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Tagestour zum Mount Nemrut oder "Wieso ein Allrad besser ist als ein Kleinwagen":
Während des Urlaubs in Urfa planten wir auch einen Tagesausflug zum Berg Nemrut. Der Berg mit seinen mystischen Steinskulpturen hatte es mir schon lange angetan und nachdem wir nun schon in der Gegend waren, stand fest, dass ich auch unbedingt dorthin musste.
Mit Mietwagen und Karte ausgerüstet machten wir uns auf den Weg von Urfa aus Richtung Adiyaman. Da wir den kompletten Tag eingeplant hatten, schien auch nichts dagegen zu sprechen, den längeren Weg durch den sogenannten "Mount Nemrut National Park" zu nehmen. Nationalparke zeichnen sich ja durch besonders schöne Natur aus, klang also vielversprechend. Am Eingang bezahlten wir das Eintrittsgeld, worauf wir eine kleine Schranke passierten und uns nun im Nationalpark befanden. Einen Hinweis oder gar eine Warnung, dass dieser Weg ziemlich steil oder besser gesagt, für ein nicht Allrad ausgestattetes Auto so gut wie nicht passierbar ist, wurde uns natürlich nicht mit auf den Weg gegeben. Nur wenige Meter hinter der Schranke wurde aus der befestigten Straße zugleich eine Schotterpiste. So weit so gut, da es bis jetzt nur gerade aus ging, kein großes Problem. Die all zu großen Schlaglöcher ließen sich leicht umfahren und wir genoßen die schöne Aussicht auf die umliegenden Berge. Nach und nach wurde die Straße allerdings erheblich schmaler und vor allem steiler und die Serpentinen enger und enger. Was natürlich nicht bedeutete, dass sich automatisch auch weniger Schlaglöcher oder größere Steinbrocken auf dem Weg befanden. Nur das Ausweichen klappte nicht mehr so gut, da es auf der einen Seite steil die Böschung nach oben und auf der anderen Seite genau so steil nach unten ging und die Straße gerade mal noch so die Breite unseres Auto hatte. Was man macht, wenn einem ein Auto entgegenkommt, weiss ich ehrlich gesagt nicht, aber die gefahr besteht wohl sowieso nicht. Denn es war weit und breit nichts und niemand zu sehen ausser Serpentinen und noch mehr Serpentinen.
Eine Angabe, wie weit es noch zum Berg Nemrut war, gab es natürlich ebenfalls nicht. Unserer Befürchtung, es sei der höchste und noch ziemlich weit entfernte Berg, den wir ausmachen konnten, wuchs von Minute zu Minute. Nachdem wir an dieser Stelle bereits kaum noch weiterkamen, hatte ich absolut keine Ahnung, wie wir es jemals dorthin schaffen sollten. Nur: Umkehren war auch nicht möglich - die Straße viel zu eng. Hinzu kamen eine viel zu schnell gegen Null gehende Tankanzeige, was unser Wohlbehagen nicht gerade steigerte. Also - weiterfahren. Der Motor ging ein paar Mal aus, weil er es einfach nicht beim ersten Anlauf über die Geröllhaufen auf der Straße schaffte. Nachdem ich schon in der Sahara mit nem Fiat Uno unterwegs war und ich auch den dichten Verkehr in mancher Großstadt überlebt habe, fühle ich mich eigentlich ziemlich sicher hinter dem Steuer - doch hier bekam ich dann doch ein recht ungutes Gefühl.... welches minütlich zunahm...
Nach ich weiss nicht wie vielen weiteren Serpentinen kam die Rettung... in einer Kurve war ein etwas flacheres Geröllfeld. Das war DIE Chance zum wenden. Alles andere wäre Selbstmord gewesen... also in Millimeterabeit und ohne den Motor endgültig abzuwürgen wenden - was schließlich auch gelang. Nun hieß es den ganzen Weg zurück zu fahren, was uns an dieser Stelle aber absolut gar nichts ausmachte, weil wir einfach nur froh waren, nicht irgendeinen Steilhang mit samt Auto heruntergepurzelt zu sein. Wieder an der Schranke angelangt, wurde diese von dem Wärter in seinem Häuschen Kommentarlos geöffnet - einen kurzen Moment hätte ich ihn am liebsten selbst da hoch fahren lassen um ihm klar zu machen, dass ein Schild: "Nur mit Allrad befahrbar" am Eingang nicht schlecht wäre.
Wieder auf normaler Straße angelangt, wurde erst einmal getankt und der "normale" alternative Weg genommen. Auch dieser führt das letzte Stück durch den Nationalpark, doch nachdem wir dem Wärter hier erklärten, dass wir den Eintritt schon mal bezahlt hatten und dann aber "leider" umkehren mussten, wurde uns zumindestens dieser erlassen. Auch hier hat es das letzte Stück ganz schön in sich gehabt. Aber immerhin war es hier eine befestigte Straße. Als wir den Geröllpfad von der anderen Seite sahen, fragte ich mich ernsthaft. ob diese Strecke überhaupt schon mal jemand per Auto zurück gelegt hat.
Endlich waren wir an der Basis Station angekommen, wo wir auch gleich nett empfangen wurden. Das letzte Stück nach oben konnte entweder zu Fuß oder per Esel zurückgelegt werden. Ich entschied mich für letzteres und so arbeitete ich mich auf einem Esel sitzend und einem Begleiter Richtung Gipfel vor nicht ohne festzustellen, dass der Esel keine Probleme mit den massigen Geröllhaufen hatten und mich schaukelnd nach oben balancierte.
Oben angelangt wurde ich zum einen durch einen atemberaubenden Panoramablick und zum anderen durch die beeindruckenden Statuen mehr als nur belohnt. Vor allem waren wir alleine - kein einzig anderer Besucher war sonst dort.... so konnte ich mir alle Figuren in Ruhe anschauen und bestaunen: Ein ganz besonderer Moment, der alle Serpentinen und Schlaglöcher mit einem Moment vergessen machte!
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