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Hallo zusammen
Von Kathmandu aus flog ich nach Bangkok und hatte wohl das erste Mal so richtig Schiss beim fliegen: Sobald das Flugzeug über die Höhe der Gipfelkrone (und damit aus deren Windschatten) der Himalayas aufstieg wurde das Flugzeug hin- und hergeschuettelt. Später teilte uns der Pilot dann noch mit, dass wir pro Stoss ca. 50m rauf- oder runter gestiegen seien, doch viel schlimmer als die Schuettelei waren eigentlich die Aechz-Geraeusche des Flugzeuges - und die ängstlichen Blicke der Stewardessen!! Auf jeden Fall waren alle froh als wir Bangkok landeten und aus der Maschine aussteigen konnten.
In Bangkok selber organisierte ich mir ein Visum für Vietnam und wartete auf Dave von der Tibet-Gruppe, mit welchem ich dann noch Vietnam und Kambodscha bereisen wollte. Doch wir waren beide ein wenig krank und konnten deshalb unsere Zeit in Hanoi nicht wirklich geniessen. Das berühmte Hanoi Hilton, das Kriegsgefangenenlager für abgeschossene amerikanische Piloten, erwies sich als grösserer Reinfall, einziger „Höhepunkt" war der Fallschirm und Flieger-Dress von John McCain, welcher hier einige Jahre einsass.
Danach fuhren wir mit dem Friendship-Express suedwaerts zum ehemaligen Saigon, jetzt Ho Chi Minh City genannt. In den 36h, welche diese Zugfahrt dauert konnten wir nicht wirklich viel schlafen, teilten wir unsere Kabine doch mit einer älteren, tauben Frau und deren Sohn, welcher sie gerne mit langen, lauten Geschichten unterhielt - morgens um 5 Uhr! Konkurriert wurden die beiden noch von der Propaganda-Susi aus dem Lautsprecher, welche uns gerne darüber informierte, dass „der geliebte Führer und weltbekannte und geachtete Philanthrop Ho Chi Minh in dieser Provinz geboren wurde".
In Saigon angekommen hatten wir dann enormes Glück, fanden wir doch sogleich ein Bus nach Phnom Penh - in Vietnam hielt uns nichts mehr.
Kambodscha wurde nach dem Rückzug der Amerikaner in Vietnam gleichfalls von den Kommunisten überrollt - der Khmer Rouge. Doch im Gegensatz zu anderen kommunistischen Staaten wurde hier ein Terror-Staat aufgebaut, in welchem die Grausamkeiten keine Grenzen kannten. So wurden als erstes alle Stadtbewohner aus den Städten vertrieben, sind doch die Bauern die wahren Arbeiter der Gesellschaft. Als danach auch noch die geistige Elite gezielt ausgeschaltet wurde (rausgepickt nach Kriterien wie „besitzt Bücher" oder „trägt eine Brille") stürzte das einst florierende Land in eine Hungerkrise. Gleichzeitig verscherzte es sich die Führung mit den kommunistischen Bruderstaaten und der „Bruder Nr. 1", Pol Pot, sah nur eine Erklärung für das alles: Kambodscha musste unterwandert sein von Spionen und Saboteuren!
Und so entstanden im ganzen Land Folterzentren und Killing Fields: Eine einfache Denunziation reichte um verhaftet zu werden und einer „Befragung" unterzogen zu werden. Die Gefangenen wurden einfach solange gefoltert bis sie zugaben entweder für die CIA, den KGB oder gleich beide spioniert und sabotiert zu haben. Danach wurden sie zu den nahegelegenen Killing-Fields gebracht und auf brutalste Weise getötet: Babies wurden gegen Bäume geschlagen, die Erwachsenen wurden wahlweise mit Macheten oder Knüppeln irgendwie ins Massengrab verfrachtet und dann mit Erde überschüttetet.
Ich beschreibe dies so plastisch, weil ein Besuch des bekanntesten Folterzentrums, Tuol Sleng in Phnom Penh, einen verletzt, wütend und auch verängstigt zuruecklaesst. Verletzt, weil einem die Wände voller Fotos von getoeten Kleinkindern den Glauben ans Gute im Menschen rauben. Wütend, weil hier ein paar Wahnsinnige mit der Hilfe von ungebildeten Landkindern innert 4 Jahren 1,3 Millionen Menschen auf brutalste Weise ermorden konnten, während die Welt tatenlos zusah. Und verängstigt, weil zur Zeit genau das gleiche passiert in Teilen von Afrika, in Libyen und Syrien. Wie können wir Menschen uns als Krone der Schöpfung bezeichnen, wenn wir offensichtlich nicht in der Lage sind zu lernen?!
In den darauffolgenden Tagen besuchten wir noch Angkor Wat, eine beeindruckende Tempel-Anlage aus dem 11.-15. Jahrhundert, welche teilweise überwuchert vom Urwald. Doch ich musste feststellen, dass sich bei mir nach Inkas, Mayas und Tibetern langsam eine gewisse Tempel-Müdigkeit einstellt. Und so war ich nicht allzu traurig, dass wir schon bald weiterzogen, zurück nach Bangkok. Hier trennten sich meine und Daves Wege bis auf Weiteres: Während er mit einer Spezial-Mission nach Kuala Lumpur flog reiste ich mit einem eingeflogenen Arbeitskollegen weiter. Wir arbeiteten uns, Insel für Insel, von Phuket über Koh Phan Gan und Perhentian Besar langsam suedwaerts, besuchten noch die Cameron Highlands (Tee, Erdbeeren und vor allem angenehmen Temperaturen, da auf 1500m gelegen) und erreichten dann via Kuala Lumpur Singapur.
Mittlerweile bin ich wieder auf dem Weg nach Kuala Lumpur, wo Dave grade versucht, seine Dissertation fertigzuschreiben. Lange kann ich ihn allerdings nicht mit Geschichten von meinen mittlerweile über 1000h/29'000km Landweg davon abhalten, denn am 5.7.2011 frühmorgens muss ich in Bangkok sein. Denn dann geht mein Rückflug nach Zürich.
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