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Wo soll ich anfangen?
Die Wanderung von Lares nach Ollantaytambo ging über 3 Tage. Am ersten Tag machten wir morgens noch etwas Sightseeing und aßen dann zu Mittag am Startpunkt unserer Wanderung. Pünktlich zum Mittagessen kam dann auch der Regen. Das erste Mal Regen während meiner Reise in Peru und ausgerechnet an dem Tag wo wir wandern... Leider blieb es nicht nur bei etwas Regen sondern es strömte nur so, sodass wir letztendlich nach über 4 Std. komplett durchgeweicht am erstem Camp ankamen. (siehe Bilder). Ich war so froh meine neuen Wanderschuhe anzuhaben, meine Füße waren im Gegensatz zu anderen nämlich staubtrocken :) Nur meine Wanderhose bekam etwas Wasser ab, aber aufgrund der des speziellen Stoffs war sie nach ner Std. wieder trocken....
Am ersten Wandertag auf dem Lares Trek hab ich aufgrund des Wetters auch nicht so viel bzw. gar keine Bilder gemacht. Meine Kamera befand sich im wasserdichten Rucksack geschützt von nem Regenponcho. Aber als wir dann am Camp ankamen auf 3600m hörte es auch auf zu regnen. Vor uns lag ein Gletschter mit Schnee und ich befürchtete schon dass die Nacht nicht gerade warm werden würde. Die Aussicht war jedoch grandios. Als wir ankamen, folgten uns gleich die Dorffrauen um uns Sachen anzudrehen. Dabei hatten einige ihre kleinen süßen Kinder dabei. Eines war ungefähr 2 1/2 oder 3 Jahre und kam gleich auf uns zugerannt. Ganz ungewöhnlich für Bergkinder da diese normalerweise total schüchtern sind. Auf dem Weg sahen wir viele Kinder die Geschenke von uns erwarteten und schüchtern am Wegrand standen... Dieses Kind war aber so süß, es ließ sich auch ohne weiteres anfassen und fotografieren. So stupste ich es an die Nase und gab ihm einen Keks. Da kam ein breites Grinsen auf das Gesicht. Als ich der Kleinen die Bilder von ihr auf meinem Foto zeigte, lachte sie. Sowas hatte sie wahrscheinlich noch nie gesehen. Einer anderen Frau (siehe Bild mit Baby) kaufte ich ein Armband dann noch ab (der Hauptgrund war weil ich ein Bild von dem süßen Baby haben wollte). Jedes mal wenn ich es anlächelte hoppste es auf Mamas Schoß rum und freute sich wie verrückt. Ich kaufte letztendlich ein Armband das viel zu überteuert war. Ich merkte auch wie die anderen Frauen anfingen miteinander zu reden, dass ich viel zu viel Geld dafür ausgebe. Für das Geld (10 Soles = ca. 3 €) hätte ich 3 Armbänder auch bekommen. Aber ich gönnte der Bergrau das bisschen Geld. Die haben dort so ein hartes Leben. Sie sind immer d*** angezogen um sich vor der Kälte zu schützen. Um 5.30 Geht die Sonne unter sodass die Nächte lang und kalt werden.
Zum Abendessen bekamen wir dann erstmal heißen Tee (siehe Bild). Das Essen war echt lecker und die Köche ackerten sich eins mit ihren Taschenlampen hinten im Kämmerchen ab um uns satt zu bekommen.
Ich dachte immer, die wichtigsten Dinge im Leben sind ein Dach übern Kopf zu haben und genügend Essen. Aber hier verlegten sich meine Prioritäten auf warme Kleidung, trockenes Wetter und eine heiße Dusche!!! Mein Körper fror ganz schön diese Nacht. Es war eine wunderschöne Sternennacht. Keiner kann sich vorstellen wie viele Sterne es eigentlich gibt. Ich glaube diese Nacht alle im Universum gesehen zu haben. Leider war es nur sooo kalt, dass ich den Anblick nicht lange genießen konnte und lieber um 9.00 Uhr in meinen Schlafsack kroch. Dazu muss ich erwähnen dass ich Skiunterwäsche anhatte, einen Schal, eine Daunenjacke, eine Mütze und ein Paar Kuschelksocken und trotzdem fror! Ich habe ja immer kalte Füße, aber diese Nacht waren sie nicht nur kalt wie Eis sondern auch so hart! Ich wachte nachts auf und erschrack richtig als ich meine Füße anfasste. Sie waren steinhart vor Kälte.
Am nächsten Morgen wurden wir freundlich von einem der Köche mit Coca Tea aufgewacht. Er klopfte am Zelt und gab uns zwei Teetassen und heißes Wasser zum waschen. HEISSES WASSER! Was für ein Luxus!
Dann ging es zum Frühstück und um 6.30 gingen wir los. An diesem Tag erwartete uns die größte Strecke. Am ersten Tag hatten wir 10 km geschafft. Nun waren es 16km mit dem steilen Aufstieg zum Gipfel. Der Gipfel war noch 1200 Höhenmeter von uns entfernt, wir hatten also ein gutes Stück vor uns. Auf dem Weg sahen wir noch viele Kinder auf dem Weg in die Dorfschule wo ungefähr 100 Kinder in jedem Alter in die Schule gingen. Wahnsinn, dass diese Kinder täglich teilweise mehrere Stunden über Bergwege laufen um in die Schule gehen zu können! Und das alles in Sandalen! Bei dieser Kälte!
Auf 4000m machten wir u.a. eine Pause an einem kleinen See. Es gibt eine schlechte Nachricht. Leider gibt es auch auf 4000m noch Moskitos! Wer hat diese Dinger bitte erfunden???
Auf 4800m schneite es dann kurz und ich war wirklich fertig vom steilen Aufstieg. Manche von uns nutzten das Ambulanzpferd um nicht alles laufen zu müssen. Einige wurden wieder höhenkrank bzw. hatten die Grippe oder Magen-Darm... Ich war sehr froh nichts von allem zu haben und gesund den Weg laufen zu können. Das war schon anstrengend genug!
Nach dem Aufstieg ging es nochmal 1 Std abwärts zum nächsten Camp wo wir Mittagessen hatten. Hier war es Gott sei Dank auch wieder wärmer! Danach liefen wir weitere 4 Stunden herunter auf schließlich 3200m zum zweiten Camp. Dieses Camp befand sich wieder direkt an einem Fluss und die Aussicht aufs Tal war wunderschön. Beim Abendessen gab es dann vom Tourguide eine Hiobsbotschaft. Es gab einen Streik des öffentlichen Transportverkehrs. Für uns hieß das, dass wir am nächsten Tag schon um 4 Uhr aufstehen mussten um früher zum Bus zu gelangen um nach Ollantaytambo zurück zu kommen. Die Streiks fangen nämlich meistens erst um 9 oder 10 Uhr an, also versuchten wir davor einen Bus zu erwischen. Deswwegen mussten wir schon im Dunkeln loslaufen was eine Herausforderung für mich war, da ich kein Licht mithatte. Aber nach ca. 10 Minuten laufen ging langsam die Sonne auf und ich konnte mich an den hellen Steinen am Wegrand orientieren. Auf dem Weg nach unten überholten uns wieder die Pferdetreiber mit den 4 Pferden. Unglaublich wie die Männer den Berg rauf und runter rannten. Sie gingen immer später wie wir los um noch den Rest des Gepäcks zu packen und waren schneller unten wie wir! Und sie liefen ebenfalls in Sandalen! Unser Tourguide erzählte uns, dass es einen Wettlauf auf dem Inka Trail immer einmal im Jahr gibt. Der Rekord eines Einheimischen liegt bei 3 1/2 Stunden! Touristen brauchen für diese 44km 4 Tage!
Fast am Ziel unten angekommen sahen wir eine Wasserstelle wo der Tourguide letztens einen Puma gesichtet hat. Da war ich dann etwas aufmerksamer und schaute eine Weile in die Büsche auf und ab. Natürlich greifen Pumas keine Menschen an. Nicht mal Lamas weil die zu groß sind. Höchstens kleine Alpakas oder Babylamas. Und da wir uns an der Grenze von 2800m ca. befanden bei der die Pumas nicht weiter gehen weil zu viele Menschen weiter unten leben beruhigte mich dass noch mehr.
Der Streik allerdings sollte uns noch einige Probleme bereiten. Der Zug mit dem wir nämlich von Ollantaytambo nach Aguas Calientes (Stadt im Tal von Machu Picchu) fahren wollten streikte ebenfalls. Also mussten wir nochmal eine Nacht in Ollantaytambo schlafen... Da jedoch alle Zimmer vollausgebucht waren mussten wir erst bis zum Check out bis um 2.00 Uhr nachmittags warten um in die Zimmer zu können! Da wir schon seit 4 Uhr wach waren und alle dringend nach 3 Tagen eine Dusche benötigten, war die Stimmung eher am Boden.
Aufgrund des Streiks verpassten wir also auch den Sonnenaufgang in Machu Picchu... So mussten wir am nächsten Tag wieder um 4 Uhr aufstehen um den Zug um 5 Uhr nach Aguas Calientes zu erwischen und dann schließlich die schmale Straße hoch zum Machu Picchu zu fahren. Die Aussicht auf den Serpentinen war genial. Meter für Meter freute ich mich immer mehr auf den Berg mit der alten Inkastadt. Als wir schließlich um 7.30 Uhr ankamen war es natürlich schon hell. Aber es war eh neblig sodass wir den Sonnenaufgang nicht gesehen hätten.
Die Aussicht auf Machu Picchu als die Nebelvorhänge durch die Sonne hochstiegen war jedoch grandios. Ich fühlte mich ein bisscchen wie in der Filmkulisse von Avatar. Nach einer Rundführung legte ich mich auf eine der Terassen und genoss die Aussicht. Da ich die meiste Zeit nur seitlich lag behalte ich Machu Picchu in gedrehter Form in Erinnerung. Ich war froh den Trip geschafft zu haben. 3 Tage wandern, der Regen, die kalten Nächte und das frühe Aufstehen hatten meinen Körper an die Grenzen gebracht. Am liebsten hätte ich mir Machu Picchu ohne Touristen gewünscht. Es war nämlich ganz schön viel los. Ist halt ein Sightseeing Magnet... Aber da ich die meiste Zeit abgelegen die Aussicht genoss, störte es dann nur noch beim herunter laufen zum Ausgang.
Nach dem Mittagessen in Aguas Calientes und der Zugfahrt zurück nach Ollantaytambo erwartete uns dann der Bus zurück nach Cusco. Der Streik sollte uns jedoch noch so einige Streiche spielen....
Auf dem Rückweg fuhren wir die Serpentinen zurück nach Cusco. Plötzlich lagen überall große Steine auf der Straße, manche so groß wie Traktorreifen. Wir fragten unseren Tourguide ob es ein Erdbeben hier gab. Sie beruhigte uns dann und meinte, dass das vom Streik verursacht worden ist. Die Leute wollten das Monopol auf den Straßen endlich aufheben und als Protest sperrten sie die Straßen mit großen Steinen bzw. behinderten den Fahrtweg. Plötzlich standen wir nach einer Kurve vor einer riesigen Steinwand! Die Straße war komplett gesperrt! Wir befürchteten schon wieder nach Ollantaytambo zurückkehren zu müssen. Aber was machte der Busfahrer? Er fuhr an der Seite vorbei! Wir dachten alle wir sterben nun. Der Bus stand im 45 Grad Winkel auf dem äußersten Stein und nutzte noch das letzte Grashälmchen am Straßenrand um auf die andere Seite zu kommen. Wohlgemerkt an einem Abgrund. Als wir es geschafft hatten klatschten wir alle und waren froh noch am Leben sein zu dürfen.
Nach 10 Minuten Fahrt erwartete uns jedoch eine weitere noch größere Steinmauer. Diesmal konnten wir nicht an der Seite vorbei fahren und mussten einen langen Umweg fahren um schließlich in Cusco abends wieder anzukommen.
Solche Abenteuer hatte ich nicht mit eingeplant und mir auch nicht gewünscht :D Nun sind wir aber alle heil in Cusco wieder und können uns von den Strapazen bis Montag Morgen erholen. Danach geht es weiter nach Puno und zum Titicacasee.
Fortsetzung folgt ;)
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