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4. Rundbrief
Liebe Freunde, Bekannte und Verwandte,
Ein Viertel meines Jahres hier in Kirgistan sind nun schon vorbei und langsam wird es winterlich bei uns. Der erste Schnee ist schon gefallen und das Jahr neigt sich dem Ende zu. Auch der November war wieder ein spannender und erlebnisreicher Monat, dennoch will ich in diesem Rundbrief der Bitte nachkommen, mal einen normalen Tagesablauf zu schildern.
Das werde ich im Folgenden kurz und bündig versuchen. Natürlich ist dies nur ein exemplarischer Tag der so wohl nie eintreffen wird.
7:00: Mein Wecker klingelt und es ist Zeit aufzustehen. Erst mal wird geduscht und danach je nach Füllmenge des Kühlschranks ein kleines Frühstück eingenommen. Wenn noch Zeit bleibt werden ein paar russisch Vokabeln wiederholt.
8:00: Abfahrt: Erst geht es ca. zwei Minuten zu Fuß zur nächsten Haltestelle, dann mit der Marschrutka (Sammeltaxi) oder der Trambei (Bus mit Strom aus der Oberleitung) in Richtung Dschal. In diesem Wohngebiet, dass hauptsächlich aus Sowjetblocks und kleinen einstöckigen Häusern besteht, befindet sich die Schule. Von der Bushaltestelle im Dschal sind es noch mal 15 Minuten Fußweg. Falls der Kühlschrank leer war, ist es hier Zeit ein noch heißes Fladenbrot aus dem Holzofen zu kaufen und zu genießen.
8:40: Ankunft in der Schule. Meist werde ich schon freundlich von den ersten Kindern, Mitarbeitern und anderen Freiwilligen empfangen.
8:45: Der Awtobus (Bus) ist da! Nun heißt es sich einen Rollstuhl zu schnappen und die Kinder aus den zwei Bussen zu heben. Die beiden Busse holen die Kinder von zu Hause ab und bringen sie auch wieder dorthin zurück.
9:00: Alle Kinder und Mitarbeiter versammeln sich im Musiksaal zum Morgenkreis. Es werden zwei, drei Lieder gesungen und Sprüche aufgesagt. Danach geht es in die jeweiligen Klassen.
9:15: In der Klasse angekommen, müssen allen Kindern die Jacken und Straßenschuhe ausgezogen werden und der kleine Morgenkreis in der Klasse beginnt. Auch hier werden Lieder gesungen, Gedichte gesprochen, kleine Aufgaben gemacht und der Tag besprochen.
10:00: Es wird Zeit für mein zweites Frühstück in der Klasse mit Gries-, Haferflocken oder einem andern Brei, Obst und Brot. Zu meinen Aufgaben gehört es mit allen Kindern vor dem Essen Händewaschen zu gehen und den Tisch herzurichten.
10:30: Nun beginnt der Unterricht. Wie bei Waldorfs üblich gibt es verschiedene Epochen (Malen, Mathematik, Lesen, Schreiben). Während des Unterrichts helfe ich einzelnen Kindern bei den Aufgaben. Ich helfe beim schreiben, lesen, rechnen usw. Da wir meist einen guten Betreuungsschnitt haben (zwei bis drei Schüler auf einen Betreuer) ist es möglich auf jedes Kind individuell einzugehen. Aufgrund der unterschiedlichen Behinderungen ist es auch nötig jedem einzelnen Kind die Hilfe zu geben, die es benötigt.
12:00: Nach dem Unterricht gibt es eine Reihe von verschiedenen Programmpunkten die abwechselnd drankommen. Manchmal kommt eine Klavierspielerin und es werden Lieder geübt (Musikunterricht). Ein andermal ist Tanzunterricht (mit Tanzlehrer). Des weiteren gehen wir ein mal die Woche zur Reittherapie auf dem nahegelegen Spielplatz. Jedes Kind darf mit Unterstützung auf einem Pferd reiten. Bei allen diesen Punkten helfe ich den Kindern (viele sitzen im Rollstuhl oder können nicht ohne Hilfe gehen). Außerdem lerne ich manchmal mit den Kindern Deutsch, oder wir basteln und spielen.
13:00: Nach dem Händewaschen gibt es Mittagessen mit klassischen kirgisischen und russischen Gerichten und Salat (alles sehr lecker und frisch zubereitet!).
14:00: Nun ist es für mich Zeit mich von der Klasse zu verabschieden und mich auf den Weg in die Wohngruppe und den Kindergarten zu machen (zwei Grundstücke weiter). Nach kurzem Hallo sagen im Kindergarten, hier treffe ich auch immer Constanze, beginnt mein zweiter Job. Ich repariere, streiche, kümmere mich um den Garten. Kurzum ich mache alle praktischen Tätigkeiten die gerade so anstehen.
16:00: Feierabend! Nachdem wieder alle Kinder im Bus sitzen oder von ihren Eltern abgeholt wurden, geht es auch für mich nach Hause oder direkt zum Sport. Dienstags und Freitags gehe ich zusammen mit Erdik, der im Rollstuhl sitzt und in der Wohngruppe wohnt in eine nahegelegenes Fitnesscenter. Da die Jungs (bisher habe ich nur eine Frau dort entdecken können) unsere „Freunde" sind müssen wir nichts dafür bezahlen und können umsonst dort trainieren. Für mich immer sehr spannend, da ich in Deutschland wohl nie in so ein Bude gegangen wäre (im Keller gelegen, an der Wand Bilder von Bodybuildern...). Montags und Donnerstags habe ich mit meinen Mitbewohnern Russischnachhilfe bei einer netten Lehrerin. Mittwochs ist meistens mein freier Tag an dem ich verschiedene Dinge erledige.
19:30: Nach meinem Nachmittagsprogramm ist es erst mal Zeit was zu essen. Entweder wir kochen in der WG oder wir hohlen uns was bei den unzähligen Fast-Food-Läden (natürlich nur ganz selten). Danach wird der Haushalt erledigt, Russisch gelernt, Rundbriefe geschrieben, der Blog aktualisiert oder einfach nur entspannt.
22:30: Nun heißt es sich langsam Bett fertig zu machen und vielleicht noch etwas zu lesen, schließlich wartet am nächsten Tag wieder viel spannendes auf mich.
23:00: Licht aus!
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