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Gerade sauge ich Asien wie ein Schwamm auf. Ich hatte großes Glück durch eine last-minute CouchSurfing Anfrage an Sandra geraten zu sein. Sandra wohnt in der World Heritage Stadt Melaka (unbedingt einen Besuch wert, wenn man sich in Malaysia befindet!), ist 63 Jahre alt. Ihr Mann ist General und Arzt beim Militär. Er vertritt mit seinem Team Malaysia beim Katastrophen-Management nach z.B. Naturkatastrophen oder auch Kriegen im asiatischen Raum. Er war beruflich unterwegs, sodass ich 3 Tage mit Sandra und ihren 6 Hunden alleine in ihrem Haus verbracht habe. Sandra ist zwar in Malaysia und in Melaka aufgewachsen geboren, aber dennoch ein „Mischling" (ihre Mutter war halb chinesisch, halb malaiisch, der Vater Inder). Sie sieht nicht aus wie 63 und verhält sich auch nicht so. Sie ist so jung im Kopf geblieben. Ich glaube ich hatte noch nie offenere Gespräche mit einem Couch Surfing Host und das soll schon was heißen. Ich habe durch sie viel über die asiatische Kultur gelernt, über Rassismus (vor allem zwischen Muslime und Nicht-Muslime), über die Geschichte Malaysias und das alltägliche Leben. Wir waren 2 von 3 Abenden unterwegs in Kneipen. Sie hat mich auch mit zu ihren Freunden genommen und mir ihre Lieblingsgerichte gezeigt. Sie ist sozial sehr engagiert und in Melaka kennt sie nahezu jeder. Eine sehr offene, direkt und ehrliche Frau. Ganz untypisch. Eckt damit zwar auch häufig an, wird aber andererseits auch von vielen (die Ehrlichkeit vertragen können) geliebt. Sie hatte bisher ein sehr spannendes, aufregendes Leben, ist viel gereist und hat viel erlebt.
Malaysia ist sehr muslimisch geprägt und ich muss an dieser Stelle ganz ehrlich sagen: Danke Mama und Papa, dass keine Religion euer Leben bestimmt und ihr uns nicht getauft habt!!!!!
Ist es nicht herrlich, aufzuwachsen und mit der Zeit verschiedene Religionen zu beleuchten und sich dann entscheiden zu können, ob bzw. welche Religion man annehmen möchte? Welch Garaus in eine sehr engstirnige Religionsgemeinschaft hineingeboren zu werden und dort nicht ohne weiteres raus kommen zu können, wenn man denn wollte.
In Malaysia wird der muslimischen Bevölkerung (bzw. den reinen Maleien, die eben fast alle Muslime sind) Vorrang gelassen: Z.B. werden sie zuerst an den staatlichen (nahezu kostenlosen) Unis angenommen. Es ist ist egal, wie intelligent beispielsweise ein Malaysier mit chinesischer oder indischer Abstammung sein sollte, der auch in Malaysia geboren ist. Er wird nicht bevorzugt und somit ist die teure private Uni häufig die einzige Alternative. Genauso verhält es sich u.a auch mit steuerlichen Vergünstigungen. Ich finde das ungerecht!
Bisher liegt mir die asiatische Kultur weitaus weniger, als die südamerikanische beispielsweise. Es ist zwar alles spannend, das Essen ist super köstlich und ich sehe auch schöne Orte. Aber bisher kann ich noch nicht behaupten, dass ich hier leben könnte (was auch u.a. daran liegt, dass ich zwar Dampfsaunen mag, aber doch bitte nicht dauerhaft).
Frauen sind bei weitem nicht so emanzipiert wie in Europa (Überraschung ha ha). So ist es zum Beispiel ganz üblich, dass Männer ihre Maitressen haben und ihre Ehefrauen regelmäßig betrügen. In Europa würden die meisten Frauen im Dreieck springen, wenn sie das wüssten. Hier wird es wohl oder übel hingenommen.
Meine liebe Antje hatte in ihrem Blog „damals" schon geschrieben, als sie in Malaysia war, dass Männer sie widerlich angestarrt/ angegraben hätten. Kann ich nur bestätigen. Im Vergleich fande ich die Peruaner dagegen angenehmer. Die kamen mir nicht so creepy vor. Über die Südamerikaner konnte man nur schmunzeln. Über die Anmachen hier kann ich mich widerum nur ekeln. Z.B. wurden Sandra und ich in einer Bar auch Zeugen eines Mannes, der sich (nachdem er zwei Biere zu unserem Tisch hat ordern lassen) am Nachbartisch einen runter geholt hat. Das war das erste Bier in meinem Leben, was ich geöffnet, jedoch nicht geleert habe...
Ich hatte aber auch schon erfreulichere Begegnungen mit einheimischen Männern. In Kuala Lumpur bin ich was essen gegangen. Hatte Sack und Pack dabei. Der malaiische Restaurantbesitzer war sehr neugierig und hat mich höflich gefragt, ob er sich zu mir an den Tisch setzen darf, um mich zu fragen, warum ich alleine Reise, wie lange, wohin, was meine Eltern dazu sagen etc. Er war sehr, sehr nett und sehr „anständig". Nachdem ich ihm Rede und Antwort gestanden hatte, wollte er nicht, dass ich meine Rechnung für Speis und Trank begleiche und lud mich ein.
In Singapur hatte ich im Übrigen auch ein sehr interessantes Erlebnis: Jenny, mein Couch Surfing Host, ist am Montag für 5 Tage beruflich nach Indonesien geflogen, hat mir aber Schlüssel, Türcode etc. alles da gelassen, damit ich noch bei ihr bleiben konnte. Super nett an sich! Nur wussten wir nicht, dass ihr Mitbewohnerin mich beim Hausbesitzer "gemeldet" hatte (oh ja, Jenny hatte Besuch, dass musste man doch grundlos melden). Daraufhin hat der Besitzer einfach ohne unser Wissen abends den Türcode geändert, sodass ich nicht mehr in die Wohnung rein kam. Es gab auch keine Klingel. Mir blieb nichts anderes übrig als darauf zu warten, dass irgendwann einer der anonymen Mitbewohner die Wohnungstür mit seinem eigenen Türcode öffnete und mich auf gut Glück rein ließ. Ich musste nur 2 1/2 Stunden bis 2h morgens warten und dann kam meine Erlöserin, die es gut mit mir meinte. Scheinbar ist es so, dass man in Singapur - auch wenn man erwachsen ist und seine eigene Wohnung/ eigenes Zimmer teuer mietet- Gäste, die über Nacht bleiben anmelden muss. Gäste, die über Nacht bleiben, werden auch nur ausnahmsweise geduldet, wenn ein Auge zugedrückt wird. Eigentlich ist es in diesen gigantischen Wohnkomplexen, wo so viele Asiaten anonym aneinander vorbei leben, gar nicht erwünscht. Echt crazy....
Nun gut. Nochmal gut ausgegangen....Wie geht es weiter:
Ich habe mir auf Langkawi (wohl eine der schönsten Inseln in Malaysia) ein Projekt gesucht. Es geht darum die Einheimischen in Puncto gesunder Ernährung/ Lebensweise aufzuklären und zu schulen. Ich befinde mich gerade auf dem Weg dorthin und bin mal wieder sehr gespannt, was mich erwartet. Ich habe fast 2 ½ Wochen dort, bevor es langsam nach Thailand geht....
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