Profile
Blog
Photos
Videos
Blog: 18.10.2011 - 21.11.2011
Hallo allerseits!
Schon einen Monat ist es her, dass ich das letzte Mal vor Netbook gesessen habe, um in Word meine Erlebnisse einzugeben. Das Ganze hat verschiedene Gründe, aber vor allem den Fakt, dass ich schlicht und einfach zu faul war. Wenn man 5-6 Mal die Woche arbeitet macht es keine große Freude jeden Tag aufzuschreiben was man gemacht hat. „Heute: 8 Stunden CinCin gearbeitet; Foodrunning: Gläser und Besteck poliert, Essen an die Tasche gebracht und angeschissen worden, weil ich mich morgens nicht rasiert habe." Das hätte da dann wohl des Öfteren gestanden. Daher versuche ich lieber die wichtigen Erlebnisse letzten Monats zu rekonstruieren.
Nach den wir uns einigermaßen von den Strapazen der Halbfinals erholt hatten, ging es für Marina und mich wieder zum Arbeiten. Das Wochenende der Finale war das krasseste was ich bisher gearbeitet habe. Da war Steine schleppen beim Tropica bei unmenschlichen Temperaturen noch gemütlich, da es nach 8 Stunden spätestens zu Ende war. Wenn man doppelt solange durch die Gegend rennt, weiß man was es heißt platte Füße zu haben! Aber es war ja nicht alles blöd - ganz im Gegenteil! Die All Blacks haben die Cup gewonnen und die gesamte Stadt war in Ekstase. Auch wenn man sagen muss, dass die Neuseeländer, bzw. Auckländer, sehr gediegen sind. Ich hätte die Stimmung, im Vergleich, unter unsere Partyekstasen nach den Achtel- und Viertelfinalspielen der letzten Fußball WM gesetzt. Trotzdem eine sehr coole Sache im Gastgeberland zu sein, während ihre Mannschaft sehr dominant den Cup spielen und am Ende sogar gewinnen. Ich hatte die Ehre die erste Halbzeit des Finales nebenan in der Fan Zone zu verbringen. Auch wenn eigentlich niemand mehr reingelassen wurde, hilft es ungemein eine Schürze und das Hemd von CinCin zu tragen und angeblich neue Mülleimer holen zu müssen! Die Feier ging die ganze Nacht lang und ich war selten so froh mein Bett zu sehen. Nach der Rugby WM hieß es für mich weiterarbeiten. Ich hatte mir vorgenommen einen Monat länger in Auckland zu bleiben, nachdem wir länger in der Wohnung bleiben konnten und mir versichert wurde, dass ich viele Stunden die Woche zum Arbeiten bekomme. Dies stimmte auch am Anfang. Die ersten beidenWochen kam ich auf genügend Stunden. Als mein Manager aber erfuhr, dass ich Ende November CinCin verlassen werde, suchte der Depp schon 4 Wochen früher nach Ersatz was zur Folge hatte, dass meine Kollegin und ich nur noch auf 25 Stunden die Woche kommen. Diese 25 Stunden entwickeln sich glücklicherweise meistens als 30. Die Tatsache, dass die Kellner auch alle 3 Wochen Zeit brauchen um die Karte zu studieren, macht die Stundenfrage nicht einfacher. Ich persönlich hätte alle erst Anfang Dezember eingestellt, damit sie eine Woche Zeit haben bevor es richtig losgeht. So groß ist unsere Karte auch wieder nicht! Und schließlich hat uns auch niemand wirklich eingewiesen. Thomas gab uns eine 2 stündige Einführung in die Tischnummern und unser Menü. Das war's. Den Rest mussten wir uns selbst erarbeiten! Die zweite Hälfte des „uns", Marina, hat es inzwischen zum Reisen verschlagen, aber wir haben uns vorgenommen nächstes Jahr beim Southside Festival uns wiederzutreffen. Sarah und ich wohnen nun mit zwei anderen „Freistaatlern" zusammen, die ich kennenlernte, als ich in der Bibliothek ein Netbook suchte um zu überprüfen, ob das Scannen am PC funktioniert hat. Alessandra (Ali) und Erasmus (Bob) teilen sich nun das Bett, während ich auf einer äußerst gemütlichen Luftmatratze schlafe. Unser amerikanischer Mitbewohner hat es nach einer Woche zum Fruitpicking auf einem Weingut auf die Südinsel gezogen, was bei Sarah und mir Erleichterung hervorrief. Eigentlich mochten wir Rawson, aber er war doch sehr speziell und vor allem nicht an unseren Schlafzyklus angepasst! Bis 10 Uhr Schlafen geht nicht, wenn einer 5 Meter von dir entfernt morgens um 7 Uhr super laut duscht. Immerhin hat er nicht gesungen!
Auf jeden Fall erwähnenswert ist auch die Protein-Ernährungsumstellung, die Sarah und ich betreiben. Im Klartext: Wir essen keine Kohlenhydrate und viele Proteine und das ganze 6 Tage die Woche. Mittwochs ist dann binge day und wir stopfen uns mit allen möglichen Süßigkeiten voll, damit unser Stoffwechsel nicht runterfährt. Die Gründe für diese Methoden sind offensichtlich unsere Fettpolster die sich durch meine Backkünste und die gute Auswahl an Süßigkeiten im Supermarkt bei uns dreien bildeten. Die kommen jetzt wieder weg, auch dank der Gym. Auslöser war ein Buch in dem ein ziemlich krasser Typ beschreibt wie man in 4 Wochen den „Super Body" bekommt und auch alles Mögliche andere schaffen kann. Das ganze hatte sich total lustig angehört und deshalb fingen wir an. Die erste Woche war hart, aber: inzwischen finde ich es super. Klar, ab und zu etwas Schokolade würde man gerne essen, aber naja wartet man halt bis zu den binge days. Die Dinger sind auch jedes Mal lustig. Letzten Mittwoch hatte ich nach einem leckeren Frühstück den ganzen Tag Bauchschmerzen, wobei ich gar nicht so viel gegessen habe. Mein Körper ist an so viele Kohlenhydrate wie in Kaiserschmarrn sind nicht gewöhnt. Aber dafür war das selbst gemachte Eis ein Erfolg. CinCin Rezepte sind praktisch.
An meinen freien Tagen oder Nachmittagen wurde natürlich auch was unternommen, wenn ich nicht zu faul war. So ging es unter anderem mal wieder zum Mount Eden und ein paar Stunden in den Albert Park nebenan. Am Mount Eden wurden wir von asiatischen Reisegruppen überrannt. Innerhalb von 5 Minuten war der ganze „Gipfel" voll mit den fotografierenden Ungeheuern. Als diese anfingen alle an einem Stein zu posieren, der absolut unwichtig war, haben Ali, Erasmus und ich uns nur noch an den Kopf gefasst und ich fing an die armen Touristen zu verarschen, bzw. einfach ehrlich zu sein und ihnen zu sagen, dass der Stein total unwichtig ist und sie lieber den Krater fotografieren sollten. Das Resultat war verblüffend. Die Touristen mit denen ich sprach fingen nicht an den Krater zu fotografieren, hörten aber auch auf den Stein zu fotografieren. Sie schickten andere Mitreisende an die „Front", die für sie Fotos vom Stein machen sollten, während sie in sicherem Abstand stehen blieben. Jetzt haben einige Asiaten winkende Deutsche auf ihren Fotos und wir Fotos von bedepperten Touristen. Außerdem haben wir den Wert eines Mini-Gedenksteins erkannt, auf dem nur steht, dass er irgendwelchen aufständischen Maori gewidmet ist (Ich bin mir grade gar nicht so sicher, ob es nicht vielleicht sogar etwas Unwichtigeres war. Ich will ja die „Leistung" dieser Maori nicht schmälern, aber wenn man auf dem Mount Eden steht und eine super Aussicht auf Auckland hat, gibt es wichtigere und schönere Motive als diesen Stein.)
Ein weiteres Highlight war das allgemeine Plätzchen backen! Jetzt hat jeder von uns eine 2-Kilopackung Plätzchen. Lecker! :) Außer einem Strandbesuch, der eher zu einem „Wiese-neben-Strand"-Besuch wurde, ist sonst gar nicht so viel Nennenswertes passiert. Ich habe viel mehr Zeit damit verbracht Gitarre zu spielen und Möglichkeiten auszuloten wie es nach Auckland weitergehen könnte, als mir Auckland anzuschauen. Da ich schon einiges gesehen habe, ist dies aber nicht weiter tragisch. Wirklich sehen will ich von Auckland nur noch die Art Gallery und Waiheke Island. Das wird die nächste Woche noch erledigt, bevor es Bagpack packen heißt.
Der absolute Hammer ist dann am letzten Freitag passiert. Nichts ahnend bediente ich einen Tisch mit drei Geschäftsmännern im CinCin. Einer von ihnen fragte mich woher ich käme und meinte halt: Deutschland, Frankfurt, das Ding mit dem großen Flughafen (inzwischen die Standartantwort). Als er seinen Mund aufmachte, war mir sofort klar: Der Typ ist Schweizer! Als er mich dann fragte ob ich Eintracht-Fan wäre, war ich total verblüfft und meinte: Ja, klar! Woraufhin er meinte, dass da ja ein paar Schweizer spielen und spielten. Ich habe daraufhin erst mal Schwegler und Spycher aufgezählt. Und dann kam seine Antwort: Jo, der Pirmin (Schwegler) ist mein Neffe! Ich bin fast aus den Socken gekippt, weil der Onkel meines Lieblings-Eintracht-Spielers vor mir, auf der anderen Seite der Welt, saß. Der ganze Zufall endete damit, dass ich später von dem Tisch aus dem Backhouse gerufen wurde, weil Pirmin am Telefon auf mich wartete. Ich dachte sein Onkel hat am Anfang nur gescherzt, dass er ihn ja mal anrufen könnte, aber er meinte es ernst. Genauso ernst wie die Tatsache, dass Pirmin wahrscheinlich das Trikot vom Aachen-Spiel heute Morgen mir nach Hause schicken wird. Ich war einfach so aus dem Häuschen - unglaublich! :)
Ansonsten ein kleiner Ausblick. Mein Ex-Reisegefährte Raffael hat mir seinen Job in Wellington vererbt. Das heißt, dass ich ab Anfang Dezember nach Wellington reisen werde und auf dem Weg in den Süden eine Wanderung durch den Tongariro Nationalpark machen werde. Das Tongariro Crossing gehört zu den meist belaufenen Wanderwegen Neuseelands und führt durch die Vulkanlandschaft die im Herrn der Ringe die Szene für Mordor geliefert hat. In Wellington werde ich dann über die Saison arbeiten. Ich schätze mal, dass es so 2-2,5 Monate werden, bevor ich dann mit Reisen auf der Südinsel beginne. Derzeit kann mir auch gut vorstellen länger als die geplanten 10 Monate zu bleiben, weil es einfach toll ist hier zu leben und ich denke, dass Wellington noch angenehmer sein wird als Auckland.
Wir schreiben den 21.11.2011 und für mich bedeutet das: Halbzeitpfiff. Und um ehrlich zu sein, ich weiß nicht ob ich mich freuen soll oder nicht. Ich kann mich an meine Ankunft in Neuseeland erinnern als wäre es gestern gewesen, dabeiwar es heute Mittag. Nein Spaß, dabei ist das schon 5 Monate her. Die Zeit verfliegt so schnell, obwohl sie am Anfang nicht umgehen wollte! Ich werde die Tage ausloten wie die Möglichkeiten stehen länger zu bleiben. :)
Auf ein baldiges Wiedersehen,
Sebastian Auckland, den 21.11.2011
PS: Sarah und ich vermissen unseren alten Flatmate Marina unglaublich!!
- comments