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Bella Italia -Unsere erste Reisestation: Toscana
Auch für uns heisst es für einen Sonntagmorgen ausserordentlich früh aufzustehen. Der Wecker klingelt um 3.30 Uhr. Kurz vor halb fünf verlassen wir unser tiefschlafendes Bauerndorf und machen uns auf den Weg nach Italien. Mit vollbepacktem Auto, den Bikes auf dem Anhänger, einer gut gefüllten, elektrischen Kühltruhe - das Reisepicknick darf bei uns natürlich nie fehlen. Alex brilliert als ‚Senior-DJ' (oder müsste man in unserem Alter gar schon sagen ‚DJ-Veteran'?) und hat uns eine grosse Kiste mit geschätzten 70 CDs als Reise-Begleitung zusammengestellt. Nonstop-Hits aus den guten alten 80er, aber auch Scorpions, Marillion, Barcley James Harvest, Supertramp, alles ist dabei. Selbstverständlich dürfen auf eine Reise nach Italien auch Schnulzen (ich nenn sie mal Brüller) wie Toto Cotugno, Eros Ramazotti, Albano und Romina Power (jaja tatsächlich) nicht fehlenJ…. Haha Stimmung pur! Das Auto fährt fast von selbst.
So kommen wir um die Mittagszeit äusserst entspannt und bestens gelaunt (jedoch mit zwischenzeitlich ziemlich heiserer Stimme) in Livorno an und geniessen ein erstes Glas Wein am Meer und einen leckeren Fisch-Teller. Nach weiteren 2 Stunden Autofahrt erreichen wir unser erstes Domizil, eine kleine Ferienwohnung am ‚A d W' in Montecatini Val di Cecina. Ich meine, Montecatini Val di Cecina kennt ja sowieso schon niemand, aber das Agritourismo ‚il Frassinello' (www.ilfrassinello.com) liegt noch gut 5km ausserhalb der Gottverlassenen Ortschaft- erreichbar mit viel Geduld, Nerven, Mut und 4x4-Untersatz. Aber uns gefällt's. Die Toscana liegt uns zu Füssen, wir sehen bis an die Küste runter und nördlich bis ins Chianti-Gebiet. Was wollen wir denn mehr!
Wir unternehmen täglich wunderbare Ausflüge. Können von der wunderbaren Landschaft gar nicht genug kriegen. In Cecina Mare haben wir nach kurzer Zeit bereits unser Lieblings-Café gefunden (siehe Fotos). Eine kleine, einfache Strandbar mit runden Tischchen direkt über dem Meer. Da gönnen wir uns des Öfteren einen Cappuccino oder später gerne auch einen Apéro.
Ein ganz spezieller Ausflug war unsere Küstenwanderung von Piombino nach S. Quirico. Nach ca 40 Min Marschzeit sind wir -mehr durch Zufall- an einen kleinen Mini-Strand gelangt. Da kam uns ein älterer Mann entgegen, der uns stolz sein ‚Palast' zeigen will. Er wohnt am Strand und hat sich da mit Zelt-Plachen ein kleines Paradies erschaffen. Um sein Anwesen vor Kälte, Wind und fremden Menschen zu schützen, hat er sogar einen hohen Zaun um sein Territorium gebaut. In seinem ‚Anwesen' gibt's einen Schlafraum, einen Raum der als Küche dient, ein riesiges Aufenthaltszimmer mit einem ca 8m-langen Holztisch den er selbst Stück für Stück an den Strand gebracht hat und zusammen gehämmert hat. Im Fels hat er eine kleine Höhle gefunden die ihm als Kühlschrank dient. Und was hortet er da? Unglaublich… das ganze Lager ist voll von 1.5L -PET-Süssgetränke falls dann seine Enkel zu Besuch kommenJ. Das ist doch Italianita pur! Wir stellen uns vor, wie er all diese Flaschen da an diesen Strand bringt, war für uns der Marsch doch schon ziemlich mühsam. Wir müssen weiter. Das war eine kluge Idee, denn wie fast immer, verlaufen wir uns mal wieder in den dichten Wäldern - was unsere Wanderung auf nicht geplante 3.5h ausdehnt. Das ist ganz schön lang bei über 30Grad Hitze im Schatten. Ein leckeres Picknick mit Trüffelsalami, Prosciutto, Brot, hartgekochte Eier, Schoggikuchen und 1 Orange (für das schlechte Gewissen und die Vitamine) verleiht uns aber Flügel um im lockeren Schritt den Rückweg in Angriff zu nehmen. Der Tag war wunderbar!
Lucca und Pisa haben wir an einem Tag besucht. Wunderschöne Städte, aber halt Städte und wir bevorzugen definitiv lieber die Natur oder die vielversprechenden Weingüter.
San Gimignano - Wer einmal in San Gimignano war, kann unsere Begeisterung sicherlich nachvollziehen. Eine wunderschöne Stadt die auch als ‚Manhatten der Toscana' bezeichnet wird. Die Stadt thront hoch auf einem Hügel und zählt nicht weniger als 15 bis zu 54m hohe, mittelalterliche Türme. Wir machen eine herrliche Wanderung über die Hügelketten rund um San Gimignano und erfreuen uns anschliessend hungrig an einem Bistecca Fiorentina (siehe Foto - die Hand neben dem Bistecca gehört also Alex und seine Hand ist also nicht gerade kleinJ. Satte 1.4kg Fleisch - war wunderbar aber für die nächsten Tage dürfen sämtliche Rinder und Kälber auf den Weiden gerne am Leben bleiben - wir bevorzugen wieder Käse und Salat.
Wollen wir nicht rasch rüber ins nächste Dorf und von dort aus runter fahren?
Eine Fahrrad-Tour führte uns der Küste entlang von Rosignano Solvey (nicht sehenswert!) bis Marina di Bibbona. Die Strecke ist gigantisch schön, führt während 10km durch einen dichten Pinienwald. Nach 22km haben wir das Ziel eigentlich schon erreicht. Wir entscheiden kurzfristig, noch einen Abstecher ins Landesinnere nach Bolgheri zu machen. Die Strecke nach Bolgheri führt durch eine 4.8km lange Pinien-Allee die man einfach mal gesehen haben muss. Vorbei an den Weingüter von Sassicaia und Co. - ein Traum für jeden Weinliebhaber. Bolgheri selbst ist ein hübsches, kleines Weindorf welches durch seine grossen, teuren und bekannten Weine natürlich etliche Wein-Touristen anzieht. Sieht man um diese Jahreszeit praktisch nirgends Schweizer - hier ist jedes dritte Auto ein SG, ZG, ZH oder TI. Uns Schweizer geht es schon gut! Nach einem wunderbaren Antipasti-Teller und Pasta-Lunch zieht es uns wieder zurück. Wir entscheiden kurzfristig nicht wieder dieselbe Allee einfach runter zu fahren, das wär ja langweilig. Nein, wir beschliessen, kurz mal parallel ins nächste Dorf zu fahren und von dort aus runter zur Küste zu radeln. Hahaha!!! Kurz mal schnell parallel ins nächste Dorf - und das in der Toscana! Das bedeutet bei geschätzten 500m Luftlinie mind. 5x den Berg steil runter und den nächsten Hügel wieder hoch. Das mit gut gefülltem Magen, ordentlich Wein im Kopf und geschätzten 32 Grad Mittags***ze um 14Uhr. Aber herrlich wars, und in Erinnerung bleiben wird uns auch dieser Tag auf jeden Fall.
Hab ich vorhin schon mal unser Hobby Verlaufen erwähnt?
Selbstverständlich darf auch eine Reise ins Chianti-Gebiet nicht fehlen. Wir brechen früh morgens auf und fahren nach Gaioli in Chianti. Da wir ja nicht immer nur Autofahren, essen und trinken können, haben wir uns auch für da eine kleine nette Rundwanderung ausgesucht die mit knapp 2h Laufzeit beschrieben ist. Loooocker das machen wir dann in 1.5h… Wir laufen los, aber wie immer versuchen wir es mit der effizienten Variante des ‚Querlesens'. (Wir sind es uns noch immer nicht gewohnt, dass Effizienz kein notwendiges Ziel mehr ist). Wir laufen und laufen und laufen, und irgendwann haben wir beide das Gefühl dass irgendwas nicht stimmen kann. Wir nehmen also unseren Wanderführer zur Hand und realisieren einmal mehr, dass wir den Satz hätten zu Ende lesen sollen… Dann wäre klar gewesen, dass wir mal wieder in die falsche Richtung laufen. Jaaaa so bleiben wir sportlich und erreichen dann unser Dörfchen hungrig und durstig nach gut 3 Stunden auch wieder. Später fahren wir noch zum Weinkaufen nach Radda in Chianti - ein sehr hübsches Dorf, absolut empfehlenswert.
Haben wir eigentlich den Schlüssel? - oder Toscana per piedi
Nach einigen sportlichen Tagen versuchen wir heute die gemütliche Variante. Wir wählen eine sehr schöne Küsten-Tour aus, je 18km hin und zurück, easy der Küste entlang von San Vincenzo bis an den Golf von Baratti. (Übrigens sehr sehr zu empfehlen, eine ganz tolle Gegend - super Strände, sehr italienisch, keine ausländischen Touristen, hübsche Restaurants und wunderschöne Natur). Wir fahren also gemütlich dieses Küsten-Türchen und genehmigen uns nach 1,5h einen leckeren Cappuccino am Ende der Bucht von Baratti. Uuuuh… haben wir unsere Bikes abgeschlossen? Nein haben wir nicht, sollten wir aber. Blitzschnell zückt Andrea das Schloss aus dem Rucksack. Wie immer durchfährt uns gleichzeitig der Gedanke - haben wir den Schlüssel? Klar, jedes Mal schauen wir nach, und logisch immer ist der Schlüssel dabei. KLICK… Die Bikes sind abgeschlossen. Zurück zu unserem Cappuccino. Haben wir die Schlüssel wirklich? …. Ja, aber sie liegen im Handschuhfach in unserem Auto das 18km entfernt in San Vincenzo steht. HAHA… das ist wieder ein AlAn-Abenteuer pur. Wir lachen…. Leider hat niemand Zangen oder sonst was um das Schloss zu knacken. Wir beschliessen dass dies wohl unser Schicksal für einen sportlichen Tag ist und laufen die 18km zurück durch diverse Parks. Es ist Sonntag und so lernen wir das Leben der italienischen Grossfamilien hautnah kennen. Während wir mit müden Beinen langsam hungrig 3h durch die Landschaft marschieren, kommen wir an sicher 100 Picknick-Plätzen mit mehr Kühltruhen als Menschen vorbei. Italienische Sonntags-Picknicks muss man mal gesehen haben (eine Einladung dazu wäre zu diesem Zeitpunkt aber für uns das totale Highlight gewesen). Wirklich ausgehungert und kurz vor einem Sonnenstich und mit längst leeren Wasserflaschen erreichen wir endlich die ersten Restaurants von San Vincenzo. Aber nein, Madame Andrea geht natürlich nicht ins Erstbeste Lokal. Denn wenn sie kurz vor dem vermeintlichen Verhungern ist, findet sie immer die besten Lokale. Nach weiteren 3km (!!!) sticht sie plötzlich wie von der Tarantel gestochen die Querstrasse runter und läuft immer schneller. Halt vor einem auf den ersten Blick nicht sehr beeindruckenden Lokal namens Serendipity. (Alex fragt ist das ein SPA mit diesem Namen? Hihihi..) Aber das scheint es zu sein. Ja das war es. Unser Traumlokal - so wie wir auch selbst am liebsten ein Beizli hätten. Irgendwann einmal. Nach herzlichstem Service, den besten Spaghetti di mare, einem Teller Grill-Seafood und einem ½-Liter Weisswein fühlen wir uns wie neu geboren. Alex kriegt noch seine Mousse au Chocolat und wir könnten die ganze Welt umarmen. Wir fahren mit dem Auto beschwingt nach Baratti zurück und freuen uns, unsere Bikes wieder aufschliessen und aufs Auto laden zu können. Ein weiterer abenteuerlicher und bewegungsreicher Tag geht zu Ende.
Als kleine Zugabe noch ein Zückerchen von einem unserer Restaurantbesuche (Dialog eines deutschen Ehepaares): Fragt die Frau 'Du Rüdiger, was sind den Penne Integrale?'... sagt darauf ihr Rüdiger: das sind natürlich Penne wo die Pasta bereits integriert ist!' .... ah.... Rüdiger ist soooo gescheit....
Nun noch einige Tips für Toscana-Besucher. Restaurants die uns begeistert haben, oder kleine Hotels die wir entdeckt haben und uns sehr gefallen haben (ohne selbst da zu übernachten).
Bolgheri Hotels und B&B:
www.stradagiuliabolgheri.it, www.ilchiassettoblogheri.it
Ein tolles kleines Restaurant in San Vincenzo, sehr schöner Ort/Gegend um Ferien am Meer zu machen:
www.serendiptysanvincenzo.it
Ciao a tutti !
- comments
jpar Ihr beiden Herzchen... Das liest sich ja wie in einem Taschenbuch! Super geschrieben, ich hatte das Gefühl ich war dabei :-) Aber die Erlebnisse sind schon echt AlAn like :-) Voll lustig!!! Bestimmt habt ihr noch ganz viele solcher tollen Erlebnisse und Erfahrungen zu berichten... wir freuen uns schon auf den nächsten Text von Euch! Es ist sehr schön zu lesen, dass es Euch gut geht und das Ihr das Leben geniesst, macht weiter so... hier werdet Ihr aber auch schon wieder sehnsüchtig erwartet!!! :-) Dicke Umarmung und Knutschi Andrea & Jan
Sven Hoi Andrea, ich seh schon du/ihr habt die richtige Entscheidung getroffen. Es scheint ihr habt bereits am Anfang eures Trips eine Menge Spass mit dem italienischen Kulturgut. Ich fang jetzt schon die Tage an zuzählen....in 4 Wochen gehts bei mir los...auf nach Vancouver erstmal. Gruss und weiterhin eine spannende Reise. Sven
Giancarlo Ich hab ehrlich gesagt nichts anderes von Euch zweien erwartet, als das was ich eben gelesen habe. Und immer schön alles probieren was man Euch auftischt...! seid lieb umarmt, g.
The Africans Oh schön was ihr da alles am Erleben seid!!! Geniesst es!!!!