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Von Puerto Montt geht es mit der Navimagfaehre Richtung Puerto Natales, das Basis fuer meine Wanderung im Nationalpark Torres del Paine ist.
Mit etwas Sarkasmus laeuft Celine Dions Titanicsoundtrack "My heart will go on" als wir an Bord gehen bevor uns ein multilingualer Chilene begruesst und den Ablauf der Reise erklaert. Er ist ein passionierter Naturkundler, der seinen Enthusiasmus in kleinen Praesentationen ueber Flora und Fauna der Regionen im westlichen Patagonien sowie den Nationalpark nicht verstecken kann. Er arbeitet mit diversen Bio- und Geoinstituten zusammen und versucht die Bordgaeste zu offenen Augen zu animieren um die grosse Vielfalt bewundern zu koennen. Da sich auf der Passage durch den Pazifik keine Wale, Delfine oder Pinguine zeigen wollen, lerne ich unterdessen mit einem Hollaendisch-Spanisch-Reisewoerterbuch etwas Landessprache unserer Kaese produzienden Flachlandnachbarn im Nordwesten. Zwei Niederlaenderinnen halten den Wellen nicht stand und muessen sogar zum Arzt waehrend die Schweizer noch bester Laune sind und sich kurzerhand zur Seefahrernation ernennen. Die Seefahrt zurueck in den schmalen Kanaelen von Chiles losen Festland beruhigt wieder alle und fuehrt an Puerto Eden vorbei. Es gibt etwa 100 Maenner und 60 Frauen hier, die 2 Tage mit der Faehre braeuchten um in Zivilisation zu gelangen. Ob das wirklich der Garten des Paradieses ist? Die hier lebende flugunfaehige Dampfschiffente beantwortet die Frage nicht, sieht aber total witzig aus bei der an Mississippischaufelraddampfer erinnernden Fortbewegung. Fliegen wie ein Albatross muesste man koennen, atemberaubend wie die bei der Spannweite mit den Fluegelspitzen slalomskistockartig ins Wasser stechen um die Richtung zu aendern. Eine andere Art sieht aus wie US-Militaertankflugzeuge. In einer behaebigen, aber unnachahmlich eleganten Bewegung segeln sie spielend ueber die einzelnen Bugwellen. Der Kapitaen der Cotopaxi hat sein Schiff vor einigen Jahren in einem der Kanaele auflaufen lassen und wollte, dass ihn die Versicherung fuer die Ladung Zucker bezahlt - er hat letztlich mit Gefaengnis bezahlt. Die Bewegung des Schiffes im hohen Wellengang des Ozeans machte unterdessen die abendliche Filmvorfuehrung vom Fluch der Karibik IV zu einem besonderen 4D-Erlebnis.
Ebenso ein tolles Erlebnis war die Wanderung durch den Nationalpark. Wenige Menschen, aber dafuer reichlich Natur bietet der Park. Es gibt rotbauchige, knallgruene und quaekende Voegel sowie welche mit gelber Halskrause oder blauer Krawatte. Es gibt Lamas, Vogelstrausse und sogar ein (friedliches) Sticktier. Die Pferde auf der Weide lassen mich mit aller Ruhe Zwei Meter entfernt passieren. Eine riesige Vielfalt praegt die unterschiedlichen Landschaftsbilder: Reissende Fluesse, kleine Baeche, verwunschene Waelder, tote Waelder, feuchte Wiesen, karge felsige Pfade und unglaubliche Felsformationen. Das Ueberleben hier macht Spass. Baden bei circa Acht Grad Celsius ist umweltschonend und wassersparend, das Flusswasser ist allerorts trinkbar und mancher scharfer Stein dient super als Messer um Brot und sogar Tomaten aufzuschneiden, oder auch den Finger. In der ersten Nacht gibt es nach schoenem sonnigen ersten Tag einen ordentlichen Sturm, der entwurzelte Baeume in den Weg legt. Die voellig durchnaesste Wiese ist nur mit alten Baumrinden und Steinen zu ueberqueren, will man trockene Fuesse behalten. Im Schneegestoeber erreiche ich das Zeltlager fuer die zweite Nacht. Ein verbotenes Lagerfeuer scheint die letzte Rettung vor der Kaelte. Aber ausser Tom ist eben kein anderer vor Ort, der es verbeiten koennte. Auch die Parkwaechter haben ihre Huette hier oben verlassen. Fuer die Wanderung in den erhofften Fruehlingsmorgen geht es um kurz vor 5 los. Leider hat sich das Jahreszeitenrad nach Sommer, Herbst und Winter der vorherigen Tage nicht gedreht, die Aussicht auf die magischen Torres del Paine (Tuerme von Paine) durch ein Fruehlingserwachen bleibt verwaehrt. Nichtsdestotrotz war es eine traumhafte Wanderung. Und der verpasste Anblick der Torres in der Morgensonne ist definitiv ein Grund wiederzukommen.
Erstmal jedoch verlasse ich das Festland des Kontinents und fahre zum Ziel meiner Reise nach Ushuaia im argentinischen Teil Feuerlands.
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