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Jeden Samstag findet in der Zeit von April bis Juni auf der Insel Pentecost das Naghol, oder Land Diving statt. Der Flug von Port Vila dauert mit einer kleinen Maschine (ca. 24 Personen) etwa eine Stunde. Leider konnte man nicht viel von oben sehen, da es regnete.
Nach der Landung wurde unser Grüppchen von sieben Personen mit einem Pick Up zu dem Dörfchen gefahren, wo einer der drei Türme,die es auf der Insel gibt, aufgebaut war. Da es am Vortag heftig geregnet hatte, war der Feldweg ziemlich matschig, löchrig war er sowieso. Wir erfuhren, dass dies die Hauptstraße der Insel sei.
Im Dorf wurden wir wieder von singenden Kindern begrüßt, diesmal auf französisch, bekamen frische Kokosmilch und Obst gerreicht und als die Männer mit ihren Vorbereitungen fertig waren, durften wir uns am Turm verteilen. Mädchen und Jungen tanzten und feuerten die Springer an. Der erste war ein Junge von etwa zehn Jahren, der sich aus ca. drei Metern herab stürzte. Ganz schön unheimlich, besonders, wenn man so nah dran steht. Leider fing es wieder zum Regnen an, was das Filmen erschwerte.
Der letzte Springer war ein siebzehnjähriger der heute zum ersten Mal von ganz oben sprang.
Ein Mythos besagt, dass eine junge Frau aus Pentecost von ihrem eifersüchtigen Mann verfolgt wurde. Verzweifelt erklomm sie einen hohen Baum, doch er folgte ihr, bis sie die Spitze erreichte, und da er ihr dicht auf den Fersen war, sprang sie in die Tiefe - in den vermeintlich sicheren Tod. Als ihr Mann dies sah, sprang er ihr hinterher, da er ohne sie nicht mehr leben wollte. Die Frau jedoch hatte ihn getäuscht und schnell Lianen um ihre Knöchel gebunden. Während ihr Mann starb, retteten sie diese Lianen.
Mehrere Wochen vor dem Tag des eigentlichen Springens wird ein 15 bis maximal 30 Meter hoher Turm aus Holz errichtet. Rückgrat des Turmes bildet ein Baum, meist eine Kokospalme, die von allen Ästen bzw. Wedeln befreit wird. Die Äste des Turmes werden durch Lianen und weichgeklopfte Rindenstreifen miteinander verbunden. Zur besseren Stabilität des Bauwerks werden zusätzlich Lianen zu umliegenden Bäumen gespannt. Beim Bau des Turmes dürfen keine Frauen zusehen oder teilnehmen. Am Tag vor dem Sprung befestigen die Springer ihre Plattformen im Turm. Dabei ist es keinesfalls so, dass die jüngeren Männer ausschließlich von unten und die älteren Männer ausschließlich von oben springen. Eine festgelegte Reihenfolge gibt es hier nicht.
An den Tagen kurz vor dem Sprung bereiten die Springer ihre zwei Lianen vor, deren Dicke sich nach dem Gewicht der Springer bemisst. Lediglich die unteren vierzig Zentimeter werden kurz vor dem Sprung aufgefasert, damit sich die Fasern besser um die Knöchel binden lassen.
Am Tag des Sprunges sind auch die Frauen zugegen. Die Teilnehmer werden durch Gesänge und rhythmisches Stampfen angefeuert. Die Springer erklimmen daraufhin ihre Plattformen und binden die Lianen an diese sowie an ihren Fußknöcheln fest. Die Teilnehmer mit der niedrigsten Sprunghöhe beginnen, und am Abschluss springt der Teilnehmer von der höchsten Plattform aus maximal 30 Metern Höhe.
Nach dem letzten Sprung gingen wir in die Schule zurück, wo uns ein Mittagessen serviert wurde. Anschließend hatten wir noch ein wenig Zeit das Dorf zu erkunden, bevor wir wieder zum Flughafen zurück gebracht wurden. Dieser bestand eigentlich nur aus einem kleinen Gebäude und zum "Einchecken" war auch niemand da. Ich wanderte noch ein wenig herum und setzte mich an ein kleines Flüsschen, zog meine Schuhe aus und kühlte die Füsse. Das Wasser war so erfrischend, dass ich beschloss ein Bad zu nehmen. Bei einer Verkehrsdichte von einem vorbei fahrenden Auto pro 20 Minuten konnte ich durchaus ein Nacktbad riskieren.
Zurück am Flugfeld wurden wir alle nochmal gewogen und bezahlten unsere Abfluggebühr von 200 VT (etwa 1,6 €). Danach warteten wir auf die Maschine, die ewig nicht kam. Dadurch hatten wir die Gelegenheit ein wenig zu ratschen und ich unterhielt ich lange mit Anna aus Kroatien, die seit dreieinhalb Jahren reist und zwar immer als Anhalterin auf dem Landweg oder per Schiff. Da bin ich ja geradezu luxuriös unterwegs.
Der Rückflug ging dann doch noch pünktlich ab und am Abend war ich um eine tolle Erfahrung reicher.
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