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Ich (Jakob) war vier Tage alleine unterwegs und nutzte die Zeit zum gepäcklosen Radeln auf der Isla de Ometepe, inmitten des riesigen Lago de Nicaragua. Die größte Süßwasserinsel der Welt wird von zwei mächtigen Vulkanen gebildet, was vor allem aus der Ferne wunderschöne Anblicke ermöglicht. Der höhere der beiden, der Concepción, ist noch aktiv und der Gipfel fast immer von Rauchschwaden umgeben.
Bei meiner ersten der beiden Vulkan-Umrundungen per Vélo konnte ich zum einen wunderschöne Landschaften genießen, zum anderen zahlreiche Begegnungen mit Inselbewohnern erleben, die herzlich aber auch trauriger Natur waren. Am Südufer des Maderas, dem kleineren der beiden Vulkane, war ich wieder einmal am Ende meiner Kräfte angelangt. Ich fragte folglich einen mit Platanos vollbepackten Esel um eine Banane - oder vielleicht fragte ich doch den Mann, der den Esel an der Leine aus einem der zahlreichen Bananenfelder herausführte. Nachdem Kochbananen während meiner Tour nicht wirklich hilfreich waren, schickte mich der Eselsmann zwei Häuser weiter in einen kleinen Mini-Markt, wo ich mein Glück ein weiteres Mal versuchte. Die ziemlich wortkarge Betreiberin drückte nach meiner Frage nach Bananos einem (geschätzten) 4-jährigen Mädchen einen Trog in die Hand und es lief schnurstracks ins Bananenfeld, das sich hinter dem Häuschen breit machte. Ich setzte mich hin und wartete. Nach einigen Minuten kam die Kleine mit einem breiten Lächeln im Gesicht aus dem Feld hervor. Der Trog war voll mit frischen reifen Bananen und ich suchte mir die besten Exemplare heraus. Eine kostete übrigens nur einen Córdoba - für einen Euro hätte ich also 32 Bananen bekommen. Ich begnügte mich aber mit fünf für den Rest meiner Tour, die mich oftmals entlang des Ufers führte - fast durchgehend auf übelsten Schotterwegen übrigens. Als ich nach einsamen und anstrengenden Kilometern durch den Bananendschungel wieder auf Zivilisation traf, sah ich plötzlich eine Menschentraube gespannt auf den See hinausblicken. Sie sahen einheimischen Fischern zu, wie sie ein Fischernetz zum Ufer hin immer enger spannten. Gespannt blickte auch ich zu den Leuten am Ufer und glaubte gleich einen riesigen Fisch im Netz zappeln zu sehen. Der vermeintliche Fischfang stellte sich jedoch als Suche nach einem vermissten Mann heraus - das Netz blieb leer. Wie ich später erfuhr sprang ein junger Mann in den See um sein defektes Fischerboot zu retten - er war bei dem Versuch ertrunken.
Abgesehen von diesem traurigen Ereignis hatte ich auf Ometepe aber ausschließlich heitere Erlebnisse wie jenes des Bananen-Mädchens. Meine zweite Vulkan-Umrundung, um den Concepción, lies ich bei einem Abstecher zum Ojo del Agua, einer kleinen hübschen Lagune, ausklingen. Nachdem mein Magen vor Hunger wieder einmal knurrte und ich kein Futter mehr bei mir hatte, wollte ich mich eigentlich nur kurz abkühlen und anschließend die letzten zwei Kilometer in meine Unterkunft (eine wunderschön angelegte Eco-Lodge) heimradeln. Doch es kam ganz anders: Eine Gruppe von nicaraguanischen Lehrern einer English-Acadamy genossen bei einer reichhaltig belegten kalten Platte, Bier und Tequila die Sonntag-Abendsonne. Die Leute zwangen mich fast mich zu setzen und ordentlich zuzuschlagen. Ich konnte mein Glück kaum fassen, beseitigte meinen schlimmsten Hunger und unterhielt mich in einem lustigen Spanisch-Englisch-Mix mit der Gruppe. Trotz meiner optimierungsbedürftigen Englisch-Kenntnisse war ich für die Gruppe so etwas wie der Meister der englischen Sprache und gab Ihnen bereitwillig Nachhilfe in Aussprache und Grammatik. Wir unterhielten uns prächtig und jeder war zufrieden - ich hatte meinen Hunger beseitigt und sie konnten die Wochentage in Englisch nun aussprechen wie ein Europäer - eine klassische Win-Win-Situation
Ich konnte die Zeit auf der Insel sehr genießen, freute mich aber mindestens genauso auf das bevorstehende Wiedersehen mit Hiasi und Lukas in Granada. Mit dem Wissen, dass die Etappe zurück nach Granada meine letzte dieser Radreise sein würde, gab ich nochmals ordentlich Gas. Frühmorgens verlies ich Ometepe mit der ersten Fähre hinüber nach San Jorge, zum nächstgelegensten Festlandhafen. Von dort weg trat ich kräftig in die Pedale um Lukas und Matthias bereits am frühen Nachmittag in unserem fensterlosen Stammquartier in Granada wiederzusehen. Von Granada, mittlerweile so etwas wie unser Basislager geworden, reisten wir auf abenteuerliche Weise weiter nach Little Corn Island - mehr dazu im nächsten Blogeintrag.
Hasta la próxima vez!
1/3 de Los Panamericanos
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