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Und schon gibt es den nächsten feiertag: tiradentes am 21.04. wir haben ein langes WE und nutzen dies gleich für einen trip nach rio! wir fahren mit dem nachtbus und sind in nur 6 stunden am ziel. die busse hier sind im übrigen wesentlich bequemer als unsere reisebusse in deutschland und so kann man tatsächlich einigermassen gut schlafen. als ich aufwache, fahren wir gerade in rio ein und das erste was ich aus dem fenster sehe, ist die cristo-statue. als wir aussteigen ist es 6 uhr morgens und schon mindestens 10 grad wärmer als in SP tagsüber. das fängt mal sehr gut an, denn wir freuen uns schon auf strand und meer. und irgendwie bilde ich mir ein, ich kann beides schon am busbahnhof riechen.
unser hostel ist in botafogo, einem netten stadtteil mit schönen häusern u viel grün. irgendwie erinnert mich rio gleich ein bisschen an barcelona, ich weiß nicht genau warum. aber vielleicht deswegen kommt mir rio von anfang an vertraut vor.
unser erstes abenteuer ist es tatsächlich, fahrräder zu leihen. ich und fahrradfahren. das kann was geben... zum glück gibt es einen radweg, sonst wäre radfahren in rio wohl lebensgefährlich. denn uns fällt sofort auf, dass die einwohner von rio, cariocas genannt, bei weitem nicht so gesittet autofahren wie die paulistas. hier gilt noch das recht des schnelleren und stärkeren. wir schaffen es aber tatsächlich unfallfrei mit unseren rädern den strand entlang vorbei am zuckerhut bis nach ipanema während die stadt so langsam aufwacht. ich bin total begeistert. rio hat schon nach 2 stunden mehr als meine erwartungen erfüllt. und ich verstehe, warum die paulistas immer über die cariocas lästern: purer neid!!! diese stadt ist so wunderschön, dass man es gar nicht beschreiben kann und steht ab jetzt auf meiner liste der top 5-städte!
es gibt soviel zu sehen, dass wir es in 4 tagen gar nicht schaffen können. und das wetter ist ein traum. wir stürzen uns am strand von ipanema und copacabana in die ziemlich stürmischen wellen, wobei ich mehr als einmal mitgerissen und am boden entlang geschleift werde. was zur folge hat, dass ich am ende jedesmal 2 kilo sand aus meinem bikini leeren kann. es ist einfach herrlich. der sand ist weiß und total weich und es sind auch nicht zu viele leute unterwegs. perfekt. vor allem abends, wenn die sonne langsam untergeht, strahlt alles in einem bläulichen licht - einfach wunderschön.
wir laufen und fahren kreuz und quer durch rio, durch wunderschöne straßen und durch die altstadt. gefühlt 365 brasilianer haben mir vorher gesagt: pass auf in rio, das ist gefährlich dort! komischerweise fühle ich mich nicht eine sekunde unsicher. was mir außer dem gruseligen verkehr noch auffällt ist, dass die cariocas zwar nett sind, aber bei weitem nicht so liebenswürdig wie die paulistas. komisch, denke ich. wer hier wohnt, muss doch eigentlich einfach nur glücklich sein! dieser punkt geht an SP!
an unserem ersten abend wollen wir nach lapa fahren. eins der ausgehviertel mit netten bars und kneipen. wir brezeln uns auf und steigen in den bus. der busfahrer, ca. 65, tätowiert und mit metalshirt, schaut uns von oben bis unten an und meint nur: nach lapa, was? wir nicken, er lacht. auch hier in rio sitzen in den bussen die kassierer, wo man die fahrkarten kaufen muss, um das drehkreuz zu passieren. in diesem bus ist es eine frau, die eine stimme hat wie 30 jahre gauloises ohne filter. auch sie lacht los und wir können uns gerade noch auf die nächsten sitze retten bevor es uns von den füßen reisst, denn der busfahrer gibt ordentlich gas. er brettert durch die strassen dass wir uns richtig am sitz festhalten müssen. ausser uns gibt es im bus nur 3 mädels, die in jeder kurve kreischen wie in der achterbahn. worauf der busfahrer noch mehr gas gibt und die kassiererin noch lauter lacht. anscheinend sind die cariocas auch ein bissl irre! der abend fängt ja schon rasant an! in lapa angekommen, ziehen wir durch ein paar bars. wir können noch draussen sitzen und überall gibt es musik und die leute tanzen auf der straße. wir sind begeistert und sagen sofort alle: wir bleiben hier! :-) als wir dann mit dem bus nach hause fahren wollen, gibt es die nächste überraschung. in SP fahren die busfahrer auch ein wenig zackiger als der rest der verkehrsteilnehmer. für mich immer wieder irritierend: die türen öffnen sich bevor der bus hält und schließen erst, wenn der bus schon angefahren ist. wer zu nah an der tür steht sollte aufpassen, dass es ihn nicht aus dem fahrzeug schleudert. oder letztens erlebt: eine frau will einsteigen, die tür geht zu, ihr tasche und ihr arm sind noch draussen. egal, der bus fährt trotzdem los und hält auch erst an, als ein fahrgast beherzt nach vorne schreit. aber man muss den paulista busfahrern zugute halten, dass sie auch bei einem dezenten handzeichen an der haltestelle stoppen. dass das in rio anders läuft, merken wir dann schnell. wir warten, bus kommt, ein mann neben uns winkt dem busfahrer, bus fährt weiter. irritiert schauen wir uns an. was muss man denn hier machen, damit der bus anhält? das demonstriert uns beim nächsten bus ein rentner ehepaar. sie werfen sich mit einem hechstsprung vor den bus und ich mache schon die augen zu. aber der bus hält an und lässt sie einsteigen. so läuft das hier also. man muss beherzt direkt in den strassenverkehr eingreifen. wahrscheinlich steht jede woche in den zeitungen von rio unter der rubrik vermischtes: rentner von bus überfahren...
am nächsten tag lernen wir im hostel sophie kennen. sie kommt aus hamburg, ist für eine woche in brasilien um dann nach bolivien weiterzureisen. gemeinsam ziehen wir durch rio und fahren zur cristo-statue. dorthin kommt man mit einer alten bahn, die den berg hinauf ruckelt. wir fahren durch richtige wälder und an abhängen entlang und haben einen grandiosen ausblick auf die stadt. auch hier machen alle leute in der bahn wieder "oh" und "ah" und kreischen in jeder kurve. in rio ist wohl immer achterbahnstimmung. wir machen auch mit. oben am cristo angekommen, liegt ganz rio unter uns. das gefühl ist unglaublich und jeder euro für die bahnfahrt hier herauf hat sich gelohnt. faszinierendes schauspiel: als wir ankommen, ist noch strahlendes wetter. doch schon 10 minuten später ziehen wolken auf und der cristo wird plötzlich eingenebelt wie von einer nebelmaschine. das hat etwas von THE FOG! mit den wolken sinkt auch die temperatur und wir machen uns wieder an die abfahrt.
in unserem hostel plaudern sophie und ich noch mit einem der angestellten. matheus. wahnsinnig nett und hilfsbereit (und paulista), der uns erzählt, dass er eigentlich als filmemacher und regisseur arbeitet. er zeigt uns einige seiner arbeiten bei utube. u.a. die verfilmung eines liedes von chico buarque, einem der bekanntesten sänger in brasilien. stolz erzählt er uns, dass dieses video ende mai in rio premiere feiert, mitsamt chico buarque. wir sind beeindruckt.
den absoluten höhepunkt gibt es dann am letzten tag: das maracana! ganz aufgeregt laufe ich durch das stadion, wo sich im eingangsbereich gleich ein plakat der deutschen mannschaft bei der pokalübergabe befindet. ich bin glücklich, fotografiere alles, vom keller über die VIP lounge bis zur pressetribüne und strahle beseelt vor mich hin. ein security mensch lächelt mich an und fragt: are you exited? ich nicke. er: are you from germany? ich nicke wieder und er nickt wissend mit dem kopf.
wir wollen gar nicht mehr nach hause. rio ist so unfassbar schön. irgendwie kommt uns die zeit dort vor wie 4 std. so schnell geht sie vorbei. aber irgendwie auch wie 4 wochen. so viele eindrücke müssen wir verarbeiten. und schlafen tun wir eigentlich kaum. noch tage später sind wir völlig fertig. rio hat uns weggegrätscht und wir müssen den schlaf erst wieder aufholen. ich bin noch 2 tage später so verwirrt, dass ich tatsächlich mit 2 verschiedenen flip flops auf den markt zum einkaufen gehe. aber egal. der flug nach brasilien hat sich allein schon wegen rio gelohnt!
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