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Donnerstag, 23. Februar 2017 - leicht bewölkt, starker Passat, 25°
Die Passatwolke, die jeden Tag auf den Bergen von Santo Antão aufliegt, ist länger als sonst. Das lässt befürchten, dass auch der Gipfel des Monte Verde mit seinen 750 Metern im Nebel stecken wird. Darum entschliessen wir uns, heute nicht auf den Berg zu steigen, sondern die Stadt Mindelo zu besuchen und von ihrem östlichen Ende zur Ponta Joao Ribeiro hinauszuwandern. Um die gut 3 Kilometer in die Stadt zu fahren, lohnt es sich kaum, auf das Taxi zu verzichten. An der Hauptstrasse hält bald ein solches und bringt uns für 200 Escudos (2 CHF) zu einem im Stadtplan grün eingezeichneten Parkgelände mit einem 31 Meter hohen Aussichtspunkt. Grün ist das Gelände nicht, aber das wäre wohl zu viel erwartet. Vor kurzem wurden Bäume und Palmen gesetzt, die in einigen Jahren, wenn man sie fleissig bewässert, Schatten spenden werden. Von oben haben wir herrliche Sicht über die Stadt und den Hafen, wo mehrere Schiffe auf Reede liegen. Diese Stadt ist wirklich schön gelegen. Das Zentrum ist nicht gross, schon nach wenigen Minuten sind wir an der Avenida de República, die am Strand entlang führt. Die Fisch-Markthalle meiden wir gern, erfreuen uns lieber an der hübschen Torre de Belém, einem Turm, der heute als Museum dient und den man besteigen kann. Auf die erneute Stadt-Aussicht verzichten wir aber und wandern weiter in Richtung Hafen. Schöne alte, meist gut in Schuss gehaltene Gebäude reihen sich an der Avenida. In einem Kreisel steht das Adler-Denkmal, das an die erste Flug-Überquerung des Südatlantiks im Jahre 1922 erinnert. Im Reisebuch lesen wir, dieses Abenteuer sei nicht ganz geglückt, weshalb es den Erfolg Lindhbergs fünf Jahre später nicht vorwegnimmt. Auf einem Platz kurz nachher steht die kleine Hütte der Touristeninformation. Margrit kauft hier einige Ansichtskarten. Sie sind von bester Qualität; kein Wunder, denn der Fotograf war der deutsche Dr. Pitt Reitmaier, der Autor des ausgezeichneten Reisebuches über die Inseln. Die hübsche, gut englisch sprechende junge Dame in der Hütte stellt sich als Tochter von Lucete Fortes heraus, der Frau von Reitmaier und Mit-Autorin. Sie vertritt ihre Mutter, die sonst die Information betreut. Reitmaier sei ihr Stiefvater, erklärt sie auf meine Frage. Diese Begegnung schafft eine etwas persönlichere, wenn auch indirekte Beziehung zum Reisebuchverfasser, der Gestalter der so perfekt gemachten Wanderkarten ist.
Dem Hafen entlang, wo die beiden Fährschiffe der Reedereien ARMAS und Polaris liegen, gelangen wir bald zum schneeweissen Laginha-Strand. Er ist am Vormittag schwach besucht. Er dürfte generell wegen des ständig wehenden kühlen Passatwindes und der zum Baden knappen Wassertemperatur in den Wintermonaten nicht Massen von Badegästen anlocken. Auf einer Schotterpiste oberhalb der Docks, wo einige Schiffe repariert werden, darunter auch eine Schnellfähre, streben wir im Windschutz eines Bergrückens zum Kap namens Ponta Joao Ribeiro. An dieser Ecke bläst wieder der heftige Passat, aber auf einer steinernen, perfekt am Rande des Abgrunds positionierten Sitzbank kommen wir zu einer angenehmen Ruhepause. Die Passatwolken haben sich wider Erwarten eher vermindert. Der Monte Verde ist frei, somit hätten wir ihn heute gut besteigen können. Auf dem Steilrücken oberhalb des kleinen Platzes hängt eine Batterie mit drei rostigen Kanonen aus dem zweiten Weltkrieg, deren Rohre auf die Meerenge zwischen São Vicente und Santo Antão gerichtet sind. Auf dem Rückweg steigen wir an der Avenida in einen klapprigen alten Bus, der uns zum Adler-Kreisel zurückbringt. Wir widmen dem gepflegten alten Rathaus und dem palmenbestandenen Platz mit der adretten Kirche Nossa Senhora da Luz einen kurzen Abstecher. Dort ist auch die Markthalle, wo wir zu Gemüse und Früchten kommen. Nach zwei weiteren Einkäufen - Brot und Tee - besteigen wir in einer Seitengasse der Avenida ein Aluguer nach Lazareto.
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