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Zu deutsch: Große und kleine Brüder, große und kleine Schwestern und alle anderen. :)
Schlappe zwei Wochen bin ich jetzt in Pokhara und hab mich endlich dazu aufgerafft, sowas hier einzurichten, für alle, die es wissen wollen. Ich habe nach wie vor keine bessere Camera als die auf meinem Handy und keinen schnelleren Rechner als den "kleinen Wolfi", das betagte Netbook meiner Mami, auf das sie mir dankenswerter Weise noch ein Norton Security Programm gespielt hat, das mich jetzt alle fünf Minuten darauf aufmerksam macht, dass mein Arbeitsspeicher stark beansprucht wird. Als wüsste ich das nicht auch so. Ich kann also keine atemberaubenden Bilder versprechen -es sei denn, eineR meiner NachbarInnen im Aussteigehippietourismusviertel hier borgt mir mal seine/ihre 2,5 Kg NikonCanonSchwurps und lässt mich damit spielen. :)
Also. Wie ist es hier?
StaubigSchönSonnigWarmDreckigAndersTouristischGünstigSteinigFreundlichArmAbzockerischBuntHinduistischPittoreskPostkolonialistisch mit vielen Kühen, Hunden, Schildern, Motorrädern und einem großen See.
Wem das reicht, der/ die kann hier aufhören, alles was jetzt kommt, ist nur Detail.
ANREISE
Abu Dhabi
Den tollen kleinen Beutel mit Schlafsacke, Ohropax, Reisezahnbürste gleich einmal verloren. Trotz Verrenkungen und Tauchgängen zwischen meinen Rucksack und dem Bein meines schlafenden Nachbars (den ich mich nicht getraut habe zu wecken um aufs Klo zu gehen) danach gesucht, erfolglos.
Kurz vor der Landung gibt es noch Apfelgroschen. Das sind relativ schnöde runde Kekse, die von einer deutschen Gräfin vertrieben werden. Auf der Packung steht eine Erklärung zum alten Taler und Silbermünzen Bezug, weil die Apfelgroschen waren die, mit dem Reichsapfel drauf und die waren besonders gut, weil sie mehr wert waren meistens als die anderen. Solche Kekse.
Komplett übernachtig Abu Dhabi Airport: Es ist warm, draußen stehen Palmen und da ist die Wüste und eine Haifischflosse, die aus der Wüste ragt, weiter hinten, ich weiß nicht, was da drin ist. Vielleicht ein Hotel. Es laufen wahnsinnig viele unterschiedliche Menschen herum, von den weiß gekleideten beturbanten Männern, über verschiedenstartig verschleierte Frauen, also schwarze Schleier, weiße Schleier, weiße Schleier mit Kordel, die weiter hinten sitzen, bunte Schleier, offene Schleier, geschlossene Schleier...und jede Menge nicht verschleierter Frauen und TouristInnen in Schlabber- und Trekkingoutfits und welche in Tank Tops und Typen mit Rastafari Mützen und gekonnt gelangweiltem Kifferblick. In der Mitte der Halle ist eine Art grüner Baum, also eine Säule, die mit grünen Mosaik Steinen besetzt ist und aus dem Dach eines Geschäfts im unteren Stock wächst. Nach oben hin werden die Steine blau und bilden eine Kuppel.
Kathmandu
Flughafen Kathmandu, Kontrastprogramm. So schön schäbig und der Typ am Visumsschalter will so unbedingt bare Euros von mir haben und lässt mich sehr widerwillig mit Karte zahlen lassen, weil noch weniger als unbare Euros will er bare Nepal Rupies haben. Mein Rucksack ist komplett angekommen, nur der Regenschutz, den ich drüber gespannt hab, um alles irgendwie zusammenzuhalten, ist verloren.
Kurz vorm Ausgang werde ich aufgehalten, mit sehr forschem Ton zur Seite gebeten "Madam please, what s your hotel where are you going what is your purpose"- ist ein Typ, der mir eine Trekkingtour andrehen will, und mich ziemlich schnell fallen lässt, für einen anderen "Sir please, step aside" Der Sir ist aber scheinbar nicht zum ersten Mal in Nepal und geht weiter.
Das Taxi ist sehr groß, es gibt Gurte, aber keine Schnallen an den Gurten. Die Fahrt fühlt sich an wie einmal quer durch Kathmandu. Die Spuren sind auf den Boden gemalt, aber die Autos ergießen sich mehr über die Straße, als dass sie sich darin einordnen. Viele Leute haben Masken an, wegen dem Staub, mein Fahrer schnieft ununterbrochen. Am Straßenrand sitzen Leute und verkaufen Kleider, daneben fahren Autos, Fahrräder und Motorräder, wie gerade Platz ist. Vorn auf den Motorrädern sitzen meistens Männer, hinten die Frauen im Damensitz und halten ihre Handtaschen fest, eine auch ihr Baby. Eine etwas ältere in rotem Sari, fährt wahrscheinlicj mit ihrem Sohn gefahren. Ein zwei Frauen fahren selber, da ist dann aber niemand hinten drauf. Prinzipiell haben nur die vorne Helme auf. Es hupt und staubt und hat Schilder überall.
Zu dem Hotel gehören ein kleiner Frühstücksraum, eine kleine Lobby und eine kleine Amerikanerin, die ständig telefoniert . „...Socks, you know. What I do is, I wear them. They go over my ankle, but what I do is, I fold them, I fold them so they´re thicker around my ankle, you know, then they don t go over your ankle. You should wear socks...."
Pokhara
Kathmandu von oben: Viele niedrige, flache Häuser, mit Abstand dazwischen und alle bunt. Je nachdem wieviel Staub drauf liegt auch mehr Pastellfarben. Mir kommt vor die Häuser werden pastelliger, je länger wir fliegen, was nicht lang ist, dann kommen schon die Berge. Ganz anders als Berge hier aussehen. Plateaux. Reinziselierte Stufen, wellenförmig. Braun und ocker und dunkelblau, wo ein Fluss durchgeht. Immer wieder Häuser. Viele Häuser haben sehr blaue Dächer, hellblau. Von oben sehen sie aus, wie kleine Seen.
Die Flugbegleiterin kündigt gerade den Landeflug auf Pokhara an, da machen wir eine Kurve. Ich philosophiere noch darüber, wenn ich jetzt hier aus dem Fenster weiß sehe und aus dem anderen das, was ich eben hier gesehen habe, wie sich das Flugzeug dann gedreht hat, weil wenn die Landschaft vor den Fenstern wirklich Platz getauscht hätte, hätten wir uns ja komplett umgedreht, da kündigt die Flugbegleiterin an, dass wir wieder zurück nach Kathmandu fliegen. Wir landen also wieder in Kathmandu und bekommen die Ansage, dass wir unsere Boarding Pässe und Handgepäck nehmen sollen und in der Halle warten. Wir steigen alle aus und in den Bus. Nach einer Zeit, in der der Bus nicht losgefahren ist, steigen wir wieder aus und zurück ins Flugzeug. Wir überfliegen (nach den bunten Häusern und den Bergen) viele kleine Schluchten -manche Häuser stehen wirklich direkt am Abgrund und daneben geht's einfach runter, nicht sehr tief, aber halt ein ausgestanztes Loch- und landen.
SHAMROCK SCHOOL
Sie stehen alle in Uniform, mit weißen Strümpfen und dunkelblauen Miniröcken und weißen Blusen und dunkelblauen Pullovern und grauschwarz gestreiften Krawatten und schwarzen Schuhen und roten Schleifen in den ausnahmslos zu zwei Zöpfen geflochtenen Haaren und die Burschen genauso nur ohne die Zöpfe und die Mascherln und mit langen Hosen statt Miniröcken, in Kolonnen nebeneinaner. Immer zwei Kolonnen sind eine der fünf Klassen, links die Buben rechts die Mädchen, es geht von der fünften zur zehnten. Innerhalb der Kolonnen stehen sie nach Größe geordnet. Hinten links stehen die LehrerInnen, hinten rechts Gordon und Fiona, die beiden sind pensionierte LehrerInnen und für drei Monate hier. Fiona mustert mich kritisch, als ich mein Handy noch auf lautlos stelle. Vorne stehen Michael, um die 65 und ein nepalesischer Mann um die 50. Michael macht irgendwelche Ansagen, dann gibt es ein kurzes Referat der fünften Klasse zum Thema child labour, das Thema der Woche. Michael steht hinter den Kindern, wenn sie reden, richtet er ihnen den Kopf auf. Als sich die Klasse zurückstellt und der andere Mann wieder übernimmt, unterbricht Michael und fragt „who talked?" in die fünfte Klassenkolonne. Die Kinder antworten nicht, er droht „tell me or you ll all go tot he roof", die beiden werden herausgegeben und müssen aufs Dach rennen und wieder zurück, zwei kleine Buben. Dann gibt es noch ein kurzes Referat von einem Siebtklässler, der auch dazu angehalten wird, lauter und langsamer zu sprechen. Als das vorbei ist wünscht Michael allen einen guten Morgen und alle Kinder brüllen „good morning, sir!". Er sagt noch zwei, drei Sachen und die Antwort kommt unisono gebrüllt. Dann singen sie das National Anthem, dann noch einmal good morning und alle Köpfe sind gerichtet und sir.
Das ist die Assembly, jeden Morgen um zehn vor zehn. Um Halb 7 aufstehen, anziehen, Frühstück, putzen, Assembly, eine Stunde Hausaufgaben, dann Unterricht von zehn bis vier, mit Lunch dazwischen, um vier dann Tea Time (kein Witz) dann Activities, Study Hour, Activities, Supper, Activity, Bed Time. Sie sind in vier Häuser geteilt: Churchill, Mandela, Bolivar und Ghandi. Es gibt Volleyballmatches und Footballmatches und andere Games, in denen die Häuser gegeneinander antreten.
Michael, der eigentlich nur Advisor ist, aber „I ended up running the place, which is just as well. That´s their way, they like to rely on somebody else, if they can let someone else make the work, they´ll let them do it", war früher Special Sergeant bei der Britischen Armee. Die Direktorin ist die nepalesische Frau, die hinten steht. Als ich auf die Auffprderung eines der (wirklich netten und jungen nepalesischen) Lehrer hin ein Spiel mit der kleinen Klasse spiele, bekommen er und ich eine Rüge. Keine Games, oder nur Subject Relevant Games, aber nicht im Unterricht. Er zeigt mir eine Mappe mit pädagogisch wertvollen Spielen, ich lese das Deckblatt. Fiona nimmt sie mir mit spitzen Fingern wieder weg: „I´m sure AnnPhie has her own Games and doesn t need to take mine." Michael ist jetzt drei Wochen weg „so they´ll have to see how they get along. They´re all very nervous. I´ve been in too many wars to be nervous". Seit er weg ist haben Fiona und Gordon das Kommando. Gordon lobt mein Englisch, nur leider habe ich diesen amerikanischen Akzent „too many movies I suppose." Ich glaube ich höre einen fünfhebigen Jambus aus seinem Sprechrythmus.
Mein letzter Fauxpas war, Sarus Angebot annehmen zu wollen, mich zur Post zu begleiten und davor noch ein zwei Schals einzukaufen. Fiona sieht mich entsetzt an, als wir fragen: „Why would you want to take a kid haggeling?" Gordon redet nochmal ein ernstes Wort mit mir: „You cannot act as if you were their friend. That´s a big nono."
Die Lehrer und die Students sind dafür großartig. Eine Stunde Geographie mit Suraj: Nepal hat ein sehr großes Wasservorkommen, aber es nutzt nur 0,3 % davon. Wenn es 1% seiner Wasserenergie nützen würde, gäbe es keine electricity shortcuts mehr. Wenn es über 1% nutzen würde, könnte es exportieren. Die Klasse aus 8 Kindern sitzt um einen Tisch, auf Sesseln, die sie von draußen reingetragen hat. Es gibt Plastikgartensessel, die einmalweiß waren und etwa höhere Hocker, die bezogen sind. Die Bezüge haben überall Risse und die Schaumstofffüllung quillt heraus oder ist schon draußen. An der Backsteinmauer hinter Suraj hängt ein kleines White Board.
Ich probe zum Beispiel ein kleines 15 Minuten Stück über Climate Change auf Nepali, das am Sonntag im Mountain Museum aufgeführt wird. Madan, der es inszeniert ist erst 20 und schon Lehrer. Die Kids sind alle wahnsinnig offen und nett und sehr hilfsbereit, allerdings darf ich diese Hilfe nicht annehmen, sonst gibt's was auf die Pfoten. Ein bigges Nono.
POKHARA
Pokhara liegt zwischen Bergen (und wenn ich sage „Berge" meine ich Himalaya) und an einem See. Es gibt drei Seen in der Nähe, aber der Fewa Lake ist der größte und direkt in der Stadt. In Wahrheit ist es ein TouristInnenparadies. Westliche Hipster Cafes mit Steckdosen und W Lan, junge Leute mit bunten Gewändern, Familien die auf Ponys reiten, Paraglides die vom Berg segeln und Trekking People, mit der kompletten Ausrüstung. Nicht das man hier irgendwas nicht kaufen könnte.
Die Häuser sind klein und flach und bunt und es gibt Unmengen von Schildern. Hier Massagen, hier best Falafel in Town, hier Breakfast Set, Hier Wifi, hier 24 Hours Hot Shower (Lüge!) hier Indien Visa, hier Bustickets, Airtickets, Tibettour, Bhutan tour, Tickettour, Tourtickets, Tickettickets.
Die Hauptsraße durch Lakeside (das touristische Viertel) hört nach Norden hin einfach auf, die Stadt aber nicht. Dann balanciert man über die Steine und den Lehm und da kommen dann die günstigen Hotels und die Menschen mit Dreadlocks und Ali Baba Hosen. Mein Hotelzimmer ist eine kleine Hütte, wir sind fünf solche Hippiehütten um einen Garten angeordnet und wenn ich rausgehe, ist da der See. In unserem Garten üben die Leute Firesticks und Hoolahoop und Slacklinen. Zwei Guesthäuser weiter ist das Dach, auf dem ein serbischer Tattooartist sein Studio hat. „Can I get koi fish in there and a tibetan om and an indian om? And the five chakras and a shivas eye please."
Es gibt viele Tiere: Hunde, die den ganzen Tag über in der Sonne liegen und schlafen und in der Nacht Revierkämpfe austragen. Kühe und Ochsen, die so ziemlich überall sind. Einmal bin ich fast in eine hineingerannt, im Dunkeln, weil sie so lässig Spielbein Standbein am Gehsteig gestanden ist, dass ich sie bis zum letzten Moment für eine Verkäuferin gehalten habe. Hühner und Hähne und Katzen.
PEACE STUPA
Dazu muss ich über den See rudern. Ramsi rudert mich, dafür dass ich am Hindutempel vorbei will, der im See liegt will er nochmal mehr als die Überfahrt kostet. Er erzählt mir, dass er Weise ist und in die Schule gehen konnte, weil er eine deutsche Fanilie hatte, die ihn gesponsort hat. In der zehnten Klasse haben sie aufgehört, Geld zu schicken, also konnte er die Schule nicht fertig machen, Weil in der zehnten Klasse muss man auch noch Unterkunft selbst bezahlen. Also hat er den Job angefangen hier. Er spart für seinen Schulabschluss und um das Schulgeld seiner Nichte zu bezahlen, deren Vater weg ist oder tot oder beides. Die Geschichte hat mir zu denken gegeben und sei es auch nur zu denken, was ich ohnehin oft denke, ob wenn die Geschichte erfunden ist, er das Geld weniger verdient hat oder welchen Unterschied es macht. Ob ich 500 Rs erst teuer gefunden habe und ihm dann am Ende aber 600 gegeben? Natürlich. Warum Leute ehrlich sein sollten, die an einem wunderschönen Ort leben, der arm ist und in dem überall Plastik herumliegt, weil NGOs dachten, sie täten den Armen einen Gefallen, wenn sie die Hygiene Standards nach oben schraubten, in dem sie alles verpacken. Ein Ort, der vom Tourismus lebt und gleichzeitig von TouristInnen geschunden wird, aber auch von den Leuten hier, ihren Motorrädern und Bussen… Aber ich bin nicht auf der Straße, sondern auf der kleinen Insel mit dem Hindutempel, wo ich ich 10 Rs spende und einen roten Punkt auf die Stirn bekomme, den ich mich nicht traue abzulehnen, aber für den ich mich dann schäme. Draußen, wo Ramsi mir eine graue Taube auf den Arm setzt und auf meine Bitte hin ein Foto von mir macht. Ich vor Hindutempel mit Punkt und Taube.
Aufstieg und Aussicht und Tempel alles schön. Dann auf der anderen Seite des Berges wieder runter, ich will in kein Boot mehr. Zwei kleine Buben winken mir aus einem dünnen Baum zu „d you climb tree?" Ja, sage ich, aber nicht der hier, für den bin ich zu schwer, er würde umfallen. Das stimmt auch, er biegt sich schon unter dem einen Kleinen. Es ist schön und „Namaste", ein alter Mann, der mir entgegen kommt fragt mich, wohin ich gehe, und er deutet mir und spricht Worte, die ich schwer verstehe, er ist nett. Ich sage ein paar Male, dass alles in Ordnung ist und ich keine Hilfe brauche, aber er weicht nicht von meiner Seite. Er erklärt mir, dass diese Straße hier zwei bis drei Stunden braucht, dann bin ich unten bei der Lake Side. Aber wenn ich den Weg da drüben nehme, bin ich in 30 Minuten unten, er zeigt ihn mir, er geht voran. Ich versuche zu verstehen, was für ein Deal mir da angeboten wird, ich frage wieviel. Wieviel willst du dafür, dass du mich durchführst. Denn ich bin allein auf einem Abhang mit Geröll und Gestrüpp und einem alten Mann, das heißt er ist 52, so alt ist er gar nicht wenn er die Wahrheit sagt, das macht mich nicht weniger misstrauisch. Er sagt 500 und ich sage, das habe ich nicht, ich habe nur 50. Er stellt sich dicht neben mich und lugt in meine Börse, ich halte sie zu und zeige ihm die 50. Er nimmt sie und sagt, ah ja na gut, dann geh doch lieber die Straße runter, weil hier runter, also wenn ich dich nicht führe, da ist es gefährlich, da sitzen Männer und rauchen, als Frau allein lieber nicht.
„-Are you married?
-Yes. Very married."
SARANGKOT
Wunderschöner Aufstieg, viele steinige Stiegen. Ich mit schweren Schuhen und schwitze im T Shirt, die Leute die am Berg wohnen in Ballerinas und Pullovern. Es schnauft hinter mir: Ein Bub in Sandalen und Schuluniform rennt die Steinstiegen bergauf, alle zwei drei Schritte fällt er hin, rappelt sich auf, rennt weiter. Er dreht sich zu mir um, er schielt stark am rechten Auge. Er ist schon viel weiter oben als ich und ruft mir zu: „You alone? You no friends?"
Ein Bub sagt „I m hungry" Ich gebe ihm Weintrauben. Ein paar Meter weiter stehe ich in einer Traube Kinder. Ich verteile Weintrauben und bunte Kreidestücke. Ein etwas älteres Mädchen da gefällt mir: „a bigger piece , I m bigger too". Ein kleines Mädchen mit Rotzglocke, haut mich. Alle wollen immer und immer mehr und niemand sagt danke. Und warum mich ausgerechnet das ärgert, das ist vielleicht das Ärgerlichste. Ewiger Aufstieg noch zum Schluss, dann hundert mögliche Guest Houses.
Das Bad ist dreckig, Razan putzt und kocht und dann sitzen wir im Dunkeln zusammen und unterhalten uns, er ist ein Jahr jünger als ich und abreitet hier im Hotel seines Bruders, der in Pokhara einen Trekkingshop hat und er ist auch Fremdenführer und hat ein Motorrad, wie alle hier. Sein anderer Bruder arbeitet in einem Hotel in Katan. Er spielt mir nepalesische Popmusik auf seinem Handy vor. Wir sitzen einander gegenüber am Tisch im Dunklen und tanzen vor uns hin. Er zeigt mit Fotos vom Berg, den ich morgen auch sehen werde, wenn ich um 6 aufstehe, Sunrise. Und von der Hochzeit eines seiner Freunde. Der Mann geht und sucht sich eine Frau und wenn sie ihn auch mag, dann heiraten sie. Wie lange die sich dann davor kennen? Naja, so sechs oder sieben Tage. Die Frau muss den schon auch mögen jaja. Ich versuche heraus zu finden, ob die Frau auch auf Schau gehen kann, ich bekomme ein ja, aber ich glaub nicht, dass er die Frage verstanden hat. Sechs Tage und dann ein ganzes Leben? Wo ich herkomme sagt man Leuten, die nach drei Monaten heiraten, dass das sehr früh ist. Ach ja? Ja. Na was weiß ich, sagt Razan, ich bin ja nicht verheiratet und lacht. „You Europeans!"
Himalaya Gipfel und Regenbogenhimmel und tiefroter Ball: Her Majesty the Sun is getting up. Wenn man nur die anderen Leute hier vergessen könnte. Ich ducke mich unter Selfiestangen und renne dauernd wem ins Foto, egal wohin ich mich drehen will.
Beim Abstieg Gesellschaft gehabt von einer schwarzen Hündin, mit schwarzem Halsband und vielen gelben Blumenfuseln im Fell. Sie ist den ganzen Weg mitgegangen. Ein paar Mal hab ich mich schon verabschiedet gehabt, als sie etwas getrunken oder gegessen hat, aber sie ist mir immer wieder hinterher. Einmal musste ich ein ganzes Stück zurück und dann über das Grundstück von einem Ehepaar,, also über einen Zaun und sie ist mit mir zurück und etwas tollpatschig durch den Zaun geschlüpft. Kurz bevor wir unten waren und ich schon zu überlegen begonnen habe, was ich mache, wenn sie mir weiter folgt, sind wir an einem Grundstück vorbei, mit vielen Hunden. Sie haben sie weggebissen. Ich hab sie angeschrien, was das soll, aber sie haben kein englisch verstanden. Die eine, besonders gemeine, ist danach zurück und hat mir kurz die Hand geschnüffelt und geschleckt. Ich war okay nur meine Gefährtin nicht. Ich bin noch ein Stück zurückgegangen und hab gewartet, aber sie ist wohl wieder zurück in den Dschungel vom Sarangkot.
SHIVARATRI
Das ist ein Fest zu Ehren Shivas. Was genau gefeiert wird?
Shivas Frau, oder seine zweite Hälfte musste menschliche Züge annehmen und hat Shiva dann verloren und ihn dann aber wieder gefunen. Das wird gefeiert.
Shivas Schwester wollte ihn verbrennen, aber er hat nicht gebrannt. Also ist sie auch in das Feuer, um zu schauen, wieso das nicht brennt und selber verbrannt, er aber nicht. Das wird gefeiert.
Es ist das Ende des Winters. Das wird gefeiert.
Jetzt habe ich schon drei vershiedene Versionen gehört, sage ich dem letzten, den ich frage, er lacht. „There´s a hundred different versions, so everybody just tells the one they like best."
Großes Feuer, Zuckerstangen werden darin erhitzt und dann so fest wie möglich gegen den Boden geknallt und dann gibts einen Knall, wie Feuerwerk. Danach schält man ein Stück und kaut darauf herum und lutscht den Zuckersaft draus.
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