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Die zwei Wochen bei meiner Gastfamilie (von der ich ca. eine Woche erkältet war) sind um und waren in Summe sehr gut tuend. Ich konnte alles langsamer angehen, mir Zeit für mich nehmen. Ich war nicht als Touri unterwegs, da Umgebung bereits bekannt.
Obwohl ich die Gibsons nun einige Jahre nicht mehr gesehen hatte, war alles so wie früher. Vertraut. Vieles mag inzwischen geschehen sein, aber anderseits ist auch vieles so geblieben. Die Jungs haben sich gut gemacht und Johnny wird bald 18. Es hat Spaß gemacht, sich viele Stunden mit ihm zu unterhalten, über Weltansichten, zwischenmenschliche Beziehungen etc. Aus Kindern werden Leute.
Wie ich meine Zeit dort verbracht habe? Ich habe am meisten mit Shari, meiner Gastmutter, unternommen, da sie nur 2 Tage die Woche arbeitet. Wir waren spazieren, haben eine Radtour zum Strand gemacht, waren schwimmen, haben ihre Freundin besucht etc. An einem Wochenende haben wir alle zusammen den Mount Athur erklommen. Ein einfacher, aber wunderschöner Trek, der den ganzen Tag in Anspruch nahm.
Ich war sogar einmal mit in der Kirche, um meinen Horizont mal wieder zu erweitern. Ergebnis: ich bin immer noch keine Christin. Meine Kirche bleibt die Natur und Muttererde mein Gott.
Spielabende gehörten auch zum Programm und ich kam endlich dazu ein Buch zu lesen.
Der Nachbar der Gibsons ist ein kleiner Erfinder. So war er gerade mit einer selbst gebauten Biogasanlage, die mit Küchenabfällen betrieben wird, in der Zeitung. Ich hatte besonderes Interesse an seiner Solarküche, die innerhalb von kürzester Zeit, bei Sonnenschein, eine Spritedose durchlöchert und Wasser zum kochen gebracht hat. Er ist Rentner und liebt es, sein Wissen zu verbreiten. Da habe ich ihm doch gleich mal einen Besuch abgestattet.
Kiwis sind wirklich extrem freundliche und hilfsbereite Menschen. Zwar irgendwo stets ein wenig formal, aber vielleicht ebbt hier noch die „feine englische Art" nach....
Aufenthaltstag in Neuseeland habe ich mich morgens in aller Früh in den Bus nach Christchurch gesetzt und dort schon bald meine gute alte Lipper Freundin Sina getroffen :) Sina und ich (u.a.) sind vor 7 Jahren zusammen in Neuseeland gelandet und gemeinsam 2 Terms lang zum Waimea College gegangen. Zufällig ist sie auch gerade in Neuseeland, da ihre Gastschwester heiratet und sie eine der Bridesmaids ist. Bei so viel „Zufall" dachten wir, müssen wir die Chance ergreifen und die eine Woche, die sich unser NZ-Aufenhalt hier überschneidet, gemeinsam reisen. Und das tun wir gerade. Sehr schnell. Nie mehr als eine Nacht an einem Ort. Per Bus, per Anhalter. Unsere Route, wenn der Plan bis zum Schluss aufgeht: Nelson - Christchurch - Queenstown - Te Anau - Milford Sound (das war der letzte Stop) - Wanaka - Christchurch (von dort aus geht am 8. März mein Flug nach Australien).
Neuseeland heute: Was sich verändert hat und mir gerade in den Kopf kommt:
1. Vor allem die eigene Wahrnehmung/ Perspektive. Z.B. haben Sina und ich uns schnell gewundert, warum wir damals die aufgestylten, beliebten Kiwi-Schulmädels so bewundernswert fanden. Heute finden wir die übertriebene Coolness nahezu lächerlich und freuen uns, dass sie nach der Schule doch noch zu den netten, hilfsbereiten Kiwis werden.
2. Nicht mehr Schafe, sondern Milchkühe sind nun der wichtigste Ertragsfaktor für den Export (keine Sorge, es sind trotzdem noch um die 40 Millionen Schafe anzutreffen).
3.Uns wurde gesagt, dass Neuseeland prozentual nach Nordamerika das kriminellste Land der Welt ist. Das können wir nicht wirklich glauben, aber scheinbar ist die Kriminalitätsrate tatsächlich ein wenig gestiegen. Könnte das an der zunehmenden Unzufriedenheit der Maoris oder der schlechteren Lebensbedingungen aufgrund der Wirtschaftskrise 2008 liegen?
4. Klima: Gerade herrscht mal wieder eine Trockenzeit. Vor allem die Nordinsel in betroffen; Die Gletscher schmelzen auch hier
5. Christchurch: hat sich nach den Erdbeben 2010 verändert. Meine Güte. Das war ein krasses Bild, vorher - naher. Abgesackte Häuser, Straßen, Brücken. Gehwege, Flüsse, Straßen - alle verlegt, keine Geraden, keine sauberen Kurven. Viele Lücken, wo einst Häuser standen. Viele Geschäfte und Restaurants in der Innenstadt sind vorübergehend in Containern untergebracht. Fast ein futuristischer Anblick. Den Umständen entsprechend nett gelöst. Viele Zonen der Stadt sind nach wie vor zur „Red Zone" erklärt, sind abgesperrt und dürfen nicht betreten werden, da Einbruchgefahr besteht. Viele Menschen mussten umziehen, hier und da sind Zelte zu sehen. Wasserleitungen sind vorübergehend oberirdisch und bestehen aus dicken Schläuchen....
Der Wiederaufbau wird u.a. stark verzögert, da viele Versicherungen nicht zahlen wollen. Das hätten sie sich vorher überlegen sollen, bevor sie eine Versicherung im Falle einer Naturkatastrophe überhaupt angeboten haben. Sina und ich haben eine alte Schulfreundin, die nach der Schule nach Christchurch gezogen ist getroffen und sie hat uns das Ausmaß der Zerstörung gezeigt. Und wir haben Zac kennengelernt, eine von vielen, der sein Haus verloren hat, ohne nun einen Cent zu sehen. Er wohnt nun 70km außerhalb der Stadt zusammen mit seinen Geschwistern und der Mutter (sehr, sehr schöne Umgebung :) Durften dort in einem ausrangiertem Bus übernachten).
6. Tourismus nimmt weiterhin zu.
7. Die Backpacker-Welt hat sich verändert. Der Pulk ist deutlich jünger. Viele frisch gebackene Abiturienten, die nichts als Absturz-Saufen im Kopf haben, mag man manchmal denken. So kamen wir in Queenstown in den Genuss unser Dorm mit einer auf den Teppich kotzenden spärlich bekleideten Engländerin zu teilen. Lüften? Fehlanzeige: Hätten wir die Balkontür des Nächtens geöffnet, um den konzentrierten Kotzgeruchs loszuwerden, hätte der Lärm der umliegenden Bars uns gänzlich den Schlaf geraubt. So kamen wir immerhin auf 6 sehr unruhige, stinkige Stunden. Queenstown, muss man fairerweise sagen, ist an sich ganz schön, aber die Partyhochburg Neuseelands und erlaubt Party jeden Tag. Wir wollten nicht zwingend dort übernachten - es hatte sich aber nun mal so ergeben. Warum wir nicht selbst gefeiert haben? Man fühlt sich komisch inmitten dieses Publikums und die Getränke sind arschteuer. Nein danke...
8. 2006 dachten wir beim Reisen „Wow, sind hier viele Deutsche". 2013 denken wir „Wow, hier sind noch viel, viel mehr Deutsche. Wir sollten nicht auf Deutsch im Bus zu private Gespräche führen, wenn wir nicht wollen, dass ein Drittel der Insassen uns versteht."
Per Anhalter von A nach B zu kommen, bringt jedoch ein bisschen willkommene Abwechselung ins Spiel und hat unser Wissen schon um einiges erweitert. Wir sind bis jetzt reibungslos vorangekommen und haben gute Erfahrungen gemacht :)
In Neuseeland reist es sich wesentlich einfacher als in Südamerika (wenn man einmal vom Internetzugriff absieht). Es ist so einfach fix auf Englisch jeden x-beliebigen Menschen um Hilfe zu bitten bzw. nach dem Weg zu fragen. Man wird meist direkt an die Hand genommen, sodass gar nichts mehr schief gehen kann.
Es erstaunt mich damals wie heute an diesem Land, dass auf so wenig Fläche so viel Diversität herrscht. Milford Sound zum Beispiel: Fjorde mit steil aufragenden Bergen, auf denen sich sogar (noch) Gletscher befinden. Schwarze Strände, goldene Strände, weiße Strände. Berge, Hügellandschaft, Hochebenen, Flachland, Vulkanlandschaften. Urwald, Graslandschaften usw.
Es ist schön wieder hier zu sein (und das auch noch mit der ollen Sina ;D)!
- comments
Hannah Wie traumhaft klingt das denn? Ich will auch! Und die traumhaften Bilder.... Wunderschön. Genieß down under für mich mit! Und mach gaaaaaaaaaaaaaanz viele Bilder! Ich denk an dich:)