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4:30 Uhr aufstehen - mit einem selbstgemachten kleinen Wagen macht sich der 23-jährige Samuel auf den Weg zu dem riesigen Markt „Gicomba". Ein Markt, der Kleidung, Schuhe und vieles mehr anbietet. Schiffe aus ganzer Welt kommen mit all vorstellbaren Spenden aus den USA, Europa usw. zur Küstenstadt Mombasa, von wo aus die Waren dann über das ganze Land verteilt werden. Früh am Morgen kann Samuel Waren um 1 bis 2 Euro günstiger einkaufen. Es ist für Ihn wichtig einer der Ersten zu sein, denn um gute Waren zu finden muss er schon ein wenig wühlen. Nachdem er das ganze übrig gebliebene Geld der letzten Woche investiert hat, schleppt er seinen Wagen zwei Stunden lang zu seinem Standplatz. Dies ist gewiss nicht ungefährlich, denn der Verkehr kennt keine Regeln, auch der Wagen ist enorm schwer. Angekommen baut Samuel seinen Stand auf und hofft auf ein paar Kunden, um die Waren um diese 1 bis 2 Euro teurer weiterzuverkaufen. Seine Frau Faith Patience erwartet ihr drittes Kind, aber Samuel kann kaum die ersten beiden Kinder ernähren, noch die Miete über 30 Euro rechtzeitig bezahlen. Doch auch an diesem Tag ist Samuel voller Hoffnung ein bisschen Geld nach Hause bringen zu können. Ich habe von ihm an diesem Tag zwei Paar Schuhe und ein T-Shirt gekauft. Mit einem Lächeln und den Worten „Gold blesses U" hat er sich bedankt und sich von mir verabschiedet. Um 18 Uhr geht die Sonne unter, genügend Zeit um alles einzupacken, den weiten Weg im Dunkeln nach Hause zu gehen, gemeinsam mit der Familie zu essen und noch ein bisschen Schlaf zu bekommen. Jeden Tag, sieben Tage die Woche. 365 Tage im Jahr.
5:30 Uhr aufstehen - Beten, in der Bibel lesen. Das Bett machen, aufräumen. Danach Laufen gehen, Liegestütze und Sit-Ups machen. Sich fit zu halten ist sehr wichtig für Ali. Nach dem Sport wird geduscht. Um 7:30 Uhr Frühstück und danach den Tag planen. Dieser Plan hängt auf der Tür in Eliamins 1-Zimmer-Wohnung in Eastlands, der ärmeren Hälfte von Nairobi im Osten, bei der er Bad und WC mit einer Familie teilt. Die Miete von 50 Euro ist teuer, aber die Gegend ist ruhig und weitgehend ungefährlich, gerade richtig für einen Künstler. Er lebt seit dem 15. Lebensjahr alleine. Seine Familie hat er nachdem er aus Rwanda nach dem Genozid-Drama nach Kenia gewandert ist nie mehr wieder gesehen. Oft fühlt er sich einsam, besonders aber an Feiertagen, wenn seine Freunde erzählen sie verbringen den Tag mit ihren Familien. Freundin hat er keine, denn die große Liebe hier zu finden ist sehr schwer. Sein Traum ist es, ein Tattoo-Studio in Westlands, der reicheren Hälfte von Nairobi im Westen, zu eröffnen. Doch die Mieten dort sind unbezahlbar für ihn. So tätowiert und malt er zu Hause in seinem Zimmer. Doch was er sparen kann, spart er. Das ist allerdings nicht viel, denn er schickt auch monatlich etwas Geld seiner Mutter, die mittlerweile in Tansania wohnt. Manchmal hat er viel Arbeit, manchmal ist er einfach nur da. Geld verdient er sich mit Tattoos, Airbrushbilder, Rucksäcke designen, Schuhe, Autos und Busse bemalen und alles andere Mögliche, was mit Kunst zu tun hat. Bei der letzten Wahl des Präsidenten hat er ein politisches Graffiti mit ein paar Freunden in der Innenstadt gemacht. Es war drei Tage lang in den Medien, doch bis heute weiß keiner von wem es ist. Darauf war er sehr stolz als er es mir gezeigt hat. Eliamin hat nich nur ein Lebensmotto, er hat viele. „I have to work hard and one day I can buy a shop in Westlands. If its ment to be it will be". "I have to move on with life, no matter what". "Be focused on what I want and be patient". "I have to be strong to achieve my goals". "Be happy with the life I have, so many people are not having the life I have".
Ich habe so viel von Eliamin gelernt. Ich habe über zwei Monate mit ihm verbracht, tägliche Probleme mit ihm geteilt, seine Arbeit kennen gelernt, mich ganze Nächte lang mit ihm über das Leben unterhalten und vieles mehr. Er hat mir so viel von Kenia und Nairobi gezeigt und erzählt, wie schwer das Leben hier ist und wie ungewiss die Zukunft hier ist. Kenia ist voller Korruption; der Präsident von Kenia ist der am meisten verdienende Präsident der ganzen Welt! Ich hab noch nie einen Menschen getroffen, der so voller Ruhe, Geduld, Lebensfreude, Hoffnung auf ein besseres Leben und die Erfüllung seines Traumes ist, aber gleichzeitig jeden Tag genießt und versucht jeden Tag glücklich zu sein. Er sagt immer: „U never know, maybe u don't wake up the next morning. So I cannot be mad because of something I cannot change". Er hat seinen Laptop einem Freund geliehen, den er nie wieder gesehen hat. Seine externe Festplatte hat er auch einem Freund geliehen, der einfach das Innere ausgetauscht hat und sie kaputt wieder zurückgegeben hat. Alle Bilder seiner Malereien, Tattoos etc sind weg. Doch darüber war er nicht mal eine Sekunde lang verärgert. Seine Worte waren nur „I have to work hard, than i can buy a new one. Money comes and goes, it will always be like that". "When u have to go from this world, u can't go with money, but with your family and your friends. They will not speak about your money when ur dead, they'll speak about how u were as a person".
Er ist einer der wenigen, denen ich wirklich vertraut hab. In 9 Tagen flieg ich wieder nach Hause nach Österreich, doch darüber sprechen wir kaum. Dazu sagt er nur diese Worte „Moments for life".
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