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Hallo miteinander
Der Torres del Paine-Nationalpark ist eine absolute Wucht: Hier trifft das Grasmeer Patagoniens auf die Auslaeufer der Anden und es entsteht ein Gebiet wie geschaffen fuer Trekking und Hiking. Herzstueckes des Parks sind die "Torres del Paine", die Blauen Tuerme. Diese ragen weit ueber die Pampa hinaus und sind das Wahrzeichen dieser Region. Daneben gibt es Gletscher, welche auf einer Schafweide enden, und Guanacos die wie Supermodels auf Hufen stolz und bedaechtig die Touris ignorieren. Ueber der ganzen Szene fliegt ein Kondor ruhig seine Runden, oder ist es doch ein Adler?
Da all dies leider schon laenger kein Geheimnis mehr ist aehneln die Wege mehr Autobahnen denn Wanderwegen. Und so habe ich auch nicht allzuviel Zeit mit wandern verbracht und bin nach 2 Tagen weitergezogen nach Punta Arenas und von dort aus weiter suedwaerts.
Feuerland wurde bereits 1520 von Magellan entdeckt, der der Insel beim Anblick der vielen Kuestenfeuer der Indios diesen Namen gab. Die Voelker der Yaghan und Selknam (welche kaum Kleider kannten und sich gegen die Kaelte mit Walfett einschmierten - kein Wunder waren da viele Feuer!) wurden aber aufgrund der extremen Bedingungen lange von Siedlern und Missionaren verschont und erst 1870 gruendeten britische Missionare eine Siedlung am Beagle Channel - Ushuaia. 1884 wurde das Gebiet von argentinischen Seestreitkraeften erobert, welche dann auch prompt Silber fanden in den Bergen. Der dadurch ausgeloeste Silberrausch brachte auch Schafzuechter und andere Farmer nach Feuerland, welche aber um 1900 bereits wieder am abziehen waren. Um das Land weiter fuer sich beanspruchen zu koennen gruendete die argentinische Regierung in Ushuaia ein Gefaengnis fuer Schwerverbrecher und politische Gefangene, welche nach dem Ende der Strafe dort ansiedeln sollten.
Das Gefaengnis wurde 1947 geschlossen und aus der Gefaengnis-Stadt Ushuaia wurde eine Tourismus-Destination, von welcher aus die meisten Kreuzfahrten zur Antarktis starten. Aber auch Ausfluege zu den artenreichen Inseln im Beagle Channel werden angeboten. Dieser Kanal, entdeckt um 1831 und ist eine Alternative zur Magellan-Strasse, welche zuweilen von der Argentinischen Marine beschuetzt/gesperrt wurde. Da die Umschiffung des Kap Hoorns aber als gefaehrlich gilt, wurde diese Route von vielen europaeischen Laendern bevorzugt. Den Namen bekam der Kanal vom Schiff HMS Beagle, welche von 1831 bis 1836 die Kueste Suedamerikas vermass und so den Kanal entdeckte - mit an Bord war damals ein gewisser Charles Darwin.
Gleich nach meiner Ankunft konnte ich bei einem halbtaegigen Ausflug auf diesem Kanal wiederum viele Wale, Seeloewen und Robben sehen - auch beim wiederholten Mal ein Genuss. Da die Jungen, welche ich in Puerto Madryn bei den Pinguinen noch in Ei-Form sah, mittlerweile geschluepft sind konnte man den Pinguinen nicht zu Nahe kommen um nicht angegriffen zu werden. Letztes Jahr soll einem Touristen ein Finger abgebissen worden sein von einem Magellan-Pinguin und ich legte nicht viel Wert darauf herauszufinden, ob diese Geschichte wahr ist oder nur von den Park Rangers erzaehlt wird um die Touris auf Abstand zu halten. Frueh am naechsten Morgen machte ich mich dann auf nach Puerto Williams, einem kleinen Dorf auf der chilenischen Seite von Feuerland, von wo aus man mit einem kleinen Boot zur Isla Hornos uebersetzen kann.
Und da war es: Kap Hoorn. Eine kleine Huette, eine Kapelle, ein Leuchtturm und ein Denkmal auf einer Steilkueste, unten hohe, schaeumende Wellen. Wenn dann noch starker Wind aufkommt, Regen einsetzt und die Wolken immer tiefer sinken kann man sich gut vorstellen, dass vor diesem Kap der groesste Schiffsfriedhof der Welt liegt: Ueber 800 Schiffe mit fast 10'000 Mann Besatzung sollen diesen tueckischen Gewaessern schon zum Opfer gefallen sein. Besonders waehrend dem Goldrausch mussten die Schiffe hier durch, wobei speziell der Westwind ein grosses Problem darstellte: Die Segelschiffe welche vom Atlantik in den Pazifik wollten mussten bei diesen Bedingungen staendig kreuzen, was komplizierte Segel-Manoever bei hohen Wellen auf schwankenden Masten und mit gefrorenem Tauwerk bedeutete. Die Zeit, welche die Schiffe dafuer suedlich des 50. Breitengrades verbringen mussten, war voellig vom Wetter abhaengig und schwankte zwischen 5 und 99 Tagen. Viele Kapitaene waehlten daher lieber die Route ueber Afrika und Australien, welche zwar viel laenger war, dafuer aber berechenbarer und weniger gefaehrlich.
Ich habe jetzt ganz Suedamerika durchquert, auf dem Landweg von Venezuela bis zum Kap Hoorn. Diese 2 Monate waren aufregender und intensiver als ich dies je mir haette vorstellen koennen. Ich verbrachte 220h in Bussen, 6 Tage auf einem Haengematten-Schiff und lernte sowohl den Urwald Brasiliens als auch die Pampa Patagoniens kennen. Neue Freunde, unbekannte Fruechte und wilde Tiere verschafften mir Erinnerungen, welche mir noch lange ein entruecktes Laecheln aufs Gesicht zaubern werden.
Vor mir liegt nun die Westkueste Suedamerikas. Chile, Bolivien, Peru und Ecuador bieten Salzwuesten, hohe Berge, mystische Ruinen und nicht zuletzt ein Paradies auf Erden, die Galapagos-Inseln. Morgen Abend werde ich von Puerto Natales aus mit einem Schiff nach Puerto Montt fahren, 4 Tage lang in den Fjorden Patagoniens zwischen Gletschern und Inseln voller Seehunden hindurch. Danach hoffe ich endlich eine Moeglichkeit zu finden, weitere Fotos hochzuladen.
viele Gruesse aus Ushuaia
Jonas
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