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Nach dem ich eine weitere Woche mit meinem Sprachkurs und lustiger abendlicher Aktivitäten rumgekriegt habe, ging es am Freitag dem 16.04. gemeinsam mit Margarte (einer Amerikanerin aus meinem Sprachkurs) mit dem Verein Un Techo Para Chile nach Chepica, einer kleinen Gemeinde ca. 2h südlich von Santiago. Un Techo Para Chile (auf deutsch: ein Dach für Chile) hat von der chilenischen Regierung den Auftrag bekommen, in den vom Erdbeben betroffenen Regionen für die Familien, die während des Bebens fast alles verloren haben,einfache Notunterkünfte in Form von Holzhäusern zu errichten. Der Verein sucht für jedes Wochenende Freiwillige, die helfen wollen diese Holzhäuser zu bauen.Und da wir eh keine großen Pläne für dieses Wochenende hatten, haben Margaret und ich uns freiwillig gemeldet.Am Freitag (16.04.) trafen sich alle Freiwilligen (was mehrere Hundert waren) um 20 Uhr an der Universidad del trabajador. Nach 2 Stunden Warten bis endlich alle aus unserer Gruppe Chepica eingetrudelt sind, ging es dann auch endlich mit dem Bus Richtung Süden.Nach etwa 3 stündiger Fahrt kamen wir in unserer ersten Unterkunft an, einer kleinen Schule in Chepica. In 2 kleinen Klassenzimmern haben wir uns es dann mit Isomatte und Schlafsack gemütlich gemacht (30 Leute in einem Klassenzimmer…das wird schon ganz schön eng).Samstagvormittag wurden wir in kleinere Gruppen a 30 Leute eingeteilt und dann nach stundenlangem Warten weiter zu unseren „Einsatzorten" gefahren, welche sich im absoluten Nirgendwo im chilenischen Bergland befanden. Meine kleine „Baugruppe" bestand aus Margaret und 3 chilenischen Studenten. Gemeinsam sollten wir für eine ältere Frau, deren Haus während des Bebens schwer beschädigt wurde, ein kleines Holzhaus errichten (die vorgefertigten Teile wurden im Laufe des Samstagnachmittages auf recht beeindruckend grobe Art und Weise von der chilenische Armee angeliefert). Hier mal eine kleine Beschreibung der älteren Dame und ihres Anwesens: die Frau war 102 Jahre alt (!!!!) und hatte9 Kinder, hatte keine Ahnung was Europa oder die USA ist (unserer Versuch ihr zu erklären, dass Margaret und ich Ausländer sind, war somit zwecklos) beköstigt ihre Gäste gerne mit frisch geschlachteten Ziegen, von denen die abgezogene Haut noch im Garten rumhing (in diesem Moment habe ich ernsthaft darüber nachgedacht Vegetarier zu werden), hielt sich meistens im „Kochraum" (es Küche zu nennen wäre übertrieben) einer ihrer noch stehenden Hütten auf, welcher komplett schwarz war vom Rauch der Feuerstelle und in welchem sich ein normaler Mensch nicht lange hätte aufhalten können, ohne Angst zu haben an einer Rauchvergiftung zu sterben. Hielt sie sich mal nicht in diesem Raum auf, so kam sie ständig mit Strickzeug in der Hand bei uns vorbei um uns Mate-Tee anzubieten und uns in einem (selbst für die Chilenen) völlig unverständlichen Spanisch zuzulabbern. Ihr Sohn Ephraim, der zwar handwerklich sehr geschickt war, jedoch gegessen hat wie ein Schwein,ging uns während der Bauzeit immer wieder hilfreich zu Hand und fand auch die ein oder anderen motivierenden Wort („Ihr hinterlasst mir hier schlechte Arbeit").So bauten wir 2 Tage lang fleißig an unserem Holzhaus. Übernachtet haben wir wieder in einer Schule (die sage und schreibe 4 Schüler hatte): ohne Strom und der Möglichkeit zu duschen! Sonntag Abend , nach dem wir gegen 19 Uhr auf Grund der Dunkelheit (Strom gab es ja nicht) unsere baulichen Tätigkeiten einstellen mussten(leider ist das Dach nicht fertig geworden), wurden wir alle von einem chilenischem Armee-Fahrzeug wieder eingesammelt. Mit 30 Leute + Gepäck in einem Fahrzeug (was nicht etwa geschlossen war wie ein Bus, sondern ringsherum offen) ging es dann eine Stunde lang durch das chilenische Bergland auf „Straßen" oder besser gesagt Schotterpisten, die für diese Art Fahrzeuge definitiv zu klein sind, zurück zu unserer ersten Unterkunft, wo auch schon die Busse gewartet haben, welche uns nach Santiago zurück bringen sollten.Um 2 Uhr in der Nacht kam ich dann völlig fertig in meiner Unterkunft in Santiago an, voller Vorfreude auf eine warme Dusche und Elektrizität, musste dann aber mit Schrecken feststellen, dass nun genau in dieser Nacht der Strom abgeschaltet wurde!!! Und so ging ein aufregendes Wochenende zu Ende.
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