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Nachdem wir einen Monat kein Internet und keinen Handyempfang hatten, sind wir jetzt wieder in der Zivilisation.
Wir haben auf einer Schaf- und Rinderfarm gearbeitet. Das heißt 3000 ha Weideland mit 15000 Mutterschafen... und mindestens genau so vielen Lämmern, das wurde uns dann später leider zum Verhängnis.
Die erste Woche fing mit einem Wochenende an, also ganz entspannt. Wir sind auf den nächstgelegenen "Hügel" gelaufen, von diesem hatten wir einen wahnsinnigen Ausblick auf das Tal, in dem auch unser Haus stand. Wir hatten ein ganzes Haus für uns alleine.
Als wir wieder unten waren und uns die Ställe anschauen wollten, kamen die beiden Besitzer der Farm mit Quads an und fragten uns, ob wir schonmal eine Kuhgeburt gesehen hätten. Als wir dies verneinten, meinten sie, dass wir mitkommen könnten um eine zu sehen. Es war irgendwie echt eher eklig, aber das Kälbchen war süß.
Am Montag war dann unser erster Arbeitstag und wir mussten einen Elektrozaun einsammeln... Kann nicht so schwer sein dachten wir uns... Nach 4 Stunden waren wir dann anderer Meinung. Das Seil war komplett verhädert und es war ein einziges Desaster. Als wir dann um 12 immernoch nicht wieder da waren, kam dann mal jemand nach uns schaun... wir durften dann das Ganze am Nachmittag enthädern. Neben dem Enthädern mussten wir noch Wickelfolie ( oder wie das heißt was man um Silageballen wickelt) aus dem Boden rupfen. Das war unser super glorreicher erster Tag.
Mo hat das ganze Seil dann am Abend mit einer Schere enthädert und am nächsten Morgen sah das Elektroseil aus wie neu, Mos Hände waren dafür total offe.
Die restliche Woche mussten wir eher unnötige sachenn machen wie Isolatoren von Weidezäunen schlagen und Holz von einer Weide aufsammeln und auf einen Haufen stapeln. Der Höhepunkt dieser Woche war, dass wir den Garten von den Eltern auf vordermann bringen mussten, plus den Wirlpool säubern.
Am Dienstag war es extrem windig und ein Fenster, welches anscheinend nicht zum öffnen war, ging auf. Also mussten wir uns irgendwas einfallen lassen um dieses Fenster wieder zu zumachen. Wir schafften es zum Glück auch, waren aber immer dadrauf gefasst, dass es wieder aufgehen könnte.
Die 2. Woche verlief fast wie die erste, Mo durfte 2 verwaiste Lämmer füttern, wir lernten, dass wenn ein Kalb stirbt die Haut dessen abgezogen wird und ein Kalb von einem Milchbetrieb das Fell übergestülpt bekommt und somit für die Kuh des toten Kalbes dessen Geruch annimmt und deswegen von der Kuh als ihr Kind akzeptiert wird. Und wir mussten spritzen, keine Tiere sondern Ginster, da dieser die Weiden zuwuchert und somit den Schafen das Futter wegnimmt. Hier machten wir auch unsere erste Erfahrung mit Gummistiefeln die zwar dicht aussahen, es aber leider nicht waren. Das Gebiet welches wir bearbeiten sollten, war ein an einigen Stellen wirklich steiler Berg mit viel Matsch. Also ideal für kaputte Gummistiefel. Hin und wieder bekammen wir den wunderbaren Geruch von verwesendem Schaf in die Nase und der Anblick dieser war genau so schön. In Neuseeland werden die Schafe, wenn sie sterben dort liegen gelassen.
Am Ende der 2. Woche fuhren wir nach Palmerston North, eine Stadt die komplett langweilig ist, aber es war wenigstens wieder Zivilisation.
Nach diesen ersten 2 Wochen in denen wir uns manchmal ein wenig überflüssig fühlten, fing dann die richtige Arbeit an. Wir mussten Docken. Das heißt den süßen, kleinen Lämmchen die Schwänze abschneiden.
Zu erst haben wir das im Schafstall gemacht, und Schafstall bedeutet hier der Ort wo die Schafe sortiert werden. Hier werden die Schafe geschoren, zum Schlachter verfrachtet oder halt gedockt. Die Schafe werden dann sortiert nach Lamm und Mutterschaf, einem Schaf hat das nicht so gefallen und ist über das Gitter gesprungen. Bei den ersten paar Malen ging alles gut, nur als wir das Schaf in der Box hatten wo es hin sollte, sprang es wieder und dieses Mal brach es sich den einen Vorderlauf, es war ziemlich wiederlich, da es ein offener Bruch war.
Aber wieder zurück zum Docken, Cassi musste nun die Lämmer auf so eine Art Fließband legen, dann wurde den Lämmer mit einer Zange das Jahr der Geburt und das Zeichen der Farm in die Ohren gestanzt, als nächstes wurden die männlichen Lämmer kastriert und dann wurden allen mit einer glühend heißen Zange die Schwänze abgemacht. Mo musste den Lämmern danach die Stelle mit einer Flüssigkeit besprühen, diese verhindert, dass Fliegen ihre Eier dort ablegen.
Nun kann man sich vorstellen, dass freilebende Lämmer sich nicht gerne anfassen, und schon gar nicht gerne hochheben lassen. Somit fand Cassi Lämmer schon nach dem ersten mal docken nicht mehr süß und niedlich, sonder es sind einfach nur noch kleine schreckliche Monster.
Aber docken war immernoch besser als irgendwelche Gärten von Unkraut und Moos zu befreien.
Die nächsten beiden Wochen haben wir dann gedockt, meistens draußen auf irgendwelchen Weiden, die immer einen wunderschönen Ausblick boten.
An einem Tag hatten wir eine Gans die sich irgendwie total als Schaf fühlte, es lief die ganze Zeit mit den Schafen rum, auch als wir die Schafe in einer kleinen Weide hatten wo sie alle total gequetscht standen, die Gans verließ nie deren Seite. Selbst als wir dann Schafe und Lämmer sortiert haben, die Tiere werden durch einen Pfad getrieben und dann sind dort 2 schieber und jenachdem ob es ein Lamm, ein Muttertier oder ein nicht führendes Tier ist sortiert, ging die Gans mit.
Am nächsten Tag haben wir dann Gänseeier gefunden. Wir haben diese behalten, aber es sind nie Küken geschlüpft.
An dem Tag machte Mo die Tür von unserem Buggy auf, das Auto mit dem wir auf der Farm gefahren sind, und es kam ihr ein Lamm entgegen. Alle anderen fanden es ziemlich lustig, denn Mo hat sich total erschreckt und konnte sich nicht erklären wie das Lamm in das Auto kam. Es stellte sich heraus, dass das Lamm ein Waise war und mit runter in den Schafstall sollte.
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