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Am Montag war mein erster Tag in der Helen Keller School, eine Schule für sehbehinderte und körperlich und mental erkrankte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.
In dieser Schule sind zur Zeit ca. 110 Schüler und um die 30 davon leben in dem dazugehörigen Internat.
Die Schule nimmt Kinder von 2 Jahren bis hin zu Erwachsenen von 28 Jahren auf, die dann in die verschiedenen Altersklassen aufgeteilt werden, z.B. ist die erste Stufe:
'Pre-Básico' - Kinder von 2-8 Jahren
zweite Stufe:
'Educación Básica' - Kinder bis zur 8. Klasse (14/15 jährige)
dritte Stufe:
'Erwachsene' - für diese gibt es spezielle Workshops
Das Ziel ist es den Kindern die höchst mögliche Bildung zu vermitteln, was nicht gerade einfach ist...
Am Montagmorgen um 9Uhr habe ich mich erstmal mit meinen Projektkoordinatoren von Voluntary Horizons getroffen, um dann gemeinsam mit ihnen zum 'Orientation meeting' in die Helen Keller School zu gehen. Wir mussten allerdings zwei Stunden auf die Direktorin warten, was garnicht so schlecht war um sich schonmal ein bisschen an die für mich völlig neue Situation zu gewöhnen. Als es dann endlich so weit war, hat sie eine kleine Einführung in die Schule gegeben, mich einer Klasse zugewiesen und mir noch ein paar 'Sicherheitshinweise' mit auf den Weg gegeben.
Da es nach dem Gespräch schon fast 12Uhr war hielt sie es für besser wenn ich ab Dienstagmorgen anfange.
Meine Arbeitszeiten sind von 8:30Uhr bis 14Uhr, sehr viel entspannter als vorher, da die Schule auch näher an meinem Haus liegt und ich nicht ganz so früh aufstehen muss, wie vorher. Dann hab ich seit gestern auch ein Fahrrad ausgeliehen von Nicky, muss also auch keine gefühlten hunderte von Euro mehr für die Bahn ausgeben.
Am Dienstagmorgen habe ich dann meine Klasse (Cuarto/4) (9/10 Jährige) kennengelernt, in der ich nun bis Ende November aushelfe. Die Klasse hat 7 Schüler, wobei davon bisher immer 3 unterschiedliche gefehlt haben.
Die 7 Kinder haben unterschiedliche Behinderungen, doch alle haben ein eingeschränktes Seevermögen und zudem meist noch eine körperliche oder mentale Behinderung.
Am Anfang war es sehr ungewohnt für sie mich da zu haben, da sie meine Stimme nicht erkennen konnten, doch sie haben sich sehr schnell an mich gewöhnt.
Alle sind super freundliche und liebe Kinder. Die Kinder der anderen Klassen habe ich natürlich auch kennengelernt und auch sie sind super süß.
In meinen ersten beiden Stunden in meiner Klasse am Dienstag stand das Fach 'Braille - Blindenschrift' an. Ich war und bin immer noch super begeistert davon, daran hatte ich dummerweise vorher irgendwie nicht dran gedacht, dass ich das lernen könnte, aber ja ich bin gerade dabei zusätzlich zum Spanischen auch noch Blindenschrift zu lernen (Siehe Foto).
Blindenschrift wird mit dem 'Perkins Brailler' geschrieben, das ist eine Punktschriftmaschine. Es gibt sechs Tasten und jeder Buchstabe hat seine eigene Zahlenkombination. Das A zb hat 1, das L hat 1,2,3 usw...
Da nächste Woche (am 18. September) ein Nationalfeiertag bzw der Independence day gefeiert wird, findet im moment kein normaler Unterricht statt, sondern es werden typische chilenische Tänze einstudiert, um diese morgen aufzuführen, bevor es dann in eine Woche Ferien geht.
Also wurde am Dienstag den rest des Tages tanzen geübt.
Am Mittwoch war dann der 11. September, der in Chile eine große Bedeutung hat, da am 11. September 1973, also dieses Jahr vor 40Jahren, der Militärputsch von Augusto Pinochet begann. Während seiner Militärdiktatur wurden tausende Menschen getötet, gefoltert und verjagt.
An diesem Tag sind die Straßen Chiles nicht sehr sicher und man sollte zusehen, dass man zwischen 16 und 18Uhr zu Hause ist, denn sobald es dunkel wird, wird randaliert. Manche Stadtteile haben ihren Strom verloren, in anderen wurden Busse angezündet und Scheiben eingeschlagen. Keine Sorge in dem Stadtteil wo ich wohne ist nichts passiert, hier war es sehr ruhig.
Lange Rede kurzer Sinn, auf Grund dieses 11. Septembers sind nur sehr wenige Kinder in die Schule gekommen. In meiner Klasse war nur ein Mädchen und zudem war die Lehrerin krank.
Morgens hatten wir also eine Sportstunde in der super ausgerüsteten Sporthalle, fast besser ausgerüstet als ein Fitnessstudio, aber wichtig für die Kinder, da sie ansonsten nicht viel Sport machen.
Den Rest des Tages bin ich mit Valentina in eine andere Klasse gegangen, dort wurden die chilenischen Legenden vorgelesen und gemalt.
Heute waren dann wieder 4Schüler von 7 da und wir haben den Tanz für morgen einstudiert, Blindenschrift geübt und die chilenische Flagge gemalt.
Außerdem hatte ich heute eine super schöne Erfahrung, nämlich zu sehen wie glücklich eine Schaukel oder Wippe machen kann. Und auch Fußball spielen ist möglich, nämlich indem der Ball in eine Plastiktüte gepackt wird, um so besser hören zu können wo er hinfliegt, in den meisten Fällen wird er gehalten :)
Morgen wird dann der Independence day vorgefeiert und die Kinder freuen sich schon aufs Empanadas essen.
Ihr seht auch in dieser Schule fühle ich mich sehr wohl!
Zwei verschiedene Schulen und zwei verschiedene Welten habe ich hier kennengelernt, beide auf ihre ganz eigene Weise besonders.
Ab Samstag bin ich für eine Woche in Argentinien, mein Visum erneuern und Sightseeing, also sag ich mal 'Bis Bald!' :)
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V. Hi Laura Ann, ich wünsche dir ganz viel Spaß in Argentinien. Ich bin -wie immer wenn ich von euch allen in der Welt lese- sehr neidisch und wünsche mir manchmal auch nochmal 19 zu sein...wenn ich von dir lesen! :) Genieß die Zeit und all das Abendteuer <3 ..und irgendwann wenn du über den Büchern hängst du büffelst dann schick ich dir neidvolle Reiseberichte von den Kängurus :P Kuss & Grüße aus dem sehr verregneten Wuppertal...Gott sei Dank ist Freitag! Valeta
Raphael Mergenthal Hallo Laura Ann, das hört sich ja alle super interessant an. Wir waren jetzt fast 1 Woche ohne Internet, da ich ganz clever war und den Anschluss bei T-Online gekündigt habe, damit ich in einen günstigeren Tarif komme - allerdings habe ich den Kündigungstermin verschwitzt und somit hat die Telekom alles abgeschaltet - kein Festnetz, kein Internet - musste alles neu aufgesetzt werden - und das dauerte 1 Woche und hatte noch den schönen Effekt, dass alle Mailadresse etc. weg waren. Vielleicht kann mir die NSA helfen. Ansonsten geht es uns gut - Leon und Simon in der Schule und Kerstin und mir bei der Arbeit. Im Moment ist bei uns zu Hause Chaos, weil der Maler im Haus ist. In 3 Wochen haben die Kids Firmung. Weiterhin alles alles Gute - freue mich jetzt auf Deinen nächsten Reisebericht. Bleib gesund, Raphael und Kerstin