Tag hat sich die liebe Pip, die mal wieder meinen Weg „ganz zufällig" ;) kreuzte, uns angeschlossen. So konnten sich die beiden auch mal kennenlernen (puh, Glück gehabt, sie haben sich gut verstanden ;)).
Um ganz ehrlich zu sein: ich habe zuvor eine BBC Doku über die Iguazu Wasserfälle gesehen. Diese Doku war aus der Vogelperspektive und hat die Fälle aus jedem Winkel betrachtet. Sie wirkten dadurch gewaltig und wahrscheinlich größer, als sie tatsächlich sind. Meine Erwartungen entsprachen demnach der Doku und das tatsächliche Bild wich ein wenig davon ab. Doch auch wenn die Wasserfälle kleiner wirkten, als in meiner Vorstellung, waren sie definitiv die größten und die schönsten, die ich jemals zu Gesicht bekam. Wunderschön wirklich....Dennoch finde ich es bemerkenswert, was unser Kopf alles aus macht und was für eine enorme Rolle Erwartungen spielen können. Ich will mich nach und nach darin üben, erwartungslos zu sein. Wobei das wirklich nicht leicht ist.
Im National Park sind wir frechen Coatis über den Weg gelaufen, die keine Scheu kannten und Essen aus den Rücksäcken der Touris oder den Mülleimern stibitzen wann immer sie die Chance dazu bekamen. Wir sahen Tukane, Geier, zahlreiche andere Vögel, unglaublich viele Schmetterlinge - die sich auch gerne mal auf einem niederließen. Außerdem viele Echsen und drei Zentimeter lange Ameisen (Felix wollte ein Abkommen mit mir schließen und behaupten, sie seien 5 cm lang gewesen ;)) sowie riesige (Katzen-??)Fische. Es ist schon erstaunlich, wie viele Tiere sich in diesem arg touristischen Gebiet noch aufhalten und sich gar nicht stören lassen. Im menschenleereren, umliegenden Gebiet soll das Wildleben noch weitaus vielfältiger sein. U.a. ist auch der Jaguar dort Zuhaus....
Man läuft 1 km über einen Steg, der über ein riesen Flußgebiet führt. Das Wasser strömt gemächlich vor sich hin und auf einmal tut sich ein Schlund auf und die enormen Wassermassen stürzen hinab. Man kann nicht weit schauen, da die Gischt den Blick verwehrt. Wenn man zuvor die ganze Zeit durch die pralle Sonne gelaufen ist, ist die Dusche durch das Spitzwasser eine reine Wohltat. Ich weiß, ich bin selbst ein Touri und kann nicht erwarten, alle Touri-Magneten verlassen vorzufinden, dennoch wünschte ich mir die ganze Zeit, wir wären alleine an diesem wunderbaren Ort. Dann könnte er viel besser wirken. An alle, die vor haben Iguazu zu besichtigen: Die Argentinische Seite allein ist völlig hinreichend. Ich habe schon von mehreren gehört, dass die Brasilianische nicht wirklich lohnt, da man weniger, aber nicht mehr sieht.
Abends waren wir immer erst mal richtig platt. Eis und Dusche haben uns aber wieder aufgepeppt: Zucker und Erfrischung. An zwei Abenden sind wir zur Brasilianischen Meile in Puerto Iguazu gegangen, haben diverse Empanadas sowie heimisches Bier getrunken. Einmal haben Straßenmusikanten für die richtige Hintergrundmusik gesorgt. Ich liebe Straßenstände, einfache Restaurants. Das führt schon dazu, dass ich mich in adretteren Restaurants unwohl fühle. Es ist doch viel schöner, wenn Menschen laut sind, fröhlich durcheinander schnattern und keiner Benimmregeln beachtet....
Nach dem gemeinsamen Frühstück am dritten Morgen verabschiedeten wir uns von Pip und setzen uns in einen Bus nach Ciudad del Este, der uns über die Grenze nach Paraguay bringen sollte. Das tat er auch, nur „vergaß" der Busfahrer an der Station zu halten, wo alle Touristen einen Einreisestempel bekommen. Ups, ja, er dachte, wir wären Paraguayer, wir drei Deutschen und die zwei Franzosen. Ja, es ist auch ganz üblich für Paraguayer nur gebrochenes Spanisch zu sprechen etc. Naja, ich will mich nicht mehr aufregen. Es war aber ganz bestimmt Absicht. Da sind wir uns sicher - will gar nicht wissen, wie oft der Busfahrer dieses Spielchen spielt. Wir mussten jedenfalls wieder zurück vom Terminal zur Grenze, den Stempel holen (da wir bei der Ausreise keine Strafe zahlen wollten) und abermals zum Terminal, um einen Anschlussbus nach Asuncion zu nehmen. Man sagte uns der Bus würde 4 Stunden zur Hauptstadt brauchen. Stattdessen waren es 7 Stunden, auch wenn es keine unüblichen Zwischenfälle gab. Warum gibt man uns nicht gleich eine realistische Antwort?
Abgesehen von diesen Busfahrern waren aber alle Paraguayer sehr, sehr liebenswürdig und freundlich. Das war man gar nicht mehr gewöhnt. Zusammen mit den zwei Franzosen, die wir im Bus kennengelernt hatten, suchten wir in Asuncion ein Hostel Names El Jardin, welches uns empfohlen wurde. Komischerweise kannte es keiner. Der Taxifahrer zuckte nur mit den Schultern. Schließlich konnte uns ein Mann, der bei einem Imbiss saß helfen und es klärte sich auf, warum es so unbekannt war: Das Hostel hatte KEIN Schild und von außen war absolut nicht zu erkennen, dass es ein Hostel war. Es war eine mit Streetart verzierte, einfache Fassade. Der schwedische Besitzer hat eine seltsame Strategie.... Dennoch SEHR nettes Hostel, gutes Frühstück, familiäre Atmosphäre - und der Kolibri, der den Garten für sich entdeckt hat und täglich wiederkehrt - machen das Hostel zu einer super Unterkunft. Wir hatten gute Gespräche mit den anderen Reisenden und haben uns sehr wohl gefühlt.
Bisher habe ich Großstädte so kennengelernt, dass zumindest der Kern hübsch und adrett war. Die Armut wurde erst in den Außenbezirken sichtbar. In Asuncion ist es anders. Die Elendsviertel sind unmittelbar neben dem pompösen Regierungsviertel. Die Stadt birgt Hochhäuser mit teilweise verbarrikadierten Fenstern - weil die Wohnungen leer stehen. Die Fassaden sind schmutzig (vom Smog??). Häufig sieht man eingeschlagene Fensterscheiben, geschlossene Shops, Müll in den Straßen, Menschen, die in Mülltüten wühlen, um etwas Essbares zu finden. Und das alles im Zentrum. Die Stadt mag nicht viel für den klassischen Tourismus zu bieten haben - wir fanden sie aber sehr interessant und auch die Atmosphäre stimmte. Wir fühlten uns auch sicher. Klar die Wachmänner trugen wieder Waffen, vermehrt war Militär und Polizei mit Maschinengewähren ausgestattet präsent (das erinnerte mich an Ecuador und Bolivien), aber dennoch gerieten wir in keine bedrohliche Situation.
Allgemein bekamen wir den Eindruck, dass das Leben in Paraguay auf dem Land etwas netter sein würde. Selbst wenn du arm bist, kannst du dann deine eigenen Nahrungsmittel anbauen. Aber ich vermute, wir haben wenig Ahnung. Paraguays ist jedenfalls ein Agrarland. Auf der Busfahrt sind wir auch u.a. so einigen Mate Tee Plantagen begegnet.
In Paraguay gehört die indigene Bevölkerung den Guarani an. Nach ihnen ist auch die Sprache, die neben Spanisch gesprochen wird sowie die Währung benannt. Felix hat erst mal am ersten Tag 1,5 Millionen versehentlich abgehoben. Hört sich gewaltig an, sind aber nur um die 260 Euro.
Es gibt einige Deutsche Kolonien in Paraguay. So heißen die beliebtesten Biersorten Pilsen, Munich und Baveria - allesamt in Paraguay hergestellt. Deutsches Brot konnte ich aber leider nicht finden ;)
Nach diesem kurzen lohnenswerten Einblick sind wir nach der Busfahrt und einer Fährfahrt von 4 Stunden in Montevideo, der Hauptstadt Uruguays, angekommen :))
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