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Träge schleppt sich der LKW in der Mittags***ze durch die Hügellandschaft, Bernd sitzt am Lenkrad und hat alle Hände voll zu tun, denn die schmalen Pisten Marokkos verlangen eine hohe Kunst des Fahrens bei Gegenverkehr. Dann, ein riesen Knall weckt uns aus unseren Tagträumen…der rechte Hinterreifen ist geplatzt. Eine nahe liegende Staukiste wurde dabei zerbeult. Zügig gehen wir an das Reifenwechseln, was heißt zügig? Nach 2h rollt der LKW weiter Richtung Marrakech. Zur Erholung machen wir Rast im Schatten der Palmen an einem Fluß. Nach einem soliden Mittagsschlafversuche ich den LKW am Ufer zu wenden….es bleibt beim Versuch, denn er versinkt bis auf die Achsen im Pulversand. Allrad, Sandbleche, Palmenstämme und 20 herbei geeilte Marokkaner können den LKW keinen Meter bewegen. Die einzige Palme vor uns dürfen wir für unsere Seilwinde leider nicht benutzen, da der Bauer bedenken hat, das wir sie entwurzeln könnten. Nach 4h Graben und Schaufeln, zieht uns letztlich ein andere LKW aus dem Sand…..Das kühle Nass des Flusses lässt uns wie neugeboren abends müde in die Betten fallen.
Die Tage führen uns weiter Richtung Marrakech, immer wieder kommt das Thema „Mauretanien" als Gesprächsstoff auf. Wie sicher können wir eine Woche nach dem Militärputsch dort durchreisen? Ein Anrufin der Deutschen Botschaft rät uns dringend vor der Durchreise ab. Nur was tun? Über Land darf man nicht durch Algerien reisen und alles zurück über Europa nach Tunesien würde unseren Zeit- und Geldrahmen sprengen….Kommt Zeit, kommt Rat und die Weiterfahrt durch den Hohe Atlas ist ein einmaliges Erlebnis…Tiefe Schluchten, enge Pisten, fliegende Händler die Edelsteine anbieten und eine Weite, die das Herz eröffnet. Auf über 3000m fahren wir die Bergpässe hinauf und erreichen abends Marrakech. Wir steuern direkt den Flughafen an, denn dort kann manparken und auch sicher auf den beleuchteten Parkarealen übernachten. Ruhig? Na gut, das ist was anderes, denn es gibt kein Nachtflugverbot in Marokko und alle Stunde dröhnt ein Flieger in die Nacht. Der Flughafen lebt wir ein Basar und um uns herum werden Gebetsteppiche auf den Parkplätzen ausgerollt.
Wir wollen nicht alles schön reden, denn Marokko ist auch dreckig, vermülltund voller Abgase, insbesondere vor und in den größeren Städten. Da steht die blökendeZiege zum Verkauf neben dem Frischfleisch das von Fliegen umgarnt wird. Der Schmied hämmertauf seinem Eisen herum, fast auf dem gleichen Tisch wo der Bäcker seine Brote verkauft. Unseren mühevoll gesammelten Abfall haben wir letztlich auch in den Strassengraben geworfen, weil es weit und breit keine Mülltonnen gibt und alle ihren Müll an den Straßenrand werfen. Auch ist die Analphabetenrate sehr hoch und die Alterspyramide sehr jung, d.h 70% der Bevölkerung ist unter 30 Jahre. Nun wir sind hier, um Land und Leute kennen zu lernen und daher nehmen wir Afrika als Paket und akzeptieren wie es ist.
Beim Verlassen von Marrakech finden wir gottlob einen Reifenhändler der unsere Reifengröße hat, zwar nur gebraucht, aber egal. Beim Durchstöbern der Altreifen entdecken wir einen Igel, den die Einwohner gleich zur Seite räumen um ihn am Abend als Delikatesse zu verspeisen. Als wir hinsichtlich der Autoreifen um den Preis handeln, verschwindet der Igel ungesehen, was uns sehr freut.
Die nächsten Nächte verbringen wir im Atlasgebirge, wo wir des Öfteren auf erstaunte Berberhirten treffen, die seit Jahren den gewohnten Weg mit ihren Schafe nach Hause ziehen und plötzlich steht dort ein großes„Brumm-Brumm" im Weg.Manche bleiben wie erstarrt stehen und lassen ihre Schafe kopflos weiterziehen, andere Lachen sich halb kaputt, als wir versuchen ein paar Worte mit ihnen auszutauschenum ihre Zustimmungfürden Stellplatz zu bekommen. Sie lassen sich liebend gerne mit ihrer Schafherde von unsfotografieren und haben meist fröhlich funkelnde Augen wenn sie uns stolz auf Ihrer Panflöte vorspielen. Es waren des Öfteren kurze und doch sehr intensive, lebhafte Begegnungen.
Das Fotografieren in Marokko darf nur nach Rücksprache mit der Person stattfinden (Religiösen Hintergrund) und des Öfteren gab es auch ein Nein an uns, sodass wir viele Bilder im Kopf aufgenommen haben.
Ein Wüstenabend wird uns noch länger in Erinnerung bleiben, denn als wir gemütlich durch den Sand laufen um vereinzelte, große Steine für den LKW aus dem Weg zu räumen zischt es plötzlich unter einem Stein den Lutz anheben will…eine Schlange !! Mit einem riesigen Satz springt er durch die Luft und bleibt wie erstarrt stehen. Ein paar Photos können wir von der Schlange noch machen, dann verschwindet sie unter einem Stein. Abends schauen wir im Schlangenbuch nach und sehen, dass dieses Exemplar jedoch nicht giftig ist…wir stellen nur fest: Die Wüste lebt.
Die Nacht bringt uns viel Wind und damit auch Wüstensand, den wir morgens beim Wachwerden zähneknirschend zu spüren bekommen.
Es wird nun für uns auch spannend denn wir betreten im Süden von Marokko das Gebiet der West Sahara. Die Einwohner dort möchten sich nicht zu Marokko zählen, daher gab es lange Befreiungskriege, weswegen das Gebiet noch heute sehr vermint ist. Daher bleiben wir brav auf der Strasse und genießen mit unserem durstigen LKW die 40cent pro Liter Diesel. Hier gibt es wunderschöne Strände und in Dahkla lassen wir uns schönen Fisch und Calamares servieren. Wir sagen nun Tschüs Marokko und fahren mit gemischten Gefühlen an die Grenze von Mauretanien. Davon berichten wir Euch beim nächsten Mal.
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