Profile
Blog
Photos
Videos
23.11.2015
In Antwerpen stiegen die nächsten beiden Passagiere zu. Pierre (21) aus Brüssel hat gerade seinen Bachelor in London absolviert und wird einige Monate Südamerika unsicher machen.
Axel (64) aus Frankfurt hätte fast das Schiff verpasst, da ihm die neue Abfahrtszeit nicht rechtzeitig mitgeteilt wurde. Er war früher Funker auf See (danach Bankkaufmann) und hat deshalb den vollen Durchblick. Bereits zweimal wies er mich auf die schlechten Lackierarbeiten (gelbe Streifen, offensichtlich nicht ordentlich abgeklebt) hin. Auch einige Elektrokabel haben Lackspuren. Das läge daran, dass man die Schiffe nun billiger in China bauen ließe. Ich ließ mir meine Erschütterung darüber allerdings kaum anmerken.
Am Abend wurde es dann richtig stürmisch und ich musste in meinem Sessel nicht mehr selber schaukeln. Auch das Wälzen im Bett übernahm das Schiff.
Nach dem Frühstück und einem herrlichen Sonnenaufgang besuchte ich zum ersten Mal die Brücke. Seemann Axel mit fettem Fernglas war auch schon da. Von dort fuhr ich ganz runter um endlich mal nach vorne zum Bug zu laufen. Jetzt weiß ich wenigstens schon mal, wo ich die Sonnentage verbringen werde.
Gegen 13:30 Uhr legten wir in Le Havre an und der Schiffsagent nahm uns netterweise mit in die Stadt. Leider vergaß er, uns bei der Hafenmeisterei abzumelden, was am Abend bei der Rückfahrt (kostenfreier Shuttle vom Seaman´s Club) zu einigen Problemen führte. Da wir nirgends registriert waren, wollten uns die Beamten nicht zum Schiff lassen. Pierre hatte zufälligerweise sein Ticket dabei und durfte schließlich durch. Axel und ich mussten warten, bis der Fahrer mit einer offiziellen Passagierliste des Kapitäns zurückkam.
Zu Le Havre an einem trüben Sonntagnachmittag ist nicht viel zu sagen. Etwas trostlos. Und sie haben wohl die mit Abstand hässlichste Kirche (St. Joseph), die ich bisher gesehen habe. Sowohl von außen als auch von innen.
Etwa zwei Stunden lief ich durch die Stadt und als es zu regnen anfing habe ich mich am steinigen Strand bei einer Crêpe-Bude untergestellt, ein Schoko Crêpe genossen und danach einen Toiletstop mit Café au lait Verkostung eingelegt.
Wieder an Bord trafen wir die zugestiegenen Passagiere. Clarise (37) und Stephan (70), beides Alleinreisende aus Paris.
Am nächsten Morgen schien doch glatt die Sonne, also hab ich mich mit Tagebuch und Proviant an den Bug verzogen. Sobald man ein halbwegs windstilles Plätzchen gefunden hat, war es auszuhalten. Stephan kam auch vorbei und entdeckte als Erster die Delphine, die plötzlich von allen Seiten auf das Schiff zu schwammen. Es waren ca. 20 die fröhlich vor uns her sausten und sprangen, als würden sie dafür belohnt (Seemann Axel ließ uns später wissen, dass die das ganz freiwillig machen. Ach wirklich?). Am Nachmittag war ich nochmal dort, allerdings waren diesmal nur zwei Flippers da, die sich im Synchronspringen übten.
Auf jeden Fall war es ein wunderbares Erlebnis.
- comments