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Der sagenhafte Aufstieg von der Amtsmietze zur Miss Harvester
Durch viele kleine verschlafene Dörfer führte uns unser Weg nach Newlyn zur Farm der Tippetts. Als wir dort am Mittag des 6.April 2011 ankamen, wussten wir noch nicht wirklich, was uns dort erwarten wird. Nach einer kurzen Begrüßung nahm uns Richard gleich mit aufs Feld - stilecht saßen wir selbstverständlich auf der Ladefläche des „Ude's" und ließen uns den Wind um die Ohren wehen. Die Landschaft war echt zuckersüß - grüne Hügel, kleine Tümpel und lauter Schäfchen & Kühe. Wir wurden erstmal auf eine Spritztour mit dem Harvester mitgenommen, um uns zu zeigen, was künftig unsere Aufgabe seien wird. Der Harvester ist dabei eine Art Anhänger, der von einem Traktor übers Feld gezogen wird. Auf einem Laufband werden dann all die „Spots" (farmerisch für Kartoffeln ) und leider eben auch Dreck, Steine, aber auch mal tote Ratten etc. nach oben befördert. Auch den Geruch von faulen Kartoffeln werde ich im Leben nicht wieder vergessen. Unser Job war es nun - getreu dem Motto „die guten ins Töpfen - die schlechten ins Kröpfchen" - die kostbaren Kartoffeln von all dem Mist zu befreien, damit sie direkt zum Hauptabnehmer Mc Cain ausgeliefert werden konnten.
In den ersten Tagen nach unserer Ankunft genossen wir allerdings noch Welpenschutz und ließen uns von Richard und Louise verwöhnen. Jeden Abend wurden wir lecker bekocht und schlürften Champagna. Vor allem endlich mal wieder in einem weichen Bettchen schlafen zu können, war einfach traumhaft! Am darauf folgenden Wochenende bezogen wir dann unser eigenes kleines Häuschen in der nahe gelegenen Kleinstadt Ballarat. Wie auch im heimischen Deutschland deckten wir uns bei ALDI ein und verbrachten die Abende vor dem Fernseher, wie ein altes Ehepaar :D Die erste Arbeitswoche lief relativ schleppend an, da es teilweise zu nass zum Kartoffeln ernten war. Also arbeiteten wir als Gärtner, Maurer und auch mal als Maler - Backpackerjahre sind eben keine Herrenjahre Dafür sahen wir in der folgenden Woche so viele Kartoffeln, dass ich sogar anfing davon zu träumen!
Zur Belohnung fuhren wir über Ostern nach Torquay zurück, um uns den Rip Curl Pro Contest anzuschauen. Wir schlugen unser Zelt neben dem Wohnwagen von unserem Arbeitskollegen Andrew & seiner Familie auf und verbrachten den Karfreitag damit Andrews Freunden in feuchtfröhlicher Stimmung etwas Deutsch beizubringen…sehr amüsant! Am Samstag und insbesondere am Sonntag, als das Finale der Männer des Rip Curl Pro Contests stattfand, ergötzte ich mich an den lecker Surferjungs und Fux & ich wünschten, auch surfen zu können. Was nicht ist, kann ja noch werden…Noch am Ostersonntag fuhren wir wieder zurück nach Ballarat und genossen den sonnigen Ostermontag im Wildlife-Park, wo wir ENDLICH auch mal ein paar Kängurus streicheln konnten.
Die kommenden Wochen bestanden aus Gardoffeln, Gardoffeln, immer nur Gardoffeln. Das Wetter verschlechterte sich stetig und der Herbst hielt so langsam Einzug. Wer hätte es gedacht, aber in Deutschland ist es derzeit wärmer als hier. Unser „Sklaventreiber" Andrew, der immer schön in seinem warmen Traktor saß, sorgte jedoch Tag für Tag dafür, dass uns auf dem Harvester auch ja nicht langweilig wird. Dennoch war unser letzter Arbeitstag wohl der mit Abstand schlimmste - Es war eiskalt, windig, matschig und regnerisch - Alles was das Herz begehrt! Besonders in diesem Moment habe ich mein warmes, kuschliges Büro vermisst
Nach nunmehr 6 Wochen hieß es schließlich Abschied nehmen von Ballarat und all den lieben Menschen, die uns dort die Zeit versüßten. Denn für uns geht es nun weiter in Richtung Adelaide und schließlich bis ins Outback…Also Daumen drücken, dass unser Auto das auch durchsteht
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