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In Kolumbien angekommen habe ich über 10 Std. Aufenthalt. Mein Stop Over ist zugegeben etwas lang, aber ich machte das beste draus und bin ausgecheckt um ein bisschen die Stadt anzuschauen. Der Taxifahrer der mich in die Innenstadt brachte war sehr nett und versuchte mir im langsamen spanisch viel auf dem Weg über die Stadt zu erklären. Leider war er letztendlich nicht ganz so nett wie gedacht und hat meine Unwissenheit ausgenutzt. Leider habe ich später beim zweiten Geldwechsel vom Mann am Schalter erfahren, dass ich das 3-fache für die Taxifahrt bezahlt habe... aber so ist das eben in einem fremden Land. Und letztendlich hatte ich mich sicher gefühlt weil er mir viele Orte gesagt hatte wo ich lieber nicht hingehen sollte in Bogota als Tourist. Geärgert habe ich mich trotzdem ein bisschen. Und nach 2 Stunden in der Innenstadt die zwei Hauptstraßen entlang gelaufen zu sein und in 3 Kirchen, hatte ich auch keine Lust mehr noch weiter meine Zeit in z.B. einem Museum zu vertreiben. So beschloss ich, diesmal mit der günstigen Variante-Bus-wieder zurück zu fahren zum Flughafen. Auf diese Weise habe ich ein paar nette kolumbianische Studenten kennengelernt. Als erstes half mir ein Student in meinem Alter den Bus zu finden. Er gab mir sogar seine Busfahrkarte sodass ich nichts zahlen musste! Auf dem Weg zur Station war ich etwas skeptisch und hielt meinen Rucksack umso fester, aber als ich die Busstation sah war ich beruhigt und dankte ihm sehr für seine Hilfe. Im ersten Bus traf ich dann auf 3 weitere Studenten die mir den Umstieg auf englisch erklärten. Letztendlich war ich dann wieder sicher um 10 Uhr am Flughafen und saß mich in einer der Cafés wo es Internet gab.
Habe zwar nicht viel von Bogota gesehen (außer die drei Kirchen) aber das schönste für mich war in den drei Stunden nach dem Unglück mit dem (netten aber) unehrlichen Taxifahrer auch wieder nette und liebe Leute kennenzulernen die einem liebendgern für nichts helfen.
Zurück zu meiner eigentlichen Reise: Puno - Titicacasee
Nachdem wir am Montag früh von Cusco nach Puno mit dem Bus 7 Std. fuhren, waren wir am Abend am anderen Ende von Peru. Hier sprechen die Leute kein Chechua mehr sondern Aymara. Das hört sich an wie eine Mischung aus japanisch und Halsschmerzen. Puno ist keine schöne Stadt. Sie hätte so viel Potential am Rand vom Titicacasee, aber die Leute lassen ihre Häuser in den roten Farben der Ziegelsteine. So schaut die ganze Stadt unfertig aus, weil die Farbe einfach fehlt. Der Grund dafür ist, weil einmal ein Politiker gesagt hat, dass solange man sein Haus nicht fertig gebaut hat (gestrichen), man keine Steuer zahlen muss. Und so fing alles an...
Am nächsten Tag ging es auf den Titicacasee. Ich freute mich sehr darauf den größten See der Welt endlich zu sehen! Wir fuhren mit dem Boot zwei Stunden rauswärts und sahen auf einmal 2 schwimmende Inseln so wie ich sie im Fernseher in einer Doku gesehen hatte. Wir stiegen aus und schauten uns an wie die Familie dort wohnte. Ist schon erstaunlich dasd alles aus diesem Schilf gebaut wird und auch hält. Wir bekamen ne Einführung wie eine Insel gebaut wird, wie lange sie hält und was auf der Insel alles dazu gehört. Leider waren die Inseln extra für Touristen angelegt sodass die Familien darauf umgesiedelt worden sind und mit Tourismus nun ihr Geld verdienen. So fuhren wir dann auch (gegen Geld natürlich) mit so einem Schilfboot auf dem Titicacasee eine Runde entlang. Es war ein sehr schönes Erlebnis! Das ruhige und klare Wasser, das Schilfboot dass uns alle auf wundersame Weise trug und die Schönheit drumherum... Bei einer Schilflichtung hielten wir an und der Bootsmann riss frisches Schilf aua dem Boden und gab das Ende uns zum kauen. Wie in der Doku, dachte ich mir :) da probierte der kleine Junge auf dem Weg zur Schule das Schilf auch immer. Es schmeckte nach nichts und hatte die Konsistenz von Sellerie. Danach probierte ich mal das Boot zu steuern und scheiterte kläglich daran. Mit nur einem langen Stecken ein ganzes Boot durchs Wasser zu bewegen erfordert sehr viel Kraft. Lili, die Tochter vom Bootsmann war auch mit dabei und machte fleißig mit dsr Kamera vom irischen Pärchen Fotos. Sie fand das ganz toll! Ich fragte sie ob ihre Schule weit weg ist und ob sie ihr gefällt. Sie antwortete dass es ihr sehr viel Spaß macht. Ich schaute auf die Uhr und dachte fragte sie sogleich wieso sie gerade nicht in der Schule ist. Da sagte sie nichts drauf. Dann forderte ihr Papa sie zum singen auf und Lili trällerte ein paar auswendig gelernte Lieder los, was wirklich süß war. Danach hob sie ihren Rock und wollte Geld dafür haben. Da wusste ich plötzlich wieso Lili nicht in der Schule war... es ist schon traurig wie sehr Tourismus die Menschheit verderben kann... als wir wieder auf der Insel ankamen machten wir noch ein paar Fotos mit den Kindern. Lili saß neben mir und bestaunte meine Haare. Sie hielt ihre an meine und dann sagte sie dass ich weiße Haare und sie schwarze Haare hätte. Dann begann sie in meinen Haaren rumzufuchteln und Schwuppdiwupp hatte sie einen typischen peruanischen geflochtenen Zopf aus meinen Haaren gezaubert. Ich merkte schon wieder wie sie ihre kleine Hand ausstreckte für Geld, somit bedankte ich mich bei ihr und verabschiedete mich. Ich ging mit gemischten Gefühlen von der Insel wieder aufs Boot.
Nach 2 weiteren Stunden Bootsfahrt und Mittagsessen auf einer anderen Insel wo es Regenbogenforelle aus dem See gab, kamen wir auf die Insel an wo unsere Gastfamilien uns erwarteten.
Sie riefen uns in Aymara zu: Kamasaraki ( Hallo) und wir riefen zurück Wailiki (was ungefähr heißt: danke mir gehts gut). Dann wurden wir herzlich von den dicken Mamas in bunter Tracht und schwarzen Zöpfen willkommen geheißen mit großer Umarmung und Händedruck. Als wir auf dem Weg zur Schule waren (dort fand die Übergabe zu den Gastfamilien statt) fingen die Männer an Orchester zu spielen und hinter uns herzulaufen. Mag sein, dass sie dafür alle Geld bekommen und sich vielleicht gar nicht so sehr auf uns freuen wie wir auf den Tag, aber in diesem Moment verspürte ich pures Glück.
Bei der Schule angekommen spielten die Jungs erstmal mit den einheimischen Fussball. Danach wurden wir von unserer Gastmama/ -papa in den traditionellen Trachten der Insel eingekleidet. Ich sah vielleicht aus! Dann spielte das Orchester wieder und die Familien fingen an zu tanzen. Schließlich mussten wir uns in Pärchen aufteilen und alles nachahmen, was sehr viel Spaß machte. (Siehe Bilder). Danach ging Kathrin und ich mit Viktor unserem Gastpapa nach Hause. Wir hatten ein ganz schickes Zimmer mit separatem Bad. Beim Abendessen wurden uns dann die zwei Kinder vorgestellt die noch von den 4 dort lebten. Der kleine David (9 Jahre) und Magalie (16 Jahre). David fing gleich an mit uns Karten zu spielen und teilte fleißig aus. Wir wussten überhaupt nicht um welches Spiel es geht und wie die Regeln sind, bis wir nach 5 Minuten endlich kapierten, dass es sich um Solitär handelte. Beim Abendessen ging dann plötzlich das elektrische Licht aus, denn ganz weit draußen auf dem Titicacasee war ein Gewitter zu sehen. So holte Viktor eine Kerze und wir aßen im Kerzenschein weiter. Lustig war, dass er keine Halterung für die Kerze hatte und einfach Davids Spielzeugauto dafür hernahm (siehe Bild).
Irgendwann ging das Licht wieder an und ich half Magalie noch bei einer Stickarbeit und hielt ihr den Stoff dazu fest. Dann ging ich um 9 ins Bett weil ich vor lauter Tanzen und der Kälte so müde war. (Wir aßen in Winterjacken, so kalt war es). In der Nacht bzw. Am frühen Morgen wurde ich vom Esel geweckt. Ja vom Esel nicht vom Hahn, keine Ahnung was der schon nachts um 4 Uhr wollte, aber man konnte ihn lauthals hören weil er nur 10 Meter von unserem Fenster wegstand. Unsere Familie hatte also einen Esel, einen Hund, ein Alpaka, ca. 10 Schafe und 3 Kühe. Nach dem Frühstück durfte ich auch beim Haushalt mithelfen. Ich brachte das Kalb auf die Weide, was gar nicht so leicht war weil es ganz schön störrisch war! Danach half ich beim Abwasch und meine Gastmama Lucrecia zeigte mir noch wie ich dir Kartoffeln waschen muss um sie von der vielen Erde sauber zu kriegen. Danach setzte ich mich auf eine bunte Decke um Bohnen zu peelen. Das war vielleicht ein Gefiezel... Aber ich machte es gerne. Es tat mir richtig gut diese Stunde einfach nur eine Bohne nach der anderen zu peelen und in den Topf zu schmeißen. Nicht großartig den Kopf anstrengen zu müssen und mal ne einfache (aber anstrengende) Arbeit auszuführen. Irgendwann saß sich Lucrecia zu mir auf die Decke und wir unterhielten uns so gut wie es ging auf spanisch. Sie erzählte mir von ihrem ältesten Sohn der in Cusco studiert und den sie nie sieht, das sie kein Geld hat um nach Machu Picchu zu reisen und fragte mich nach den verschiedenen Stationen auf meiner Reise. Mein spanisch reichte gerade so aus um mit ihr darüber zu kommunizieren. Der Papa von ihr wohnte auch bei ihnen und saß auf einem kleinen Hügel und zupfte die Plastikfäden aus einem Sack um diese für was anderes wiederzuverwenden. Er war 80 Jahre alt und wurde wahrscheinlich nur so alt weil er jeden Tag mitarbeitete. Lucrecia sprach mit ihm nur in Aymara und das ziemlich laut weil er schwerhörig war. Ich fragte David ob er auch Aymara sprechen kann aber meinte nur ein bisschen. Die Indianersprachen der Inka sterben leider aus-uns wurde gesagt dass die Leute dort nur Aymara sprechen aber im Gegenteil. Ich unterhielt mich mit denen nur auf spanisch und manche Familien konnten sogar gutes Englisch reden! Nach dem Mittagessen kleidete sich Lucrecia in ihrer Tracht um Fotos mit uns zu machen und begleitete uns noch zum Hafen. Dann verabschiedeten wir uns von ihr. Ich cremte sie nochmal am Arm mit meiner Voltaren Salbe ein weil sie eine Sehnenscheidenentzündung hatte. Sie bedankte sich sehr und meinte zu mir dass ich ein liebes Mädchen bin mit einem großem Herz. Da kamen mir etwas die Tränen in die Augen. Schließlich bekommen die Gastfamilien ja 5-6 mal im Monat Gäste und man könnte meinen, dass sie sich gar keine Gedanken über die einzelnen Personen machen bei so vielen homestays.
Zurück in Puno ging es mir am Abend als wir in ner Bar saßen plötzlich schlagartig schlecht. Ich bekam eine Lebensmittelvergiftung und die Nacht wurde zu einer der schlimmsten meines Lebens. Mit mir wurden noch 3 weitere gleichzeitig krank. Wir wissen nicht ob es vom homestay kam oder von dem essen in der Bar... Am nächsten Morgen ging es mir dann auch langsam wieder besser. Mein Körper war nur total schwach von der Nacht. Da wir aber den Tag nach La Paz fahren mussten (und dies wurde eine lange Fahrt ohne Mittagessen!!! 11 Std. waren wir unterwegs...) war ich nicht sehr erfreut darüber und wäre am liebsten im Bett liegen gegeben. Durch den anhaltenden Busstreik mussten wir mit der Fähre über den Titicacasee was 4 Std. Dauerte. Dann waren wir auf der bolivianischen Seite und mussten mit dem gesamten Gepäck 15 Minuten bergauf laufen. Ich weiß nicht wo ich bei dieser Hitze und vor allem nach dieser Nacht die Kraft hernahm... Das hat meinen Körper wieder mal auf bis aufs letzte geprüft auf dieser Reise. Dann ging es umständlich weiter mit Immigration in Bolivien und Geld wechseln. "Lohnt sich das alles für mich für (nichtmal) einen Tag in Bolivien?", dachte ich mir und ärgerte mich dass ich nichts zu essen im Magen hatte um ihn wieder aufzupeppeln. Dann ging es mit einer anderen Fähre nochmal ein Stück über den Titicacasee und schließlich konnten wir auf der bolivianischen Seite die letzten 2 Stunden nach La Paz weiterfahren. Als ich dann aus dem Fenster völlig müde und erschöpft schaute, hatte ich es wieder, das pure Glücksgefühl. Vor mir lag der Titicacasee (bolivianische Seite ist mit den 6000ern Bergen im Hintergrund noch schöner) im tiefsten blau, drumherum das Schilf im dunklen grün, die Berge mit ihren Schneegipfeln und die gelben Äcker drumherum worauf immer wieder vereinzelt Kühe, Schafe oder Esel standen. Was für eine Farbenpracht der Natur! Wie schön das Einfache doch sein kann! Kein Luxus, kein Wohlstand, kein Essen im Magen und völlig erschöpft, und trotzdem konnte mich dieser Moment mehr als alles erfüllen!
La Paz ist genauso hässlich wie Puno mit den gleichen roten unfertigen Ziegelsteinhäusern... Ich war froh diese Stadt größtenteils nur in der Nacht zu sehen. Denn so ergoss sich ein riesiges Lichtermeer auf dem Berg entlang zum Tal und wieder zurück.
Beim Abendessen gab es dann die große Verabschiedung und ich war doch echt sehr traurig all diesen Leuten Tschüß zu sagen obwohl mich manche mit ihrer Art echt mehr als einmal aufgeregt hatten... Nach drei Wochen hatten wir gelernt unsere verschiedenen Charaktere zu akzeptieren und diese bestmöglich in die Gruppe einzusetzen. So eine bunt zusammengewürfelte Gruppe hilft auch dem Wort Teambuilding eine ganz andere Bedeutung zu geben.
Diese 3 Wochen in Peru werde ich so schnell nicht vergessen :)
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