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Freitag der 13. November 2009,
Auckland
Mal wieder ist bei uns Waschtag angesagt und während wir auf unsere bald saubere Wäsche warten, findet sich doch die Zeit einen Blog zu schreiben. Einerseits tut es uns leid, denn ziemlich lange haben wir unsere Blogseite nur durch aktuelle Photos aufgefrischt, doch andererseits ist es doch ein gutes Zeichen, wenn wir so selten dazu kommen einen Eintrag zu machen. Mittlerweile ist auch schon zu viel Zeit vergangen unsere ganze Australienerlebnisse aufzuholen und so ist es wohl besser wir beschäftigen uns mit spannenden Neuigkeiten. Zudem werden diejenigen, die auf dem laufenden sein wollen, auch schon längst mitbekommen haben, was bei uns so passiert ist.
Am 22. Oktober machten wir uns braungebrannt von der lachenden Sonne Downunders auf den Weg zum Flughafen in Sydney, um unsere Reise nach Neuseeland fortzusetzen. Bereits bei der Vorstellung Australien zu verlassen wurde uns ein bisschen traurig im Herzen, denn wir haben die Zeit im Land der Spinnen wohl noch viel mehr genossen, als wir zuvor angenommen hatten. Vielleicht lag es daran, dass wir fast keiner Spinne begegnet sind, vielleicht aber auch eher an den unglaublich netten Menschen, denen wir auf unserer Reise entlang der Ostküste begegnet sind. Vor allem Sydney und unserer ersten Couchsurfer-Erfahrungen bleiben uns sicherlich lange in Erinnerung!
Einen kleinen Trost fanden wir in der Aussicht auf unserem Weg nach Thailand sowieso noch einmal in Australien zwischenlanden zu müssen und vielleicht schaffen wir es noch einen kurzen Zwischenstopp im Outback einzulegen, denn diese Erfahrung mussten wir bisher leider missen.
Wie erwartet regnete es in Auckland bei unserer Ankunft und auch die Lufttemperatur schien um 15°C gesunken zu sein. Erschöpft von unserem letzten Abend in Sydney blieb uns auch nicht mehr viel Energie am Abend unserer Ankunft die Stadt zu erkunden. Auf den ersten Blick sollte sich das allerdings sowieso nicht wirklich lohnen, sodass wir den Charme Sydneys noch mehr vermissten. Am nächsten Morgen kümmerten wir uns sogleich um die organisatorischen Notwendigkeiten, die wir für einen erfolgreichen Start in die Arbeitswelt benötigten. Auch ein Autokauf stellte sich als nicht ganz so einfach heraus und so besuchten Franzi und ich jeden Automarkt Aucklands und durchsuchten so einige Male das Internet nach einem neuen Heim. Nach einer halben Woche ständigen Suchens fanden wir dann tatsächlich unser Auto im Backpackers Carmarket: Nissan Serena, Baujahr 1995 in tannengrün. Letzteres mag zunächst erschreckend alt klingen, aber für die neuseeländischen Verhältnisse ist das doch noch eher ein recht junges Auto. Anders als die meisten anderen Camping-Vans, die an Schrottplatz und müffelnde Altwohnungen erinnern, gleicht unser Auto mehr einem modernen Familienvan. Da der Verkäufer sogar für den Einbau eines Bettes zahlte und auch der Motor auf dem neusten Stand zu sein schien, war das Auto wie für uns gemacht. Mehr als froh waren wir über die Tatsache endlich Auckland verlassen zu können und nach der ersten Testfahrt im Linksverkehr, was um vieles einfacher als zuvor angenommen war, konnten wir am nächsten Morgen endlich im Hostel auschecken.
Zunächt mussten Franzi und ich doch noch das Warehouse plündern, ein sehr günstiges Kaufhaus, in dem es eigentlich alles gibt - von Bettbezügen über Kochtöpfe, Zelte, Klamotten bis hin zu leckeren Keksen. So schafften wir uns eine immer gemütlichere Atmosphäre in unserem kleinen Auto und als wir nun endlich Auckland verließen und unmittelbar hinter den hohen Häusern der Stadt die wunderschöne Natur Neuseelands entdeckten, fühlten wir uns wohl erstmals richtig angekommen.
Unsere erste Route führte uns in den hohen Norden Neuseelands und ausgestattet mir einem Lonely Planet und einem äußerst ausgeprägtem Spürsinn fanden wir dort die schönsten Stellen. An der Ostküste entlang sollte unser Hinweg zum Cape Reinga führen, dem (fast) nördlichsten Punkt Neuseelands. Nach Lust und Laune suchten wir uns die Straßen aus, hielten an schönen Buchten, besuchten winzige Dörfer mit alten Holzkirchen oder legten einen Rast mitten im Wald ein! Ein tolles Gefühl der Freiheit. Unser Rückweg nach Auckland führte an der Westküste entlang und nach einer Woche ohne Duschen und Herd freuten wir uns doch tatsächlich auf unser Hostel mitten im Stadtzentrum. Während wir die erste Nacht noch auf einem Campingplatz übernachteten, hielten wir die folgenden Abende ganz unbemerkt auf versteckten Parkplätzen an, um die überzogenen Gebühren der Campingplätze zu umgehen. Unsere Dusch- bzw. Waschgelüste stillten wir auf den vorhandenen öffentlichen Toiletten. Anders als zunächst erwartet, ist es gar nicht so schwer seine alltägliche Toilette auf diesem Wege zu erledigen und wozu braucht man eigentlich auch eine warme Dusche? Vielmehr freuen wir uns mittlerweile über eine kalte Dusche, die wir ab und zu im Freien finden. Daraus folgt wohl auch, dass wir weiterhin in regelmäßigem Kontakt mit dieser oder jener ‘public toilet’ stehen. Schwieriger gestaltet sich unser morgendliches Verfahren allerdings, wenn sich aufgetakelte Mercedesfahrerinnen über die 10-minütige Wartezeit oder den feuchten Boden beschweren oder aber fremde Männer durch Wandlöcher bzw. über die Abtrennungen der Toiletten als Beobachter auffallen. Ansonsten genießen wir ab und zu dann allerdings doch einmal die warme Dusche eines Hostels, denn durch den Besitz unserer VIP-Base-Karte fühlen wir uns doch offensichtlich wichtig genug, um diese Einrichtungen kostenlos benutzen zu dürfen.
So nutzen wir auch in Auckland noch das ein oder andere Mal das Base-Hostel, während wir auf unsere Steuernummern und mein Päckchen aus der Heimat warteten. Doch als weder das eine noch das andere der Sachen eintreffen wollten, machten wir uns ohne eine schriftliche Bestätigung unserer IRD-Nummern auf den Weg in die ‘Bay of Plenty’. Dort sollte es laut des Arbeitsamtes in Kerikeri, der ‘Fruchtschüssel des Nordens’ (in der es natürlich noch nichts zu ernten gab), viel Erntearbeit geben.
Nach einem langen Tag Arbeitssuche wurde uns endlich eine Telefonnummer zugesteckt, bei der wir unser Glück versuchen sollten. Kaum 10 Minuten später trafen wir dann auch schon unseren neuen Arbeitgeber auf einem Parkplatz am Ende der Stadt. Und bevor wir überhaupt genau wussten, was uns für eine Arbeit erwarten sollte, drückte man uns bereits die Pflück-Säcke in die Hand. Komisch wirkte die ganze Situation schon, doch dankbar für einen Job folgten wir dem schwarzen Jeep auf das 30km entfernte Feld, wo tatsächlich schon viele Erntearbeiter dabei waren die männlichen Kiwistauden von den Blütenknospen zu befreien. Bezahlt wurde man nach Kiwiblüten, die man geerntet hatte und so machten Franzi und ich uns in Windeseile an die Arbeit. Nicht zu geöffnet, nicht zu verschlossen darf die Blüte sein - am besten man kann sie mit zwei Fingern einfach zum Öffnen bringen und gelben Blütenstaub erkennen.
Eigentlich sollten wir für unser unglaubliches Durchhaltevermögen belohnt werden - so standen wir doch tatsächlich eine ganze Woche unter den niedrigen Stauten im Hohlkreuz und haben beidhändig so viel Knospen wie möglich gepflückt. Doch stattdessen wurden wir mit einem 6-8$ Stundenlohn und schrecklich auszuhaltenden Rückenschmerzen belohnt. Immerhin waren wir täglich an der frischen Luft und nach einen paar Tagen Vögelgezwitscher habe ich endlich begonnen meine gesamte Musik auf dem Handy zu würdigen.
Kein Wunder das wir uns weiterhin um einen besser bezahlten Job bemühten und nachdem wir die Zusage zum Melon-Picking bekamen, kündigten wir kurzerhand unseren geliebten Kiwiblütenpflückjob und nutzen die Woche bis zum neuen Jobstart, um eine weitere Ecke Neuseelands zu entdecken. Das Wetter schien endlich besser zu werden und so planten wir einen Ausflug in die Coromandel-Region über Hamilton. Tatsächlich sollten wir einmal Glück haben und so verbrachten wir unseren ersten Advent unvorstellbarer Weise im Bikini am Strand! Zum Glück haben wir noch einen Rest australische Sonnenmilch übrig gehabt, denn nun im Sommer Neuseelands sind auch hier die Sonnenstrahlen ziemlich stark..
Unglücklicherweise schien das Wetter nicht in ganz Neuseelands so gut zu sein und so wurde die Melonenernte und somit unser Jobstart um zwei ganze Wochen nach hinten verlegt. Nach einer kurzen Krisensitzung und einigen Verzweiflungsausbrüchen später hatten wir einen neuen Plan aufgestellt. Anstelle zwei Wochen im Norden zu arbeiten, wollten wir noch ein paar Tage herumreisen und dann im Hawkes Bay bei der Apfelernte helfen, denn dort sollte laut Arbeitsamt höchste Nachfrage an Arbeitskräften sein. So sollte unser Wunsch Weihnachten in Wellington zu verbringen noch immer erfüllbar sein.
Zunächst fuhren wir einen großen Schlenker zu der nordischen Westküste und weiter Richtung Süden bis zu dem größten Nationalpark Neuseelands, dem Tongariro National Park. Dort suchten wir uns tatsächlich eine Tageswanderroute aus, die wir mit Laufschuhen und Käsebaguette ausgestattet doch ziemlich gut meisterten. Durch den starken Regenfall der vergangenen Tage waren viele der Wanderwege zu reißenden Flüsse geworden und so mussten wir nicht nur steile Vulkanberge erklimmen sondern auch Riesenpfützen mittels Steinhopser bewältigen. Doch im Gegenzug durften wir die unbeschreiblich tolle Natur und einen gigantischen, 20m hohen Wasserfall bestaunen!
Kaum hatten wir den größten Nationalpark verlassen, erreichten wir den größten See Neuseelands: Lake Taupo. Wieder bot sich ein unbeschreiblich attraktives Panorama, dass sich jedoch leider nicht mit unserer kleinen Digitalkamera einfangen lässt und so sind unsere Bilder fast schon eine Beleidigung der Natur. Mit der Stadt Taupo, die am nördlichen Ufer des Sees liegt, werden Franzi und ich wohl immer die Freude über unseren ersten und hart verdienten Lohn verbinden, der nach einigen Komplikationen dann doch noch auf unseren Konten aufzufinden war.
Somit stellte sich nichts mehr unserem geplanten ‘Geld-spielt-keine-Rolle-Tag’ am Nikolaustag in den Weg, den wir für die Stadt Rotorua geplant hatten.
Während wir den ersten Tag im kulturellen Zentrum Neuseelands mit Autoputzen und Wäschewaschen verbrachten, begann unser Nikolaustag mit leckeren, selbstgemachten Pancakes, kühlem Frühstückskakao und einer Beerenobstschale. Durch neue Bekanntschaften und nette Gespräche zog sich der Morgen doch ein wenig mehr in die Länge als wir zuvor angenommen hatten, sodass unser geplanter Schwimmbadvormittag ausfallen musste. Stattdessen genossen wir es in aller Ruhe durch die Stadt zu schlendern und suchten zum Mittag ein kleines italienische Restaurant auf, in dem unsere Fetuccine jedoch mehr nach asiatischer als italienischer Küche schmeckten - ein Glück, dass sowohl Franzi als auch ich süß-saure Sauce mögen!
Da Rotorua inmitten einer geothermischen Region liegt und unterirdische Vulkanschichten ständig einen ekelerregenden Schwefelgeruch abgeben, vertrieb uns der Faule-Eiergeruch noch am selben Abend in Richtung Hawkes Bay, wo wir nach einer ermüdenden Fahrt aber mit der Hoffnung auf einen Job erschöpft an der Strandpromenade unser Auto parkten.
Doch auch nach 2 tätiger Jobsuche in Napier, Hastings und Umgebung konnten wir noch keinen Job an Land ziehen. Allerdings dürfen wir behaupten jede Ecke der Städte gesehen zu haben, denn keine Straße, in der es auch nur ein Geschäft, ein Restaurant oder ein Café gab, wurde nicht in unseren Bewerbungsmarathon aufgenommen.
Uns blieb nichts anderes übrig als wieder einmal unseren Plan zu ändern und so fuhren wir noch am selben Tag bis nach Wellington, wo wir uns mal wieder sofort am nächsten Morgen auf Jobsuche begaben. Nachdem wir in der Innenstadt Wellingtons zahlreiche Lebensläufe verteilt hatten, planten wir für die nächsten Tage die Vororte der Stadt abzusuchen.
Nun bin ich endlich an der Stelle angelangt, über das wohl größte Ereignis schreiben zu können. Frisch geduscht und nach einem schnellen Frühstück im Auto, wollten wir optimistisch in einen neuen Tag starten. Doch bereits beim Anlassen des Motors wurde unser Vorhaben gestört, denn unser Auto beschloss nicht mehr anzuspringen. Zum Glück hatten wir nach unserem Autokauf sofort eine Mitgliedschaft des AA erworben, was vergleichbar mit dem europäischem ADAC ist, und wurden innerhalb weniger Minuten vom Roadservice aufgespürt. Ursache schien auf den ersten Blick eine leere Batterie zu sein, obwohl wir keinesfalls Licht angelassen oder anderweitig Batteriestrom verbraucht haben. Somit riet uns der ‘gelbe Engel’ eine Werkstatt aufzusuchen. Da bekanntlich weder Franzi noch ich auch nur eine winzige Ahnung von Autotechnik haben, beschlossen wir seinem Rat nachzugehen und das Auto durchchecken zu lassen.
Das eigentliche Dilemma beginnt nun eigentlich an dieser Stelle. Nicht nur das unser Auto für die nächste Woche in der Werkstatt festgehalten wurde - nein - Franzi und ich durften uns auch gleich eine Unterkunft für diese Zeit suchen und all unsere Bemühungen Kontakt mit einer thailändischen Schule aufzunehmen liefen ebenfalls schief! Zudem wurde unsere Laune auch nicht von einer Jobzusage aufgemuntert und mittlerweile fragen wir uns schon gewaltig nach dem Sinn unserer Working-Holiday-Visa. Vielleicht sollten wir den Wink des Universums endlich annehmen und unsere Reisezeit in Neuseeland verkürzen und dann in das asiatische Exil auswandern. Dort soll das Leben doch günstig zu bezahlen sein und auch das Wetter soll im Durchschnitt sonniger und wärmer sein als im frostigen Sommer Neuseelands.
Zunächst warten wir allerdings noch die Reparatur unseres lieb gewonnenen Autos ab und hoffen auf einen Job mit Mindestlohn.
Ein optimistisches auf Wiedersehen,
Franzi und Helli
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